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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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einen wunderschönen Tag«, hörte ich Ernestine flöten. »Sie müssen der Vater der beiden jungen Damen sein. Treten Sie doch bitte ein, aber mäßigen Sie ein wenig Ihre Lautstärke junger Mann. Julie schläft.«
    Obwohl mir flau im Magen war, nötigte Ernestines Verhalten mir gehörigen Respekt ab. Es gab kaum jemanden, der meinem Vater so offen eine Zurechtweisung verpasste und damit noch ungestraft davonkam!
    »Und mit wem, bitteschön, habe ich gerade das Vergnügen.« hörte ich Dad fragen.
    »Ernestine Morningdale. Es ist mir eine Freunde, Mr. McNamara«
    »Ah, die Dame von unten. Faye erwähnte Sie bereits. Wäre es nun möglich, dass ich meine Tochter sprechen kann oder muss ich Sie erst beiseite heben.«
    Ernestine lachte amüsiert auf und ich beeilte mich, in den Flur zu gelangen, denn ich vermutete stark, dass mein Vater seinen Worten auch Taten folgen lassen würde.
    »Hallo Dad«, begrüßte ich ihn zaghaft.
    Der prüfende Blick seiner grünen Augen traf mich und am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. Es schien, als würde er mich sekundenlang bis in die Tiefe durchleuchten. Dann aber schlich ein kleines Lächeln auf seine angespannten Züge. Er ließ die Tasche fallen und breitete wortlos die Arme aus.
    Tränen der Erleichterung schossen mir in die Augen und mit einem verhaltenen Seufzer stürzte ich in seine Umarmung. Und wie ich schon immer als Kind gefühlt hatte, kamen die Gedanken in mir hoch: Jetzt wird alles wieder gut.
    »Geht es dir gut, Kleines.« hörte ich ihn mit leicht belegter Stimme flüstern. Ich konnte nur nicken. Meine Kehle war wie zugeschnürt, ich brachte kein Wort heraus.
    Sanft umfasste er mein Gesicht, sah mir forschend in die Augen, dann wanderte sein Blick über mein Gesicht. Seine Finger fuhren mir am Hals entlang und mein Herzschlag setzte aus. Ich wusste, wonach er suchte! Doch woher …
    Meine Hände über seine legend, schüttelte ich verneinend den Kopf. Unsere Blicke hielten einander kurz fest, dann lächelte er verstehend und zog mich abermals sehr fest in seine Arme. Ich fühlte seinen kräftigen Herzschlag und war froh, dass er gekommen war.
    »Wie geht es Julie.« fragte er über meinen Kopf hinweg die Frau, die lächelnd in der Tür stand und unser Wiedersehen mit ganz eigenen Augen beobachtete.
    »Ich konnte leider wenig für sie tun. Aber zumindest schläft sie jetzt«, gab Ernestine Auskunft. »Sie können jedoch jederzeit zu ihr.«
    »Ja, ich möchte sie sehen.« Dad ließ mich los, wandte sich um und ging den Flur hinunter zu Julies Zimmer. Er machte sich nicht die Mühe, besonders leise zu sein. Das hatte er noch nie getan, zumindest nicht gegenüber seinen Kindern. Und so machte er einfach die Tür auf, trat hinein und setzte sich zu meiner schlafenden Schwester aufs Bett.
    »Wann.« fragte er knapp und schob ihre Haare beiseite.
    »In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch«, übernahm Ernestine die Antwort und ich sah sie überrascht an. Ja glaubst du denn, ich wäre blind? hallte ihre Frage in meinem Kopf wider.
    Dads Finger strichen kurz über die minimal sichtbaren Einstiche und ich hörte ihn sehr leise fluchen. Dann blickte er erst Ernestine und anschließend mich fest an. »Es ist zu weit fortgeschritten, als dass ich noch etwas dagegen unternehmen kann. Verdammt noch mal! Wer ist der Dreckskerl, der ihr das angetan hat.«
    »Julie erwähnte einen Lagat, Dad.«
    Der Blick, der mich nun traf, hätte mich in die Knie gezwungen, wäre ich der Erwähnte gewesen. »Lagat O’Malloy?«
    »Du kennst ihn.«
    »Zu meinem persönlichen Leidwesen, ja.« Er stand auf und öffnete Julies Schrank, aus dem er eine Tasche nahm. »Pack ein paar Sachen zusammen, Faye. Hier kann sie nicht mehr bleiben.«
    »Er kommt hier nicht rein, Dad.« begehrte ich auf. »Er hat es schon versucht.«
    »Dann bitte erkläre mir das hier, Faye!« Er packte mich am Handgelenk, zog mich ums Bett herum und wies auf Julies Hals. Entsetzt starrte ich auf das zweite Paar Einstiche, welche ich zuvor da nicht bemerkt hatte.
    »Sie muss ihn hereingelassen haben!« hauchte ich bestürzt.
    »Das nehme ich auch an. Und wenn ein solches Individuum erst einmal den Fuß in der Tür hatte, dann kommt er immer wieder rein. Es sei denn, der Bewohner ist mächtiger und verbietet es ihm, was bei euch Beiden kaum der Fall sein dürfte. Also pack jetzt die Sachen zusammen, Faye.«
    »Warum hat er sie dann nicht zu Naridatha gebracht?« flüsterte ich mir selbst zu. Mein Vater schien es gehört zu

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