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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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wollt nur eine Bestätigung.«
    So konzentrierte ich mich nochmals auf das da draußen, schickte ein zuckersüßes Lächeln hinaus und brüllte dann so laut ich es gedanklich konnte: Verpiss dich, du blödes, in Wassersuppe eingelegtes Stück Zahnersatz!
    Ein ohrenbetäubendes Fauchen war die Folge, dann knallte etwas gegen die Scheiben, dass sie im Rahmen erzitterten. Ich stolperte erschreckt zurück. Sogleich umfingen mich schützend Darians Arme. Dann war es weg, oder er?
    »Wassersuppe?« echote Darian ungläubig. »Wo hast du das denn her?«
    Irrte ich, oder fühlte ich doch eine leichte Erschütterung direkt an meinem Rücken, weil er lachte?
    »Ich habe gelesen, dass sich das Alter eines Vampirs über die Dicke des Blutes definiert, es demzufolge seinen Status innerhalb eines Clans darstellt. Also ist genau das der Punkt, an dem ihr Stolz zu erwischen ist.«
    »Da hast du sehr gut recherchiert, Faye« stimmte Darian zu. »Eine solche Beleidigung wird niemals vergeben werden und kann nur mit dem Tode gesühnt werden. Du hast dir soeben einen sehr mächtigen Feind geschaffen.«
    »Das wurde er schon in dem Moment, als er Hand an meine Tochter legte«, warf mein Vater ein und trat leicht schwankend neben uns. »Da kommt es auf sein angekratztes Ego mehr oder weniger nicht weiter an.«
    »Sehe ich genauso.« Ich befreite mich mit einer Drehung aus Darians Umarmung und sah Dad liebevoll an. »Du gehörst ins Bett, alter Mann. Soll ich dich hinauf begleiten?«
    »Hast du das gehört, Darian? Da nennt mich dieses Küken doch tatsächlich einen alten Mann«, empörte er sich halbherzig. Sein Zeigefinger fuhr in die Höhe und landete schließlich auf Darians Brust. »Wie nennt sie dann erst dich?«
    Darian lächelte milde und wies dann mit dem Kopf zur Tür. »Du solltest dich wirklich hinlegen, alter Freund. Der Tag war lang genug und morgen beginnt ein neuer, anstrengender Tag.«
    »Hm.« Dad schaute von Darian zu mir und wieder zurück. »Vermutlich hast du Recht. Wir sollten Morgen mit dem Training beginnen. Ich bin wohl selbst etwas eingerostet. Also gut. Faye, reich mir deinen Arm, ich schaff die Treppe nicht mehr ganz alleine. Jason, bringen Sie die Flasche mit! Nacht, Darian.«
    Der Angesprochene nickte knapp und wandte sich wieder dem Fenster zu. Ich legte meinem Vater den Arm um die Taille und stützte ihn so gut ich konnte. Jason öffnete uns, eine entkorkten Flasche auf einem Tablett balancierend, die Tür.
    Schlaf gut, Faye, und bleib in deinen Träumen immer im Licht, vernahm ich die leise Stimme in meinem Kopf und lächelte. Das werde ich.
    N achdem ich Dad in seinem Zimmer abgeliefert hatte, überraschte mich Jason, indem er mir unaufgefordert die Privatkapelle des Hauses zeigte. Zudem übergab er mir eine weiße Kerze und eine Schachtel mit Streichhölzern.
    »Damit Sie Abschied nehmen können«, meinte er und das erste Mal sah ich so etwas wie die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht.
    »Danke«, erwiderte ich leicht verwundert und er entschwand nach einer leichten Verbeugung durch die Tür.
    Je vier Bänke auf jeder Seite bildeten eine Reihe, dazwischen lag ein schmaler Gang. Am Ende des Raumes gewahrte ich einen sehr kleinen Altar mit zwei weißen, brennenden Kerzen und einem Kruzifix in der Mitte. Zudem war er mit filigran bestickten Leinen überzogen. Direkt dahinter befand sich eine wunderschön gearbeitete Taufszene in einem Blei eingefassten Fenster.
    Ich war nie besonders gläubig gewesen, hatte selten Kirchen betreten, es sei denn zu Fotozwecken für eine Reportage oder bei einer Hochzeit. Ansonsten vermied ich solche Orte. Doch an diesem Abend schien es mir richtig, diese kleine Kapelle zu betreten. Ich tat es für Julie, für Dad und für mich. Für einen Abschied.
    »Für dich, Julie.«
    Ich stellte die kleine Kerze mittig zwischen die beiden großen und zündete sie an. Dann trat ich zwei Schritte zurück und betrachtete sie lange. Anfangs flackerte sie, dann brannte sie hell und gleichmäßig. Eine wunderschöne, aufsteigende Flamme in rötlich weißen Farbnuancen.
    Julies Leben war so schnell vergangen, als hätte jemand willentlich ihre Kerze ausgepustet. Dabei hätte sie noch so viel Zeit gehabt. Das Wissen darum, dass sie ihr Leben wegen mir hatte lassen müssen, lastete schwer auf mir. Ich fühlte mich schuldig. Schuldig dafür, dass ich lebte, sie aber tot war.
    Diesmal ließ ich die Tränen laufen, die ich die ganze Zeit über unterdrückt hatte. Ich war allein, da

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