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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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wandten sich anderen Bekannten zu, und Meredith warf einen kurzen Blick in Richtung auf ihren Vater. Sie hoffte, daß er sich heute abend gänzlich von ihr fernhalten würde. Gedankenverloren stand sie einige Zeit da, bis ihr plötzlich bewußt wurde, daß sie auf dem besten Wege war, sich von ihm den ganzen Abend verderben zu lassen. Es reizte sie, ihm zu zeigen, daß er dazu nicht in der Lage war und daß sie außerdem noch längst nicht aufgegeben hatte. Also drehte sie sich um, bestellte einen Champagnercocktail, schenkte Doug Chalfont ihr strahlendstes Lächeln und vermittelte allen, ihren Gesprächspartner eingeschlossen, den Eindruck, seinen Ausführungen fasziniert zu lauschen.
    Draußen wurde es allmählich dunkel; drinnen stieg der Geräuschpegel proportional zu der konsumierten Alkoholmenge. Meredith nippte an ihrem zweiten Champagnercocktail und überlegte, ob sie sich einen Job suchen und damit ihrem Vater einen weiteren Beweis dafür liefern sollte, daß es ihr mit dem Studium an einer guten Universität wirklich ernst war. Sie warf einen Blick in den Spiegel und ertappte ihren Vater dabei, daß er sie musterte; seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Verwundert fragte sie sich, was ihm jetzt wohl wieder mißfiel. Vielleicht ihr schulterfreies Kleid, oder - vermutlich eher das - die Aufmerksamkeit, die Doug Chalfont ihr schenkte und die zu erwidern sie sich den Anschein gab? Das Champagnerglas, das sie in der Hand hielt, war es jedenfalls nicht. Meredith hatte nicht nur von Kindesbeinen an wie eine Erwachsene gesprochen, man hatte von ihr auch erwartet, sich wie eine Erwachsene zu benehmen. Als sie zwölf war, hatte ihr Vater ihr erlaubt aufzubleiben, wenn er einige Gäste zum Abendessen hatte. Mit sechzehn hatte sie begonnen, die Rolle der Gastgeberin zu übernehmen und zuweilen in Gesellschaft der Gäste auch ein Glas Wein zu trinken.
    Shelly Fillmore, die neben ihr stand, sagte, es sei jetzt wohl an der Zeit, in den Speisesaal hinüberzugehen, wenn man nicht Gefahr laufen wolle, die Tischreservierung aufs Spiel zu setzen. Meredith gab sich einen Ruck; schließlich hatte sie vor, sich heute abend zu amüsieren, und nun hing sie schon wieder ihren tristen Gedanken nach. »Jonathan wollte uns hier vor dem Essen treffen«, fügte Shelly hinzu. »Hat jemand ihn gesehen?« Sie streckte ihren Hals und blickte sich in dem allmählich leerer werdenden Raum um. »Mein Gott!« rief sie plötzlich und starrte auf die Eingangstür des Salons. »Wer ist denn das? Der sieht ja phantastisch aus!« Diese Bemerkung, etwas lauter geraten als beabsichtigt, weckte das Interesse auch außerhalb ihrer Clique.
    »Von wem redest du?« fragte Leigh Ackerman und spähte umher. Meredith, die in Richtung Eingang stand, blickte auf und wußte augenblicklich genau, von wem die Rede war und wer für den hingerissenen Ausdruck auf Shellys Gesicht verantwortlich war. Unter der Tür, die rechte Hand lässig in der Hosentasche, stand ein fast einsneunzig großer Mann, dessen Haar fast so schwarz war wie der Smoking, der die breiten Schultern umspannte. Sein Gesicht war braungebrannt, die Augen hell, und wie er so dastand und die elegant gekleideten Mitglieder des Country Clubs mu-sterte, fragte Meredith sich, wie Shelly auf den Ausdruck »phantastisch« verfallen war. Seine Züge wirkten eher, als habe sie ein Bildhauer in Granit gemeißelt - ein Bildhauer, dem es um die Darstellung roher Kraft und Männlichkeit ging, nicht um männliche Schönheit. Sein Kinn war eckig, die Nase gerade, der Kiefer zeigte eiserne Entschlossenheit. Meredith kam zu dem Schluß, daß er alles in allem ausgesprochen arrogant, stolz und überaus hart aussah. Aber sie hatte sich noch nie von dunklen, ausgesprochenen Macho-Typen angezogen gefühlt.
    »Schaut euch bloß diese Schultern an«, schwärmte Shelly. »Und schaut euch dieses Gesicht an! Das, mein lieber Douglas«, zog sie Doug Chalfort auf, »das ist Sex-Appeal in Reinstform!«
    Doug musterte den Mann und zuckte grinsend die Schultern. »Mich läßt der kalt.« Er wandte sich an einen anderen jungen Mann in ihrer Gruppe, den Meredith heute abend zum ersten Mal gesehen hatte, und fragte ihn: »Wie ist das mit dir, Rick? Stehst du auf ihn?«
    »Kann ich erst sagen, wenn ich seine Beine gesehen habe«, ulkte Rick. »Ich fahre voll auf Beine ab, deshalb stehe ich auf Meredith.«
    In diesem Moment erschien Jonathan in der Tür, blickte etwas unsicher um sich und legte dann seinen Arm um die

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