Schatten der Lust
gesorgt.«
»Jawohl, das habe ich!«, bestätigte Pearl, deren hässliches Gesicht merklich weicher wurde. »Die Wichtelmännchen haben alles sehr schön angerichtet, also verletzt ihre Gefühle nicht!«
»Wichtelmännchen«, murmelte Valerian, als die kleinen Wesen durch den Flur in das große Esszimmer huschten. Eines von ihnen rannte ihm vor die Füße, so dass er stolperte, und wuselte dann lachend davon. Valerian fing sich am Türrahmen ab. »Kleines Ungeziefer!«
Leda träumte. Sie setzte sich im Bett auf, wobei sie wusste, dass sie noch schlief, und sah zu den weißen Vorhängen vor dem Fenster. Sie spürte die anderen im Haus – Ricco, der eine pulsierende dunkle Magie ausstrahlte, während er unten saß und telefonierte, die grellweiße Macht von Darius im vorderen Gästezimmer, gemischt mit Lexis Hexen- und Werwolfmagie. Lexi besaß Feuermagie, was zu ihrer Persönlichkeit passte, heiß und scharf, nichts, mit dem man sich anlegen möchte.
Amber hatte eine blaue Aura, weil die Erde ihre Stärke war. Christine, die im selben Zimmer war, hatte Wassermagie. Und dann war da Mac, der wie ein Feuerwerk funkelnd durch das Haus ging, sowie Mais weniger kräftiges Glühen neben Ricco. Mai war eine Waldnymphe, was ihre zierliche Gestalt erklärte, ihre Schönheit, ihr Lachen, ihre offensichtliche Vorliebe für Sex. »Nennt mich einfach Nymphomanin«, hatte sie gescherzt.
Das Fenster lockte Leda in ihrem Traum zu sich. Leise ging sie hin und schob den Vorhang zurück.
Draußen war es vollkommen finster, undurchdringlich schwarz. Doch in dem Schwarz sah sie Schatten und plötzlich Hunters Gesicht. Als sein Blick auf sie fiel, strahlten seine grünen Augen. »Hi, Süße!«
Leda streckte sehnsüchtig ihre Hand nach ihm aus, doch er war schon wieder fort, und ein hübscher Dämon füllte die Lücke. »Er ist hier bei mir«, sagte Kehksut in männlicher Gestalt mit tiefer, verführerischer Stimme. »Warum kommst du ihn nicht holen?«
Leda ballte die Fäuste. »Wozu brauchst du sie? Was willst du ihnen antun?«
»Ihnen
antun?
Nichts.« Er lächelte. »Sie helfen mir. Aber ich brauche alle fünf bei mir. Fünf. Merk dir das!«
»Warum? Und wieso gibst du mir Hinweise?«
Seine Umrisse verschwammen, und Feuer schoss aus der Dunkelheit – göttliches Feuer. Ein Frauengesicht, umrahmt von Flammen, kam auf Leda zu, die Hände in der eleganten verdrehten Stellung einer orientalischen Statue.
»Fünf ist die magische Zahl«, zischte die Frau, deren Zunge aus einer Lichtflamme bestand.
»Kali?«, hauchte Leda. Die Göttin selbst? Oder war das ein Trick des Dämons?
»Fünf Unsterbliche«, fuhr die Frau fort. »Fünf Göttinnen, fünf Elemente, fünf Sternzacken des Pentagramms. Fünf Hexen. Wisse!«
Kalis Gesicht verschwand, und eine wunderschöne mächtige Frau mit rotem Haar erschien. »Rette meinen Sohn!«, befahl sie mit einem walisischen Akzent. »Lass die Welt untergehen, sie kümmert mich nicht, aber rette meinen Sohn!«
Die Vision veränderte sich abermals, und eine Frau mit einem schönen Gesicht und strengen Augen sah Leda verärgert an. »Die Dinge sind außer Kontrolle geraten«, sagte sie gereizt. »Hör auf Darius, er hat ein paar nützliche Dinge von der Werwolfhexe gelernt!«
Wieder ein Wechsel, und eine dunkelhaarige Frau in einer Leinentunika, wie sie im alten Rom getragen wurden, erschien. »Kalen besitzt Weisheit und Macht. Er wird überleben, aber nur mit deiner Hilfe.«
Die nächste und letzte Frau hatte pechschwarzes Haar und schmale Hörner, die ihr aus dem Kopf wuchsen. »Hilf ihnen allen, Leda! Du bist weise, ohne es zu wissen. Sieh in dein Inneres! Was kannst du tun, was hast du überlebt und andere nicht? In diesem Überleben liegt deine Stärke. So viele andere wären erlegen.«
Leda hörte zu, ohne etwas zu verstehen. Das Mondlicht tanzte in silbernen Wellen über das Fenster, und die Nachtbrise berührte Ledas Haut. Isis löste sich auf, und Hunter saß auf dem Fenstersims, barfuß und in einer Jeans. Er zog ein Knie an seine Brust und umschlang es mit den Armen.
»Haben die Göttinnen dich verrückt gemacht? Lass mich raten: Sie waren wieder kryptisch und haben dir gesagt, du müsstest es allein herausfinden?«
»Ungefähr in dieser Art.« Leda fühlte, wie sie ihre Lippen bewegte, obwohl kein Ton aus ihrem Mund drang.
Hunter stand auf und kam zu ihr. Sie liebte es, ihn anzusehen, groß und stark, wie er war, sein muskulöser Oberkörper, der über seiner Jeans aufragte.
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