Schatten der Liebe
erschrocken zusammen, als Phyllis die Tür aufriß und auf sie zueilte. »Ich war beim Sicherheitsdienst unten«, sagte sie und raufte sich mit den Fingern das kurze Haar. »An den Haupteingängen haben sich die Reporter gedrängt, und als sie dann auch zum Personaleingang kamen, hat Mark Braden sie hereingelassen und alle ins Auditorium gebeten. Die Telephonleitungen laufen heiß. Die meisten Anrufer waren Journalisten, aber es haben auch zwei Vorstandsmitglieder angerufen, die Sie sofort zu sprechen wünschen, und außerdem hat Mr. Reynolds dreimal und Mr. Farrell einmal angerufen. Mark Braden will Instruktionen. Und ich auch!«
Meredith versuchte, sich zu konzentrieren, aber sie zitterte innerlich und ihr war übel. Früher oder später würde ein Reporter die Gründe für ihre überstürzte Heirat mit Matt herausfinden. Irgend jemand würde reden - ein Dienstbote, ein Pfleger aus dem Krankenhaus -, und die ganze Welt würde erfahren, daß sie eine dumme, schwangere achtzehnjährige Braut gewesen war, die man aus Anständigkeit geheiratet hatte. Ihr Stolz und ihre Privatsphäre waren gleichermaßen dabei, in Stücke gerissen zu werden. Andere Leute machten Fehler und verstießen gegen die Regeln, dachte sie bitter, und wurden nie erwischt. Aber nicht sie - sie mußte für alles bezahlen, immer und immer wieder.
Plötzlich dämmerte ihr auch, was alle denken mußten, wenn dieser schamlose sogenannte Rechtsanwalt die Details ihrer Scheidung enthüllte. Das Zimmer begann, sich um sie zu drehen. Sie holte tief Luft. Weil ihr Vater sich nicht mit einem so harmlosen Scheidungsgrund wie unüberbrückbare Differenzen hatte zufriedengeben wollen, würde sie nicht nur als dummer Teenager dastehen, sondern auch noch als erbarmungswürdiges Opfer böswilligen Verlassens und seelischer Grausamkeiten gelten!
Und Parker - lieber Himmel, Parker war ein angesehener Bankier, und die Presse würde ihn in den ganzen Schlamassel mit hineinziehen.
Und dann dachte sie plötzlich an Matt und was dies für ihn bedeuten mußte, und ihr wurde noch übler. Wenn die Presse erfuhr, daß er seine hilflose schwangere kleine Frau seelischen Grausamkeiten ausgesetzt und sie dann böswillig verlassen hatte, würde sein Ruf für alle Zeiten dahin sein ...
»Meredith, bitte - sagen Sie mir, was ich tun soll.«
Phyllis flehende Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Das Telephon auf meinem Schreibtisch klingelt ununterbrochen.«
Lisa hob die Hand. »Geben Sie ihr ein bißchen Zeit zum Überlegen - sie hat die Zeitung erst in dem Moment gesehen, in dem Sie hereingekommen sind.«
Meredith sank auf ihren Stuhl und schüttelte den Kopf in der Hoffnung, dadurch klarere Gedanken fassen zu können. Sie wußte, daß sie etwas unternehmen mußte - irgend etwas. Da ihr nicht Besseres einfiel, sagte sie langsam: »Wir werden genauso vorgehen; als ob es etwas Geschäftliches wäre ... Informieren Sie die Zentrale, alle Anrufe abzufangen und die der Reporter in die PR-Abteilung weiterzuleiten.« Sie schluckte. »Bitten Sie Mark Braden, alle Reporter die noch kommen, gleichfalls ins Auditorium zu führen.«
»Ja, aber was sollen die PR-Leute den Journalisten erzählen?«
Ihren Blick zu Phyllis' Gesicht hebend, gestand Meredith: »Ich weiß es noch nicht. Sagen Sie einfach, sie müßten noch etwas Geduld haben ...« Sie verstummte, da jemand an die Tür klopfte, und alle drei drehten sich um, als die Empfangsdame ihren Kopf hereinsteckte und ängstlich sagte: »Es tut mir sehr leid, Sie zu stören, Miss Bancroft, aber Mr. Farrell ist hier, und er - er besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen. Ich glaube nicht, daß er ein Nein als Antwort akzeptiert. Soll ich von hier aus den Sicherheitsdienst anrufen?«
»Nein!« befahl Meredith und bereitete sich darauf vor, Matts gerechtfertigten Wutausbruch zu begegnen. »Phyllis, würden Sie ihn bitte hereinholen?«
Matt, der genau beobachtet hatte, in welches Büro die Empfangsdame gegangen war, wartete geduldig an der Rezeptionstheke. Endlich kam eine junge Frau auf ihn zu. »Mr. Farrell«, sagte die attraktive Brünette Ende Zwanzig und brachte es fertig, ihrem unsicheren Lächeln zum Trotz sehr sicher zu klingen. »Ich bin Phyllis Tishler, die Sekretärin von Miss Bancroft. Ich bedaure, daß Sie warten mußten. Würden Sie bitte mitkommen?«
Matt mußte sich zurückhalten, um sie nicht zu überholen. Zusammen gingen sie zu Merediths Büro, wo Phyllis ihm die Tür aufhielt und beiseite trat. Zu jeder anderen
Weitere Kostenlose Bücher