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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gehen und darauf hoffen, dass sie niemand von den Soldaten bemerkte – und sie im Gegenzug wie verabredet auf Leonid stieß. Falls er nicht da sein sollte, würde sie versuchen, seine Hütte zu finden. Seine Behausung schien nicht allzu weit entfernt zu sein, ein paar Kilometer vielleicht. Viktoria besaß einen modernen GPS-Kompass und war in der Lage, ihn zu lesen. Der Regen und das Donnern hatten aufgehört, doch überall waren kleinere und größere Pfützen zurückgeblieben. Im Zickzackkurs huschte Viktoria in der Dämmerung zwischen den Baracken hin und her und wäre dabei beinahe einem von Lebenovs Söldnern in die Arme gelaufen, der wachsam das Gelände inspizierte. Bevor der Mann auf sie aufmerksam wurde, duckte sie sich rasch und kroch auf allen vieren hinter das Waschhaus. Aus dem schmalen Saunafenster drangen Stimmen, die Lebenov und Bashtiri gehörten.
    »Hast du eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, dass die Katastrophe von Tunguska keinen natürlichen Ursprung haben könnte?« Es war Lebenov, der diese Frage stellte.
    |221| »Was willst du damit sagen?«, brummte Bashtiri mit erschöpfter Stimme. »Denkst du etwa auch, dass wir Besuch von Außerirdischen hatten?« Ein leises Lachen war zu vernehmen, das sich beinahe anhörte wie das Meckern einer Ziege.
    »Du kannst dich ruhig darüber amüsieren«, erwiderte Lebenov ernst. »Interessant ist in jedem Fall, dass in den Archiven von Moskau keinerlei Aufzeichnungen durch den Geheimdienst des Zaren zu diesem spektakulären Ereignis vorliegen. Und auch sonst existieren kaum Berichte vom Zeitpunkt der Katastrophe. Das ist doch merkwürdig, nicht wahr? Da erschüttert ein riesiger Feuerball die halbe Welt, und außer ein paar spärlichen Aussagen durch tungusische Einheimische ist dieses Geschehnis durch nichts dokumentiert. Normalerweise hätte es den Zaren und seine Dritte Abteilung doch interessieren müssen, wenn eine solch gewaltige Explosion weite Teile des Landes verwüstet. Zumal sich die ausländische Presse sehr wohl mit dem Erdbeben und den anschließenden Licht-Phänomenen beschäftigt hat. Tatsache ist, dass die ersten russischen Forscher erst Ende der zwanziger Jahre hier aufgetaucht sind, um nach den Ursachen zu suchen. Und jetzt finden wir heraus, dass es hier außer einem zweifelhaften mit Wasser gefüllten Krater noch merkwürdige metallische Rückstände gibt, die nicht zu erklären sind. Dazu finden wir zwei seltsam entstellte Leichen, von denen mindestens eine im Jahre 1902 eine Verbindung zum Polytechnischen Institut von Sankt Petersburg hatte.«
    Ein lautes Zischen erschreckte Viktoria so sehr, dass sie aufsprang. Ein Schwall piniengetränkter Luft dampfte aus dem Lüftungsschlitz der Sauna und ließ sie aufkeuchen. Bevor sie ein Hustenreiz übermannte, legte sich eine Hand auf ihren Mund, und ein starker Arm verurteilte sie zur Reglosigkeit. Ihr Herz hämmerte gegen die Brust, als jemand sie wortlos in ein Gebüsch in der Nähe zog und sie zu Boden drückte. Erst dann konnte sie sehen, dass es Leonid war, der sie anlächelte. Im selben Augenblick wurde die hintere Tür des Häuschens geöffnet, und Lebenov taumelte hinaus, ein weißes Handtuch um seine speckigen Hüften geschlungen, und pfiff einen seiner Söldner heran. In Badeschuhen ging er dem Mann entgegen und wechselte ein paar Worte mit ihm.
    |222| »Das war knapp«, flüsterte Viktoria, mit der Gewissheit, dass Lebenov und der Soldat sie weder hören noch sehen konnten.
    Nachdem Lebenov wieder in der Sauna verschwunden war, fasste Leonid sie sanft bei der Hand und gab ihr mit einem stummen Fingerzeig zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte.
    Über Wurzeln und niedrige Sträucher stolperte Viktoria zwischen dicht stehenden Lärchen und Birken hinter ihrem Begleiter her. Leonid setzte seine Schritte in erstaunlicher Sicherheit, während er mit ihr durch eine unerwartet helle sibirische Nacht hastete.
    Ab und an warf er einen Blick zurück. Seine Miene blieb angespannt, offenbar fürchtete er, dass ihnen jemand folgen könnte. Dann lächelte er kurz und zog sie weiter. Viktorias Blick glitt über seine zusammengebundenen pechschwarzen Haare, die ihm lang und glatt bis in den Rücken reichten. Ihr Augenmerk wanderte weiter über das aufgekrempelte Lederhemd zu den sehnigen Unterarmen, bis hin zu seinem muskulösen Hinterteil, das sich durchaus beachtenswert unter seiner Tarnfleckhose abzeichnete. Irritiert nahm sie zur Kenntnis, dass ihr der Anblick gefiel. Bisher hatte

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