Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
Vom Netzwerk:
nichts gemerkt hatte. Sie war so geschickt vorgegangen und er so hingerissen gewesen, dass der Zauber ihn erwischt hatte, bevor er überhaupt etwas spürte.
    Hunters Schild um die Insel war gedacht, das Böse fernzuhalten, nicht Menschen einzusperren. Außerdem wollte er ja, dass Samantha zügig wieder abflog, hatte sogar vorgehabt, sie dazu zu ermuntern – aber nicht mit Leda.
    Hunter rannte aus dem Haus zurück zum Boot. Segeln war kein Problem für ihn. Er war schon in römischen Booten über das Mittelmeer und später in türkischen Schiffen gesegelt. Er hatte Ozeane in riesigen Dreimastern überquert, war zum Vergnügen auf griechischen, brasilianischen und nordamerikanischen Seen unterwegs gewesen. Ledas Boot war zwölf Meter lang, mit einfacher Betakelung, stabil genug, um die tieferen Gewässer bis zum Festland zu überqueren. Er wühlte die Seekarten durch, bis er die gefunden hatte, auf der die Route nach Kalifornien bereits markiert war.
    Ein Problem gab es allerdings noch – oder besser gesagt: zwei. Mukasa und Taro. Leda hatte natürlich gewusst, dass er die beiden nie freiwillig zurücklassen würde. Ebenso hatte Hunter darauf gezählt, dass Leda bei ihnen bliebe, wenn
er
die Insel verließ. Seine wunderschöne Sirene hatte ihn ausgetrickst.
    Er lief wieder ins Haus, wo er diverse Nahrungsmittel in Pappkartons packte – Chips, abgepackte Kekse, Brezeln, Schokoriegel. Das Praktische an Junk-Food war, dass es lange dauerte, bis es verdarb. Dann entdeckte er Ledas Funkgerät auf dem Küchentresen und schaltete es ein. Er benutzte eine simple Magie, um die Frequenz von Samanthas Flugzeug zu finden.
    »Leda!«, brüllte er.
    Leises Knacksen und Rauschen. Er rief ihren Namen noch ein paar Male, aber entweder wollte sie ihm nicht antworten, war außer Reichweite, oder er hatte seine Magie falsch gelenkt. Oder aber sie war tot. Der Dämon, der die Insel suchte, könnte dem Flugzeug gefolgt sein.
    Nein, diesen Gedanken verbannte Hunter sofort wieder aus seinem Kopf. Er würde sie finden! Immerhin besaß er unglaubliche Kräfte. Er würde Leda finden, sie festhalten und nie wieder entwischen lassen. Dabei wären die Handschellen vielleicht ganz praktisch. Für einen kurzen Moment spann er eine erotische Phantasie, rief sich jedoch gleich wieder zur Räson und machte das Boot klar.
    Die Tiere kamen aus ihren Gehegen, um ihm zuzusehen. Mukasa sah kein bisschen unglücklich aus. Vielmehr schien seine Körperhaltung zu fragen:
Wo wollen wir hin?
Taro hingegen beäugte das Boot sehr misstrauisch.
    »Ich kann dich nicht hierlassen, mein Freund«, erklärte Hunter ihm und schaltete das Funkgerät wieder ein. »Leda, du musst mir mit den Tieren helfen! Ich weiß nicht, wie und wann ich sie füttern soll.«
    Das war gelogen, verfehlte jedoch nicht seine Wirkung. Gleich darauf hörte er Ledas Stimme inmitten des Rauschens. »Hunter?«
    Er war unendlich erleichtert – und wütend. »Wo zur Hölle steckst du?«
    »Auf dem Weg nach Los Angeles. Tut mir leid, Hunter.« Sie verstummte, als wollte sie noch mehr sagen, wusste aber nicht, was. »Die beiden kriegen ihre Tagesration in einer Mahlzeit, nachmittags um drei. Auf fünf Pfund Fleisch kommt ein Paket mit den Zusätzen. Das musst du genau abwiegen.« Wieder eine Pause. »Ich musste weg, entschuldige.«
    »Du bleibst in L. A.! Ich komme dorthin.«
    Es knisterte, ehe ihre Stimme wieder erklang. »Du kannst nicht herkommen!«
    »Wart’s ab, Süße!«
    Er schaltete das Funkgerät wieder ab und setzte seine Vorbereitungen fort. Sicher wäre er wütender oder sogar amüsiert angesichts ihrer Unverfrorenheit gewesen, wären die Umstände weniger bedrohlich. Das Gespräch mit Kali hatte ihn zutiefst beunruhigt. Er musste seine Brüder finden, die Lage in den Griff bekommen, dann zurückkehren und Leda ans Bett fesseln.
    Mukasa schlenderte zum Boot, als Hunter die letzte Ladung Futter und Zusätze
(ein Paket auf fünf Pfund, alles klar)
heranschleppte. Der Löwe stieg auf das Bootsdeck und linste neugierig in die Kajüte. Taro tapste unglücklich am Strand auf und ab.
    »Es wird nicht schlimm«, versprach Hunter ihm.
    Taro glaubte ihm nicht, hockte sich auf die Hinterbeine und jaulte auf.
    »Ich kümmere mich um den Bären.«
    Die Stimme kam aus dem Schatten hinter dem Haus, wo ein Palmenhain mit dichtem Unterholz stand. Es war die Undine, deren silbrige Gestalt grün, golden und blau aufschimmerte, wo Sonnenstrahlen durch das Laub zu ihr drangen.
    »Die Welt braucht dich,

Weitere Kostenlose Bücher