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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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versuchte zu lächeln. Es misslang.
    Belüge mich niemals, Faye! Blitzschnell schoss seine andere Hand vor und umfasste mein freies Handgelenk. Dann trat er einen halben Schritt zurück und führte meine Hände über meiner Brust wie zu einem Gebet zusammen.
    Ich versuchte, seinem Griff zu entkommen. Es gelang mir nicht. Wie Schraubstöcke lagen seine Hände um meine Handgelenke. Ich fühlte den Zwang, den er mental auf mich ausübte eindeutig körperlich, wollte mich dagegen wehren und doch blickte ich auf, ihm in die Augen. Es war einem Stromschlag gleich, als sein Blick tief in mich einzutauchen schien. Und so sehr ich auch dagegen anging, mich verschließen wollte, es war unmöglich. Dünnen Tentakeln ähnlich, schlängelten seine Gedanken durch meine Seele. Wanderten durch meinen Kopf bis hinunter in mein Herz.
    Abrupt riss die Verbindung ab. Darian schob mich von sich und ließ meine Handgelenke los. Erschütterung war in seinen Augen zu lesen. Und blankes Entsetzen. Was hatte er gesehen?
    Er schien für einen Augenblick sichtlich nach Fassung zu ringen. Dann hatte er sich unter Kontrolle und sah mich beinahe anklagend an. »Du hattest es versprochen, Faye.«
    Nun verstand ich. Und es war an mir, erstaunt zu sein. Niemals hätte ich gedacht, dass solche Gefühle jemanden wie ihn erschüttern könnten.
    »Ich werde nicht sagen, dass es mir leid tut, Darian«, meinte ich schließlich und verschränkte abwehrbereit die Arme vor der Brust. »Du hast dir Zutritt zu etwas verschafft, das ich dir nicht freiwillig geöffnet habe. Doch werde ich es weder leugnen noch dich damit belasten. Da du es nun aber weißt, wenn auch unfreiwillig, komm damit auch gefälligst zurecht!«
    »Faye«, begann er lahm, doch ich winkte resolut ab. »Lass gut sein, Darian. Es ist, wie es ist. Ich mag nicht drüber sprechen.« Damit drehte ich mich um und ging zur Tür. »Dad wartet sicher mit dem Frühstück auf uns.«

– Kapitel Zwanzig –
    N a, ist alles geklärt?« begrüßte mich Dad, nachdem ich dank Jasons Hilfe die Küche wiedergefunden hatte.
    »Nein, aber es ist okay so, Dad. Guten Morgen. Kann ich bitte auch ein Rührei bekommen?« fragte ich die ältere Frau, die mit einer Schürze über dem karierten Kleid bekleidet vor dem Herd stand. Sie nickte mir freundlich zu und schlug nach einem »Guten Morgen, Madame«, gleich ein Ei in die noch heiße Pfanne. Ich ließ mich derweil meinem Vater gegenüber nieder.
    »Stress im Paradies?« hakte er mit dem typischen Vater-ist-besorgt-Blick nach.
    »Nein, kein Stress. Wieso?« gab ich bemüht locker zurück. Dann legte ich ihm eine Hand auf den Arm und tätschelte ihn liebevoll. »Dad, es ist schon okay. Ich bin –«
    »Alt genug, ich habe es verstanden.« Er grinste.
    »Ihr Ei ist fertig, Madame.« Die ältere Frau stellte den Teller vor mich. »Möchten Sie dazu einen Tee?«
    »Wenn es irgend möglich ist, dann bitte einen aufgebrühten Kaffee. Schwarz. Danke.« Ich tunkte den Toast ins Ei und begann zu essen, ihren pikierten Blick völlig ignorierend.
    Dad lachte wieder. »Diese paar Jahre auf dem Festland haben anscheinend deine gute, britische Erziehung ruiniert.«
    »Das weniger, Dad. Eher meinen Geschmack verfeinert. Kaffee bringt morgens den Kreislauf in Schwung. Und die französische Küche ist gar nicht übel, wenn man mal von den so genannten kulinarischen Ausrutschern absieht. Amphibienbeine, igitt!«
    Er wirkte skeptisch. »Na, ich weiß nicht. Da ist mir ein anständiges Haggis wesentlich lieber. Wo bleibt Darian?«
    »Keine Ahnung.« Ich zuckte mit dem Schultern und wischte mit dem Brot den Teller sauber. Dann sah ich überrascht auf. »Er ist in die Kapelle gegangen.«
    »Woher weißt du das?«
    »War einfach da.« Ich schob den Teller beiseite und stand auf. »Bin gleich wieder zurück.«
    Das Bild, das mir durch den Kopf geschossen war, ließ mich nicht mehr los. Ein Vampir vor einem Altar kniend? Unmöglich!
    Nein, war es nicht! Nachdem ich die kleine Privatkapelle erreicht hatte und vorsichtig hineinsah, erblickte ich Darian in genau dieser Haltung. Anscheinend bemerkte er mich nicht, denn sein ganzes Augenmerk war auf diesen einen Lichtstrahl gerichtet, der durch das Fenster vor ihm auf den Boden fiel. Das Bild rührte mich und gab mir gleichzeitig das Gefühl, ein Eindringling zu sein. Ich wollte mich bereits zurückziehen, als ich Worte vernahm, die mich innehalten ließen.
    Warum habt ihr gerade sie geschickt? vernahm ich seine Frage so deutlich in meinem Kopf,

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