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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Trance versunken.
    »Hat es etwas mit dem See zu tun und mit dem, was dort vor gut einhundert Jahren geschehen ist?«
    »Es ist besser, mein Junge, wenn du die Geister ruhen lässt. Falls du es nicht tust, erweckst du eine ganze Dämonenarmee zum Leben, denen alle Schamanen der Welt nicht mehr Herr werden können.«
    |192| Der Alte öffnete wieder die Augen, sein Blick wirkte düster, als würde er Unheil verkünden. Leonid erschauerte. So hatte er Taichin noch nie erlebt.
    »Geh nach Hause, in deine Hütte«, sagte der alte Schamane ruhig, »und reinige deine Gedanken! Ich werde dafür sorgen, dass man dich und deine Babuschka in Ruhe lässt.«
     
    Andrej Lebenov gehörte nicht zu den Leuten, die Freunde hatten. Wenn er sich genau besann, hatte er nie welche gehabt. Seilschaften machten seine sozialen Kontakte aus, die nicht das Geringste mit aufrichtiger Zuneigung zu tun hatten. Vielmehr spielten Ruhm und Ehre eine wichtige Rolle – Ruhm, um von den unteren Rängen akzeptiert zu werden, und Ehre, weil es sich um eine Art Vertrag handelte, wenn man sich gegenseitig unter die Arme griff. Eine Hand wäscht die andere. Wie du mir so ich dir. Mitgefangen, mitgehangen. Das waren Losungen, die ihn und seine Kameraden zusammenhielten.
    Bashtiri gehörte auch zu diesen Seilschaften. Doch Lebenov und den Chef von TAIMURO verband noch etwas anderes, das sie ab und an in einem Meer von Champagner und Wodka ertränkten.
    »Was gibt’s Neues?«, fragte ihn Bashtiri mit einem erwartungsvollen Blick, als er Lebenov in seiner Behausung am Rande des Camps empfing. Seit dem mysteriösen Tod des Sicherheitsangestellten befanden sich Bashtiris Bodyguards in ständiger Alarmbereitschaft und patrouillierten permanent auf und ab. »Wie geht es Doktor Vanderberg? Hat sie ihr Gedächtnis endlich wiedergefunden?«
    Bashtiri reichte Lebenov einen Whiskey und bat ihn mit einer Geste, in einem der bequemen Ledersessel Platz zu nehmen, die er eigens aus Moskau hatte hierher bringen lassen.
    Lebenov konnte sich denken, dass sich Bashtiri am liebsten aller Forscher entledigt hätte. Mit einem Mal empfand er die Vorstellung, dass sie die Geschehnisse zu sehr analysieren konnten, als lästig. Womöglich kamen sie dabei zu dem Schluss, dass seine Absicht, ein neues Gasfeld zu erschließen, zu Problemen führen konnte, deren Auswirkungen nicht abzusehen waren.
    »Viktoria Vanderberg hat sich überraschend schnell erholt«, erwiderte Lebenov nach kurzem Zögern. »Offenbar denkt sie wie die anderen |193| auch nicht daran abzureisen. Im Gegenteil, sie ist gewillt, die Untersuchungen fortzusetzen. Aber es gibt da eine weitere Neuigkeit, die dich vielleicht interessieren könnte.«
    »Sag bloß, ihr habt den Fallensteller erwischt?« Bashtiri blickte ihn interessiert an.
    »Nein, noch nicht. – Kannst du dich an Leonid Borisowitsch Aldanov erinnern?«
    Bashtiri kniff seine Lider zusammen. Dann nickte er kaum merklich. »Das war doch der junge Oberleutnant, dem unser Präsident posthum für seinen Einsatz in Grosny die Heldenmedaille verliehen hat?« Er sah Lebenov abwartend an und nippte an seinem Whiskey. »Hast du nicht dafür gesorgt, dass er uns nicht mehr behelligen kann?«
    »Meine Leute haben mir versichert, dass er tot auf dem Grund des Terek liegt.« Lebenov nahm einen Schluck und ließ ihn auf der Zunge zergehen. Dabei schaute er Bashtiri direkt in die Augen. »Angeblich war es nicht möglich, seine Leiche zu bergen. Und das ist es, was mir plötzlich zu denken gibt.«
    »Und was hat er mit deinem Einsatz heute in Vanavara zu tun?«
    »Unsere hübsche Geophysikerin will ihn angeblich erkannt haben. Heute Morgen war ich mit ihr zusammen beim Stammesführer in Vanavara. Wusstest du, dass es sich bei dem Mann um Aldanovs Großvater handelt? Wir waren in seiner Jurte, und auf einem uralten Foto hat sie Aldanovs Gesicht erkannt. Sie meinte, er könne der Mann gewesen sein, der sie gerettet hat.«
    Bashtiri war blass geworden und setzte das Glas auf einem Tischchen ab, bevor er unvermittelt aufstand und ans Fenster ging. »War sie sicher, dass er es gewesen ist, der sie gerettet hat?« Er wandte sich zu Lebenov um, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. »Ich meine, vielleicht hat sie sich getäuscht. Du weißt so gut wie ich, dass die Einheimischen in den Augen gewöhnlicher Europäer alle gleich aussehen.«
    »Sie schien sich recht sicher zu sein. Die Großmutter hat den Tod des Mannes nochmals bekräftigt. Sein Großvater war nicht zu

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