Schatten Blut
Shirt überwerfend, ging ich ins Bad und holte ein Glas Wasser für die Rose.
Doch als ich zurück an mein Bett trat, wäre mir vor Schreck das Glas fast aus der Hand gefallen. Neben der Rose lag eine zweite. Langstielig, dunkelrot, traumhaft schön. Und extrem duftintensiv.
Allmählich beunruhigte mich dieses Spiel. Zwar mochte ich Rosen, jedoch ungebetene Besucher nicht, insbesondere solche, die man nicht sah!
Schlagartig fiel mir auf, dass ich zwar das Shirt inzwischen trug, unten herum aber weiterhin unbekleidet war. Knallrot anlaufend, schlüpfte ich in die Jogginghose und blickte mich abermals suchend um. Trogen mich meine Sinne oder hatte ich doch ein leises Lachen vernommen?
»Komm raus!« rief ich verhalten in den Raum hinein. Nichts geschah. Mir wurde etwas mulmig zumute. Ich konnte mich so oft umsehen wie ich wollte, ich fand nichts und niemanden. Selbst hinter den Vorhängen und auf dem Balkon, oder hinter dem Mobiliar war niemand auszumachen. Auch direkt unter meinem Bett war gähnende Leere. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, intensiv beobachtet zu werden. Dieses beängstigende Gefühl kroch langsam, aber stetig wie ein kalter Schauer meinen Rücken hinauf.
Ich stand knapp vor einem Panikausbruch, als es an der Tür klopfte und sich kurz darauf die Tür öffnete. »Guten Morgen, mein Schatz. Gut geschlafen?«
Mit einem spitzen Schrei wirbelte ich herum und atmete erleichtert durch, als ich Dad erkannte. Mit zitternden Knien ließ ich mich auf dem Bett nieder.
»Was ist los?« deutete er mein bleiches Gesicht und trat ganz ein. Er schloss die Tür hinter sich und kam auf mich zu. »Faye, du bist weiß wie eine Wand!« Mitten im Raum machte er plötzlich einen Ausweichschritt. »Hoppla! Guten Morgen, Darian. Entschuldige, ich hab dich fast nicht gesehen.« Dann war Dad auch schon vor mir und nahm meine Hände in seine. »Alles okay, Schatz?«
Meine Angst schlug in Zorn um.
»Darian?« echote ich, stand auf und schob meinen Vater unsanft beiseite. »Darian? Findest du es witzig, dass ich hier vor Angst fast sterbe?« Langsam trat ich weiter in den Raum und versuchte für meinen Blick einen Fixpunkt zu finden. »Es wäre an der Zeit, dass du dieses bescheuerte Spiel mal beendest und … Was?« Zwei schwere Hände hatten mich etwas nach links gedreht und Vaters Stimme murmelte neben meinem Ohr: »Du musst in diese Richtung schimpfen, Faye. Er steht direkt neben der Eingangstür. Na los, nur zu!«
»Mann!« brüllte ich auf und begann gleichzeitig zu lachen. »Wie soll ich jemanden anschnauzen, den ich nicht mal sehen kann!«
Als würde sich ein Nebel lichten, erschien Darian breit grinsend aus dem Nichts. Kaum einen halben Meter von mir entfernt. Hätte ich zugetreten, ich hätte ihn erwischt! Belustigt schüttelte er den Kopf. »Duncan, du hast soeben ihre Pointe ruiniert.«
»Das lässt sich nachholen!« Ich holte aus und trat ins Nichts.
»Zu langsam, Faye«, säuselte Darian mir ins Ohr und legte einen Arm von hinten um meine Taille. »Möchtest du es noch einmal probieren?«
Ich trat nach hinten, da stand er plötzlich vor mir. Er schüttelte noch bedauernd den Kopf, dann flog ich schon durch die Luft und landete auf dem Bett.
»Bring mir das Mädchen nicht so durcheinander, Darian«, vernahm ich meinen Vater, der es sich inzwischen auf dem Stuhl bequem gemacht hatte. Er hatte die Beine übereinander geschlagen und spielte mit einer Zigarette.
»Hier wird nicht geraucht!« warf ich ihm noch zu und sprang auch schon vom Bett, um mich auf Darian zu stürzen. Meine Arme griffen ins Leere. Ich erhielt einen harten Stoß und stolperte ungebremst durch den Raum bis vor die Wand. Protestierend schoss ich herum. »Das ist unfair!«
»Das Leben ist unfair, Faye«, vernahm ich Darians Worte, von ihm selbst war jedoch nichts mehr zu sehen. Wütend trat ich mit dem Fuß auf. »Mann! Du spielst hier nach Regeln, die ich nicht kenne! Das ist unfair!«
Ich spiele niemals, Faye!
Der kräftige Schlag auf meinen Hintern ließ mich erschreckt einen Satz machen. »Lass das!«
»Warum?« Diesmal zwickte er mir ins Hinterteil. Wieder sprang ich vor.
»Zwei Meter auf 10 Uhr«, meinte mein Vater und klemmte sich die Zigarette hinters Ohr. »Jetzt ein Meter auf 3 Uhr. Oh!« Er stieß hart die Luft aus. »Der saß!«
Nun hatte der Klaps meinen Hinterkopf erwischt. Wütend fuhr ich herum und bekam abermals nur Luft zu greifen.
»Faye, Schatz, Konzentration bitte!« säuselte Darian mir ins Ohr. Ich
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