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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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zu schleifen, ohne das alles vorher mit dir zu besprechen.« Er seufzte und fuhr sich durch das Haar.
    Sie bemerkte, dass sein Haar etwas zerzaust aussah und länger war, als er es normalerweise trug. Er brauchte einen neuen Haarschnitt. Er hatte Schatten unter den Augen. Und das nicht erst seit der vergangenen Nacht. Sie hatte die Schatten schon vor Tagen bemerkt.
    Er war müde, er schlief schlecht und stellte seine Bedürfnisse wegen ihr zurück. Sie stand für ihn an erster Stelle: Er arbeitete den ganzen Tag und nahm sich abends trotzdem noch Zeit für sie, so wie an dem Tag, an dem sie den Bootsausflug gemacht hatten. Und das, obwohl er erschöpft war und seine Kraft nur noch aus dem Adrenalin schöpfte, das durch seine Venen gepumpt wurde.
    Und zu allem Überfluss machte sie ihm auch noch das Leben schwer. Sie hätte sich selbst ohrfeigen können.
    »Steht das Angebot mit dem Spaziergang noch?«, fragte sie und hoffte, dass er zu der Bank am Flüsschen gehen wollte oder vielleicht sogar bis hinunter zum Bootssteg. Sie könnten dort sitzen und den Pelikanen und den Möwen zuschauen, die Schuhe ausziehen und ihre Füße in den kühlenden Strom halten.
    Es wäre eine schöne Art, Abschied zu nehmen, denn das stand ihr nun bevor. Sie musste ihm Adieu sagen und in das sichere Haus ziehen, damit sie ihn nicht mehr länger ablenkte und er endlich in Ruhe an dem Fall arbeiten konnte, ohne sich die ganze Zeit um sie zu sorgen.
    Er beugte sich über sie und küsste sie sacht auf den Scheitel.
    Hand in Hand gingen sie über die Veranda und traten hinunter auf den weichen Grasteppich. Amanda lächelte, als Logan sie zu der inzwischen wohlvertrauten Öffnung zwischen den Kieferbäumen führte.
    Noch ehe sie das Wäldchen erreicht hatten, splitterte in Höhe von Logans Kopf ein Stückchen Borke von einem nahestehenden Baum, und gleichzeitig war ein lautes Krachen zu hören.
    Logan schlang die Arme um Amanda, drückte sie fest an sich und machte einen Hechtsprung auf die schützenden Bäume zu. Er drehte sich noch im Sprung, sodass er auf dem Rücken landete und Amanda auf ihm lag.
    Amanda hatte keine Zeit, zu sich zu kommen und zu begreifen, was da gerade geschah, als er sie auch schon vom Boden hochriss, wie ein Verrückter im Zickzackkurs den Pfad hinuntersprintete und sie hinter sich her zerrte.
    Mit einer kleinen Explosion löste sich ein weiteres Holzstückchen von einem Baum in Logans Nähe. Der Knall hatte zur Folge, dass auch Amanda endlich begriff, was vor sich ging.
    Auf sie wurde geschossen.
    Rechts von dem Pfad standen die Bäume so eng beieinander, und das Unterholz war so dicht, dass es keine Möglichkeit gab, in den Wald zu flüchten. Also versuchte Logan, Amanda hinter sich her zerrend, sein Glück auf der anderen Seite des Pfads, wo das Unterholz nicht ganz so dicht war, doch ein Schuss, der beinahe seinen Fuß getroffen hätte, ließ ihn wieder nach rechts ausweichen. Wer immer es war, der es auf sie abgesehen hatte, er trieb sie bewusst in eine bestimmte Richtung – es war eine Falle. Amanda hörte Logan fluchen und wusste, dass er zu demselben Schluss gelangt war.
    Der nächste Schuss schlug so nahe ein, dass Logan Holzsplitter ins Gesicht flogen. Amanda wollte stehen bleiben und sehen, ob ihm etwas passiert war, aber er hinderte sie daran. Er hatte seinen rechten Arm um sie gelegt und drückte sie fest an sich, um sie mit seinem Körper zu schützen.
    »Lass mich los, damit du deine Pistole benutzen kannst!«, schrie sie.
    »Wir müssen erst ein Versteck für dich finden. Mach schon, lauf«, drängte er. »Je näher wir dem Fluss kommen, desto dichter wird das Unterholz. Wir können uns dort im Wald verstecken.«
    »Aber du bist verletzt. Mein Gott, du blutest!« Aus seiner Wange tropfte Blut, und da sie die ganze Zeit in Zickzacklinien hin- und herrannten, um dem Schützen keine Angriffsfläche zu bieten, konnte sie nicht sehen, wie schlimm die Wunde war.
    Der nächste Schuss schlug in ein paar Metern Entfernung ein und ließ die Erde zu ihrer Linken hochspritzen. Amanda wurde plötzlich klar, dass keiner der Schüsse ihr galt.
    Nicht sie war das Ziel.
    Der Schütze zielte auf Logan.
    Sie erreichten das Flüsschen, und just in dem Moment, in dem Logan sie nach rechts, auf eine Lücke zwischen den Bäumen zuschob, entdeckte Amanda zu ihrer Linken den Umriss eines Mannes zwischen den Kiefern. Er hob den Arm und zielte auf Logan.
    Die Entfernung war so gering, dass er sein Ziel unmöglich verfehlen

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