Schatten der Vergangenheit (German Edition)
fragte Chus Stirn runzelnd. „Er hat darauf bestanden!“ Ana zuckte mit den Schultern und wollte nicht weiter über Philippe sprechen. Sie stand auf und winkte den anderen Spielern zu.
„Ich fahre nach Hause. Ich treffe noch einige Bekannte.“ Ihr Vater nickte und sah ihr schweigend nach. Chus klopfte ihm auf den Arm.
„Sie ist eben jung.“ „Mein Gott, was soll ich nur tun?“ Es war erstaunlicherweise Inez, die eine Antwort gab.
„Sie will doch nur Anerkennung!“ Geraldo lachte laut auf. „Sie ist doch mein Kind! Wie viel Aufmerksamkeit braucht sie da?“ fragte er wütend.
Frauenstimmen waren in der Ferne zu hören. Alvarez reckte seinen Kopf. „Spielt heute die Frauenmannschaft?“ fragte er irritiert. Chus lachte. „Nein, aber Anas Einkaufsberatung. Der Clubmanager sagte mir wortwörtlich „Seine Hoheit will heute trainieren, man möge ihm Reiter zur Verfügung stellen!“ Inez lachte laut auf. „Das kann nur Philippe sein, der hat so eine Wirkung auf Menschen..“ „Und die Weiber sind seine Eskorte. Kennen Sie ihn?“ fragte Chus Alvarez, der blass geworden war.
Geraldo Alvarez hatte nasse Hände bekommen und er konnte sich nicht mehr erinnern, wann ihm das das letzte mal passiert war. Er war nervös. Andere Väter sahen ihre Söhne spätestens nach der Geburt. Er hatte dafür vierundzwanzig Jahre warten müssen.
„Nein, stell ihn mir vor..“ Langsam erhob er sich und Chus und er machten sich auf den Weg zu den Ponys und den Frauenstimmen.
Inmitten der Frauen, mit einem winzigen Baby am Arm – der Grund für das Geschreie der Weiber, wie Chus feststellte, stand Philippe – in weißen Jeans und langärmligen Polohemd, selbst Reitstiefel hatte er bereits an.
Alvarez sah ihn zuerst nur seitlich. Er hatte schulterlange Haare, beinahe schwarz, ein kantiges Kinn, war sehr groß und sehr schlank, beinahe dünn.
Wessen Kind war das mit dem er da in italienisch sprach. Sein Sohn sprach italienisch? „Hola, Philippo, wem gehört denn das Kind?“ fragte Chus und kam näher und sah auf das winzige Baby in Philippes Armen. „Mir, darf ich vorstellen, Andrea, mein Sohn..“
Alvarez hatte beinahe einen Herzstillstand. Er war nicht nur Vater zweier weiterer Kinder geworden, sondern mit einem Schlag auch Großvater. Chus griff sich in die Haare. „Kind? Von deiner Frau?“ „Nein, natürlich nicht, von Isabella Longi!“ sagte Philippe im perfekten Spanisch der Argentinier. Immerhin hatte Catarina ihm spanisch beigebracht, dachte Alvarez zufrieden, nachdem er sich von dem Schock Großvater geworden zu sein, erholt hatte.
„Ach du liebe Güte!“ rief Chus aus. Die anderen Polistas, die sich inzwischen dazugesellt hatten, lachten. „Ist er nicht süß!?“ fragte Philippe und hielt ihm Chus hin.
Alvarez machte noch einen Schritt näher. Sein Enkelkind... sein Sohn. Philippe sah auf und sah Alvarez an. Dieser Augenaufschlag, diese großen türkisblauen Augen... und das Gesicht seines Vaters. Jetzt wusste er, was Catarina meinte, als sie sagte, wenn Alvarez Philippe sehen würde, würde er es wissen. Er hätte dafür keinen Vaterschaftstest benötigt, Philippe war sein Sohn und was für ein Sohn! Er war nahe daran in Tränen auszubrechen.
Kein Wunder, dass die Frauen schwach wurden. „Darf ich vorstellen, Philippe d´Arthois, Geraldo Alvarez,“ stellte Chus die beiden vor.
„Ich würde Ihnen ja die Hand geben, aber ich glaube, Andrea hat sich eben in die Windeln gemacht,“ sagte Philippe mit einem breiten Grinsen. Alvarez streckte die Arme nach dem Baby aus. „Darf ich es mal halten?“ fragte er vorsichtig.
Chus sah Alvarez erstaunt an. Alvarez mochte immer Kinder, die Kinder liebten ihn, aber er kannte doch Philippe kaum und ein nasses Baby zu nehmen? Der Mann wurde alt, dabei gab es genug Männer, die erst in seinem Alter das erste Mal Vater wurden.
Philippe zuckte mit den Schultern und gab Alvarez das Baby, das ihn mit großen dunklen Augen erstaunt ansah. Es hatte Isabellas Augen geerbt, aber Philippes dunkle Haare, dachte Alvarez und nahm es vorsichtig entgegen.
„Ich habe Sie gewarnt, er ist nass und stinkt!“ lachte Philippe. „Das haben Babys so an sich. Wie alt ist den der Kleine?“ „Zwei Monate. Seine Mutter ist einkaufen, ich wollte ihm die Ponys zeigen..“ „Philippo, das ist noch ein Baby!“ rief Inez aus. Philippe zuckte mit den Schultern. „Na und? Man kann nie früh genug anfangen. Das wird mal ein zweiter
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