Schatten der Lust
her, seit sie zuletzt Gelegenheit gehabt hatte, mit anderen Hexen Ideen und magische Methoden auszuprobieren.
Amber besaß eine unglaubliche Magie, die sich auf Steine und die Knochen der Erde stützte. Sie konnte mühelos jede Energielinie anzapfen, nach der Leda erst suchen musste. Christine verfügte über Wassermagie und war so gut wie blind, wenn sie kein Wasser berühren konnte. Sobald sie jedoch Kontakt zu Wasser hatte, vollbrachte sie die erstaunlichsten Dinge.
Christine liebte salziges Essen und schickte Pearls Wichtelmännchen täglich los, um Chips, Brezeln und Popcorn zu besorgen. Und mit geweihtem Wasser wirkte sie stärkere Magie, als Leda sich ausgemalt hätte. Zudem konnte Christine auf das Wasser in anderen zugreifen und es für oder gegen sie benutzen, um zu zerstören oder zu heilen. Mit Dämonen, sagte sie, hatte sie allerdings ihre Schwierigkeiten, weil sie kein Wasser in sich trugen.
Leda hingegen konnte mit ihrer Luftmagie einiges gegen Dämonen ausrichten. Sie war auf die Kraft des Windes und auf Instrumente angewiesen, die Wind einfingen – Windspiele, Flöten oder auch nur das Rascheln von Blättern im Wind. Sie konnte daher die Magie von Dämonen nutzen, deren Luftmagie berühren und sie nach ihrem Willen beugen. Jedoch zu einem hohen Preis, wie sie sich erschaudernd in Erinnerung rief. Wäre Hunter nicht gewesen …
Solche Gedanken brachten die Bilder von Hunter in ihrem Bett auf der Insel zurück, als er sie lehrte, sich ihm zu öffnen, und sie wunderbar erregte, während er die dunkle Magie aus ihr herauszog. Sie dachte daran, wie er gelächelt hatte, als er die Todesmagie zwischen seinen Fingern hielt und diese einfach zerquetschte.
Dann kamen ihr die Tränen, ihre Angst kehrte zurück, und der Zauber, an dem sie gerade arbeitete, scheiterte kläglich. Nein, es war besser, gar nicht an Hunter zu denken.
Sie wusste, dass Hunter und Adrian den Dämon nicht gefunden und zerstört hatten, weil sich die Zustände nicht besserten. Vielmehr wurden sie beständig schlimmer – finsterer, trostloser, schmutziger. Das Haus zu verlassen war gefährlich, und Valerian ließ keine von ihnen allein vor die Tür.
Einzig Mac schien völlig unbeschwert, zupfte an seiner Gitarre oder klimperte auf Ambers Klavier, den Kopf gesenkt und vor sich hin summend. Leda hatte seine Musik gehört und fand sie faszinierend. Wunderschön und rauh zugleich, vermischte sie uralte keltische Melodien mit elektrischem Grunge zu etwas völlig Neuem. Sollten sie den Dämon besiegen, wäre die Musikszene in Seattle sicher begeistert von ihm.
In der Küche kochte Pearl, die ihren klobigen Leib blitzschnell zwischen Kühlschrank, Herd und Ofen hin und her bewegte. Valerian hatte sich mit den Wichtelmännchen abgefunden, weil er Pearls Kochkünste liebte, aber auch er machte sich Sorgen und war bedrückt, weil er so wenig tun konnte.
Zwei Wochen nachdem Hunter, Adrian und Kalen verschwunden waren, hob Mac eines Abends den Kopf und sah sich zum Flur um. Die Hexen hatten inzwischen gelernt, seinem Instinkt zu vertrauen, und Leda stand bereits auf, bevor es an der Tür klopfte.
»Lasst uns rein, schnell!«, rief eine dröhnende Stimme. Für einen kurzen Moment war Leda wie gelähmt. Sie dachte, es wäre Hunter. Auch Christine und Amber zögerten, dann rannten alle drei nach vorn.
Valerian aber war als Erster bei der Tür. »Die Damen sofort hinter mich! Ich soll euch schließlich beschützen.«
Leda sah durchaus ein, dass es klüger war, ihn öffnen zu lassen, auch wenn sie Mühe hatte, sich zurückzuhalten. Sie fühlte, dass von den Wesen hinter der Tür Todesmagie ausging. Die Schutzzauber summten buchstäblich davon. Aber es war auch Lebensmagie dort, eine ziemlich mächtige Dosis sogar.
Valerian machte die Tür einen Spalt weit auf. Sein Rücken spannte sich merklich. »Ein Vampir«, sagte er.
»Und eine Nymphe«, erwiderte eine hellere, fast melodische Stimme mit einem munteren Unterton. »Und eine Werwolfhexe und ein … was immer Darius sein mag.«
[home]
Kapitel 21
D arius?« Leda duckte sich unter Valerians kräftigem Arm hindurch, um den großen Krieger zu sehen, der in einem ärmellosen schwarzen Staubmantel auf der Veranda stand.
Nachdem sie nun mit Unsterblichen vertraut war, kam es ihr vor, als schrie alles an ihm, was er war – die breitschultrige Gestalt, das kantige Gesicht, die intensiven Augen und die Magie, die unmittelbar unter der Oberfläche knisterte. Das riesige Schwert in seiner
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