Schatten der Vergangenheit (German Edition)
setzten sich auf eine Bank am Rande des Spielfeldes – aber in ausreichender Entfernung zum Feld, dass sie nicht in Gefahr kamen, vom Ball getroffen zu werden.
„Wer ist das?“ fragte Lily. „Keine Ahnung, aber der Typ ist gut, wenn sich Philippe von ihm etwas sagen lässt.“
„Ist der andere Spieler nicht Alessandro?“ fragte Lily und zeigte auf einen Spieler, der zu den beiden Frauen kurz hinsah.
„Ja, er ist es,“ sagte ein großer, wohlbeleibter Mann in einem sandfarbenen Anzug zu ihnen. Er hatte beide gesehen – die beiden waren auch nicht zu übersehen. Seine Tochter. Wau, dachte er nur, als Caroline ihn mit diesen unverkennbaren türkisblauen Augen ansah, eine Mischung zwischen Catarina und seiner Mutter, die war heiß, wirklich heiß. Hinter dem Mädchen waren sicher alle Männer her.
„Geraldo Alvarez,“ stellte er sich vor und gab der Blondine zuerst die Hand. Das war also seine Schwiegertochter – oder auch nicht, wenn es stimmte, was seine Anwälte ihm erzählt hatten. Was für eine Schönheit, kein Wunder, dass Philippe die nicht so leicht wieder hergeben wollte.
„Caroline d´ Arthois und meine Schwägerin Liliane..“ „Schön, Sie kennen zu lernen.“ Lily reichte ihm mit einem Lächeln die Hand. Der Mann sah nett aus und sie mochte ihn, schon alleine deshalb, weil er sich mit seiner Tochter nicht verstand.
Philippe hatte die beiden auch gesehen und ritt mit seinem Pony heran, das Pony stieg über die Schwelle und bleib vor den beiden stehen.
„Hola..“ er war verschwitzt und das langärmlige T-Shirt klebte auf seinen Oberkörper. „Komm uns nicht näher, du stinkst!“ rief Caroline aus, als Philippe sich vorbeugte und seiner Schwester einen Kuss geben wollte.
„Hallo Lily,“ sagte er zu seiner Frau und streckte ihr seine behandschuhte Hand entgegen. „Willst du einen Handkuss?“ fragte Lily spöttisch.
„Würde ich einen bekommen?“ fragte er zurück. „Nein, sicher nicht!“ Er lachte und sah Alvarez an und zog dann mit den Zähnen den Handschuh von seiner rechten Hand.
„Verdammt..“ murmelte er. Die Bandage war blutgetränkt. „Das gehört genäht,“ sagte Alvarez und kam näher und nahm die Hand seines Sohnes und sah darauf. „Ja, ja..“
Er hatte sich in der Nacht am Weinglas geschnitten, als Alvarez ihm eröffnete, dass er sein Vater war. Das Glas in seiner Hand hielt den Druck nicht aus und zersprang. Er schnitt sich in die Handfläche und in zwei Finger. Die Wunde heilte einfach nicht.
„Was hast du denn gemacht?“ fragte Lily und sah auf die Wunde. „Betrunken auf Scherben gefallen?“ fragte sie.
Alvarez lachte leise. Die Kleine hatte ein gutes Mundwerk, dabei hatte ihm Philippe erzählt, sie sei verstört, eingeschüchtert und ein richtiges Mäuschen. Das Mäuschen war eine Löwin...
„Philippe! Was ist, ich habe nichts von Pause gesagt!“ rief der Trainer und kam auch herangeritten.
„Der Typ ist ein Sklaventreiber,“ sagte Philippe. „Er ist der Beste,“ meinte Alvarez. „Trotzdem bleibt er ein Sklaventreiber.“
„Guten Tag, Senor Alvarez, die Damen,“ grüßte der kleine Mann, der ein zerfurchtes Gesicht hatte, wie jemand, der Tag ein, Tag aus in der Sonne verbrachte.
„Was ist den mit deiner Hand geschehen?“ fragte er. „Geschnitten..“
„Ich brauche Verbandszeug,“ sagte Lily. „Du kannst das verbinden?“ fragte Caroline erstaunt. „Mein Vater ist doch auch Bildhauer, der schlug sich öfters auf die Hand, vor allem wenn er zuviel getrunken hatte!“ erklärte sie.
Der Trainer holte einen Verbandskasten und Alvarez holte Bandagen hervor.
„Wenn wir es zu dick wickeln, kommt er nicht mehr in den Handschuh,“ meinte Lily. Der Trainer schüttelte den Kopf. „Der kann nicht spielen, das tut weh – wie willst du den Mallet halten?“
Philippe grinste. „Wie bisher..“ „Kein Wunder, dass du so schlecht bist..“ Philippe presste die Lippen zusammen. Er war nicht schlecht – oder nicht schlechter als sonst..
Er sah Alvarez an, der zog die Stirn in Falten. „Er ist hier, damit du besser wirst,“ sagte er ruhig. „Ja, ja, ich weiß – und Alessandro auch, oder?“ „Ja, sei nett zu ihm, er trainiert sonst nie mit der Konkurrenz.“
Der Trainer studierte Caroline. „Du bist seine Schwester, Catarinas Tochter, oder?“ Es war eigentlich keine Frage, mehr eine Feststellung.
„Ja, Caroline.“ „Du siehst ihr verdammt ähnlich.“ Caroline nickte. „Ich weiß, es sind die Augen.“
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