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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bedrohliches.«
    »Die meiste Zeit zumindest«, warf eine Kranichfrau ein, und die andere klapperte mit dem Schnabel. »Einige Missgünstige gibt es allerdings, und auch Gewalt ist uns nicht unbekannt.«
    »Unser neues Reich ist jung«, fügte Itys hinzu. »Und wir haben es mit Blut erkauft.«
    Der Elf runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr.
    Verstohlen schaute Nadja hinter ihn. Er warf keinen Schatten, im Gegensatz zu Itys und den Kranichfrauen. Auch die Bäume und die meisten Tiere warfen Schatten.
    Nadja ebenfalls, aber wie in der Anderswelt berührten ihre Füße den Boden kaum, sodass sie leicht darüberschwebte. Daran war sie inzwischen gewöhnt, und es machte ihr nichts mehr aus. Immerhin war das Barfußlaufen auf diese Weise angenehm, und sie ermüdete nicht so schnell.
    Die Sonne hatte den Zenit überschritten, als sie nach einem Hügel den Königspalast vor sich sah, der weit ausladend auf einer Anhöhe lag. Felsberge umgaben ihn, von denen stufenartig Wasserfälle herabstürzten. Der dabei entstehende Dampf zeichnete Hunderte zarter Regenbogen in die Luft.
    Wie alle anderen Gebäude war der Königspalast aus vielen Türmen errichtet, mit einem weit vorspringenden Säulentempel als Eingang.
    »Wir haben es bald geschafft«, verkündete Itys munter.
    Nadja war froh, als sie die Stufen zu den Säulen hinaufstiegen. Auf den Portaltreppen herrschte lebhaftes Treiben. Viele standen oder saßen beisammen und diskutierten, fliegende Händler liefen auf und ab; es war ein großes Kommen und Gehen. Nadja sah keinerlei Wachen oder auch nur Bewaffnete.
    »Gibt es keine Garde? Jemanden, der darauf achtet, wer den Palast betritt?«, erkundigte sie sich erstaunt.
    »Oh, sie sind da«, versicherte Chereidos. »Du kannst sie nur nicht sehen, das ist alles. Die Atlanter schätzen das Schöne, wollen es ungetrübt sehen. Harmonie steht über allem.«
    »Und außerdem ist
er
da, der für Frieden sorgt«, ergänzte die grün Bemützte. »Niemand würde es wagen, seinen Ärger hervorzurufen.«
    Er
. Nadja hatte auf einmal ein mulmiges Gefühl im Bauch.
    Sie schritten quer durch die Wandelhalle in den Palast hinein und kamen direkt im großen Thronsaal heraus, der von vielen Säulen getragen wurde; zahlreiche weitere Gänge schienen von ihm aus ins Innere zu führen. Bestimmt wurden hinter diesen Mauern oft rauschende Feste gefeiert, da mehr als zweitausend Gäste im Saal Platz finden mochten.
    Im hinteren Drittel stand der Thron, ein eher bescheidener Marmorsitz auf fünf Stufen erhöht, auf dem ein blonder Mann saß und den hitzigen Worten eines erregt vor den Stufen auf und ab laufenden buckligen Zwerges lauschte.
    »Der Bucklige ist Telas«, flüsterte Itys Nadja zu. »Ein jüngerer Bruder von Atlas, dem Erstgeborenen Poseidons, dem dieses Reich von seinem Vater geschenkt worden ist.«
    Demnach war der blonde Mann auf dem Thron Atlas. Sehr attraktiv, oder zumindest war er dies früher einmal. Mittlerweile sah er eher schlaff und ein wenig aufgeschwemmt aus; offensichtlich hielt er viel von Gelagen und ausschweifenden Genüssen bei wenig Bewegung.
    »Aber warum sitzt er auf dem Thron? Ich dachte, ihr habt einen Volksrat gebildet …« So hatten sie es ihr zumindest erzählt, und das voller Stolz. Die Monarchie war abgeschafft.
    »Zu repräsentativen Zwecken, meine Liebe. Das Volk regiert sich selbst durch seine gewählten Vertreter, aber zu feierlichen Anlässen schätzt es immer noch die Anwesenheit der Königlichen. Und Telas nutzt solche Momente mit schöner Regelmäßigkeit, um die alte Ordnung wiederherzustellen.«
    »Hör endlich auf, mir Vorwürfe zu machen«, sagte Atlas gerade zu seinem Bruder.
    »Du hast den Thron aufgegeben, ich nicht!«, keifte der bucklige Zwerg. »Wann jagst du den Schwarzen endlich davon? Dann werde ich mich um den Rat kümmern und den ganzen Rest, und Atlantis wird schöner erblühen denn je!«
    »In dieser Entwicklung befindet es sich längst«, erklang eine tief dröhnende Stimme, die Nadja augenblicklich die Haare zu Berge stehen ließ.
    Dieser Klang war unverkennbar, ebenso der eisige Hauch, der nun durch die Halle wehte. Das also hatte sie nach dem Sturz durch die Welten aus dem
Zwischendrin
hierher gezogen! Sie hegte keinen Zweifel daran. Die Verbindung zu ihm war zu stark, als dass es ein Zufall sein konnte – und Itys selbst hatte sie darauf aufmerksam gemacht.
    Telas wich zurück, und eine hünenhafte, schwarz verhüllte Gestalt mit übergeschlagener Kapuze kam durch einen

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