Scharfe Sachen für die Diva
.«
Hätte ich ihr ins Gesicht
gespuckt, wäre das wahrscheinlich noch der Ehre zuviel gewesen. Ich wandte mich
nur wortlos ab und verließ das Haus.
9
Ich aß unterwegs eine
Kleinigkeit in einer Imbißstube und fuhr dann nach
Hause, statt zum Ranchero zu fahren
und meiner Klientin einen Besuch abzustatten. Sie
hatte mich engagiert, um herauszufinden, wer sie geblendet hatte und warum, und
nun besaß ich die Antwort auf beide Fragen. Warum eilte ich dann also nicht zu
ihr, sondern an den heimischen Herd? Eine berechtigte Frage, deren Beantwortung
ich bewußt vor mir herschob, weil mir davor etwas unheimlich war.
Gegen vier Uhr nachmittags
läutete bei mir das Telefon, und ich hob den Hörer ab. Es meldete sich jedoch
niemand, nachdem ich meinen Namen genannt hatte. Statt dessen hörte ich nur das leise Klicken, wenn jemand wieder auflegt. Die
Achtunddreißiger steckte fest in dem Gürtelhalfter, den ich trug, und gab mir
ein bescheidenes Gefühl von Sicherheit. Die einzige Politik, die ich im
Augenblick verfolgen konnte, war geduldige Inaktivität. Das heißt zu warten,
bis jemand anders die Initiative ergriff. Etwa zwanzig Minuten später läutete
es an der Haustür. Ich öffnete mit der Pistole in der rechten Hand.
Die beiden musterten mich mit
leicht verblüfften Mienen, als wollten sie damit sagen, ich wüßte doch
schließlich, daß wir alte Kumpels seien.
»Dürfte ich bitte genau
erfahren, was Sie wünschen ?« fragte ich.
»Wir wollen Ihnen bloß in aller
Freundschaft einen kleinen Besuch abstatten, Mr. Holman«, erwiderte Grant
Denver mit strahlendem Lächeln. »Mr. Friar bat uns, mal bei Ihnen
vorbeizuschauen, weil Sie ein paar Dinge erfahren sollten .«
»Ja«, pflichtete Herbie ihm
zögernd bei. »Sehen Sie !« Er knöpfte sein Jackett auf
und schlug es weit zurück. »Ganz sauber, Mr. Holman. Keine Waffe. Gar nichts!«
»Okay«, sagte ich. »Also worum
geht es ?«
»Könnten wir nicht vielleicht
zu Ihnen hineinkommen ?« fragte Grant höflich. »Ich
meine, Sie könnten Ihre Pistole ja ruhig in der Hand behalten, falls Sie das
beruhigt, Mr. Holman. Uns stört das nicht. Aber es wäre doch netter, wenn Sie
uns ins Haus lassen würden .«
Es schien mir einigermaßen
gefahrlos zu sein, ihrer Bitte zu entsprechen. Hätten die beiden nur vorgehabt,
mich auseinanderzunehmen, wären sie wahrscheinlich anders vorgegangen. Deshalb
machte ich die Tür weiter auf, ließ beide an mir vorbei gehen und folgte ihnen
dann ins Wohnzimmer.
»Ein nettes Häuschen haben Sie,
Mr. Holman«, erklärte Grant mit anerkennendem Blick.
»Ja, wirklich gemütlich«,
pflichtete Herbie ihm bei.
Sie ließen sich beide auf der
Couch nieder und sahen mich erwartungsvoll an. Ich steckte die Pistole weg und
setzte mich dann in einen Sessel ihnen gegenüber.
»Morris Darrach hat Mr. Friar
alles erzählt, was im Haus von Teresa Klune vorgefallen ist«, begann Grant. »Mr. Friar meint, Darrach hätte ein bißchen zu
heftig reagiert und Sie geradezu herausgefordert zuzuschlagen .«
»Sehr freundlich von Mr. Friar,
die Sache so zu betrachten«, bemerkte ich.
Grant strahlte noch immer. »Mr.
Friar ist von Natur aus nicht nachtragend und läßt Vergangenes gern begraben
sein. Deshalb sollen Sie die chinesische Vase ruhig vergessen. Er hat es
nämlich auch schon getan .«
»Sehr schön«, versetzte ich.
»Also Schwamm drüber.«
»Und er hofft, Sie vergessen
ebenfalls unser kleines... äh... Mißverständnis im Taboo -Club .«
»Natürlich«, versicherte ich.
»Ich weiß gar nicht mehr, wovon Sie überhaupt reden .«
»Großartig, Mr. Holman!« Hinter
seinen Brillengläsern glänzten seine Augen wie zwei Christbaumkerzen. »Ich bin
wirklich froh, daß wir diese Punkte erst einmal geklärt haben. Mr. Friar meint,
nun verstanden zu haben, daß Sie von Ihrem Klienten engagiert worden sind, um
herauszufinden, was Samantha Dane passiert ist und warum. Stimmt das ?«
»Stimmt«, bestätigte ich.
Seine Stimme bekam einen
nüchterneren Tonfall. » Heute vormittag haben Sie von Darrach erfahren, wer Miss Dane das Entsetzliche angetan hat und
warum. Mr. Friar nimmt an, Sie werden Ihrem Klienten die Einzelheiten sehr bald
mitteilen. Falls Sie es nicht bereits getan haben .«
»Noch nicht«, entgegnete ich.
»Ausgezeichnet, Mr. Holman !« Er verzog das Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Weil Sie
Ihrem Klienten nämlich gleich noch eine zusätzliche Information geben können.
Glauben Sie an ausgleichende Gerechtigkeit, Mr. Holman
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