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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er sah sie in ihrem Haute-Couture-Kleid und den wundervollen Perlen mit Bankiers und Politikern Walzer tanzen. Sie war durch die Menge geschwebt wie eine schöne und vollendete Königin der Gesellschaft.
    Aber er hatte sie nicht zurückgerufen und war ihr auch nicht nachgelaufen. Es war besser für sie, denn nun konnte sie zu dem Leben zurückkehren, für das sie geboren worden war. Bald würde sie ihren Duke heiraten, und auch für Slade war es sicher besser so. Doch sein Gefühl sagte ihm etwas anderes; sein Kopf und sein Herz schmerzten.
    Aber die Qual wäre nur noch viel schlimmer, wenn sie ihn in ein paar Jahren verlassen würde.
    Slade steckte den Schlüssel in die Tasche und blickte auf das leere Haus mit den geschlossenen Fensterläden. Mein Gott, auch nach einem Monat war das Leid noch frisch, und er hatte das Gefühl, innerlich vergehen zu müssen. Ob er das wohl je überwinden, ob er je über sie hinwegkommen könnte?
    Trübsinnig stieg er die Vordertreppe hinunter zu der Mietkutsche, die auf der Straße wartete. Slade sah, dass Kim das Gepäck bereits aufgeladen hatte. Normalerweise hüpfte Kim vor Freude, wenn er mit Slade auf eine Reise ging, aber heute nicht. Seit Reginas Auszug war er ungewohnt verschlossen. Slade hatte es nicht geschafft, sein Leid vor dem kleinen Jungen zu verbergen, so sehr er sich auch darum bemüht hatte. Kirn war ihm ein echter Trost. Er folgte ihm auf den Fersen und erfüllte ihm jeden Wunsch sofort - als ob Slades Kummer vergehen und sein Leben sich aufhellen würde, wenn er ihm die Zeitung brachte. Slade wusste nicht, wie er die letzten Wochen ohne die Unterstützung Kims und ohne seine kleinen geschickten Manöver, die ihn zum Lachen bringen sollten, überstanden hätte. Kim hatte es tatsächlich geschafft, ihn wenigstens ein paar Mal aufzuheitern.
    Doch Kim war weit mehr betroffen, als Slade vermutete. Eines Nachts fand er ihn weinend in seinem Bett. Slade fühlte sich schuldig, weil er dem Kind, das ihm wie Sohn ans Herz gewachsen war, Kummer bereiten mußte. Aber Kim gestand ihm, dass auch er >Mrs. Frau< vermisse. Daraufhin waren Slade ebenfalls die Tränen gekommen, doch er hatte sie vor Kim verbergen können.
    Kim zuliebe setzte er jetzt eine fröhliche Miene auf, als er auf ihn zuging. »Okay, Kumpel«, rief er. »Wir müssen unterwegs noch einmal anhalten, um uns von Charles und Xandria zu verabschieden, und dann geht's los.«
    Kim erwiderte sein Lächeln etwas zögernd. »Heute abend wir sein in Miramar?«
    Slade strich ihm über das seidig glänzende schwarze Haar. »Ganz bestimmt.« Er hob ihn in die Kutsche und sprang dann auf. »Heute abend werden wir in Miramar sein.« Dann gab er dem Kutscher ein Zeichen, und sie fuhren los.
    Slade holte tief Luft, als sie auf der California Street in Richtung Osten fuhren und das Haus der D'Archands in Sicht kam. Für seine Anspannung gab es eigentlich keinen Grund, denn sie war nicht dort, wie er wusste. Er wünschte sich, dem Kutscher einen anderen Weg gewiesen zu haben, aber dazu war es jetzt zu spät.
    Seine Hand schlüpfte in die Tasche seiner Anzugsjacke und seine Finger glitten über einen Brief, der so zerlesen war, dass er beinahe auseinanderfiel. Er hatte die Zeilen tausendmal gelesen und würde sie noch tausendmal lesen.
    Natürlich kamen sie von seiner Frau.
    Lieber Slade, ich fahre nach Hause. Vielleicht wirst du eines Tages den Mut au/bringen, auch nach Hause zu kommen. Deine Frau Regina.
    Vier Tage, nachdem er ihr seine Scheidungsabsicht mitgeteilt und sie das Haus verlassen hatte, hatte ihn diese kleine Mitteilung erreicht. Während er ihre Zeilen las, überwältigte ihn der Schmerz. Beinahe wäre er seinem Impuls gefolgt und zum Haus ihres Onkels gelaufen, um sie zur Rückkehr zu bewegen. Natürlich tat er es nicht.
    Also war er James doch ähnlicher, als er gedacht hatte, denn endlich kam er sich selbstlos und edelmütig vor.
    Sie war also mit ihren Eltern nach England zurückgekehrt, hielt sich nicht mehr in der Stadt auf. Regina war nach Hause gereist.
    Obwohl er von ihrer Rückkehr nach England wusste, machte er sich Gedanken darüber, dass sie noch nicht in seinen Scheidungsantrag eingewilligt hatte. Dem Gesetz nach waren sie noch verheiratet, auch wenn ein unermesslich, großer Ozean sie trennte. Sie hatte die Zeilen mit deine Frau Regina unterzeichnet, eine deutliche Erinnerung an die tatsächliche Situation. Was hatte das zu bedeuten? Unruhe überkam ihn, weil er sich insgeheim an diese Worte

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