Schatten der Vergangenheit (German Edition)
gehen.“
„Sind die Pferde nicht ein wenig zu klein, um sie zum Springreiten zu verwenden?“ fragte David ahnungslos.
Peppa lachte und lachte, bis ihr Tränen über die Wangen liefen. Alessandro sah ihn an, als hätte er ihn gefragt, ob ein Pferd vier Beine hätte.
„Das sind Ponys, argentinische Poloponys“, sagte er und schüttelte den Kopf über soviel Unwissen. „Tut mir leid.“
Woher sollte er das wissen? Auf Ponys hätte er schon getippt, aber die trugen doch kein Schild mit Polo oder einer argentinischen Fahne auf dem Rücken, oder? Er eilte ihm nach in Richtung Stallungen. Die Pferde, zwölf an der Zahl, standen auf einer Koppel. Eines davon war weiß-grau gescheckt, die anderen braun. Sie drehten ihre Köpfe, als sie Alessandro hörten.
„Schöne Tiere.“ Das konnte er zumindest objektiv beurteilen. „Ja.“ Sehr einsilbig, der Herr Springreiter. Alessandro schwang sich über den Zaun und zwei Pferde kamen zu ihm. Er gab ihnen Zuckerwürfel, die er in der Tasche seiner Reithose hatte.
„Kannst du reiten?“ fragte Alessandro. „Ein Esel gilt wohl nicht als Reittier, oder?“ fragte David zurück.
Alessandro grinste und nahm ein Pferd beim Halfter. Am Zaun stand einer der Stallburschen. Er hatte ein dunkles Gesicht und runde Augen. David hatte sich nicht den Namen des Jungen gemerkt. Für ihn sahen sie irgendwie alle sehr gleich aus. Der Stallbursche hielt einen Sattel und eine Trense. Alessandro nahm ihm beides ab. Er trenste das Pferd, legte den Sattel auf und gurtete ihn an. Dann ergriff er die Zügel und schwang sich in den Sattel. Er ritt los, machte dann aber eine abrupte Wendung und blieb vor David stehen.
„In Frankreich reitet man auch keine Esel mehr“, sagte Alessandro. „Nein, in Israel. Meine Großeltern hatten eine kleine Farm.“ „Israeli, interessant.“
Alessandro sah ihn an, als käme er vom Mond. Vielleicht weil er so überhaupt nicht wie die Klischeebilder eines Israelis aussah. Er war blauäugig und ein Hüne von einem Mann. Er hätte auch Skandinavier sein können. Oder Deutscher.
Alessandro dachte allerdings an sein Bild, dass er nicht verkaufen konnte, weil so ein komischer deutschsprachiger Jude es verhindert hatte. Nun gehörte es einem amerikanischen Juden, dessen Familie das Bild einmal von den Nazis geraubt worden war und Alessandro hatte seine Steuerschulden nicht bezahlen können. Arthur McKenney war darüber auch nicht sehr erfreut gewesen, der hatte bereits einen Platz in seinem Haus für das Bild reserviert. Der hatte diesen deutschen Juden verwünscht, hatte aber auch nichts geholfen, das Bild war für immer weg.
Ein Auto fuhr auf den Hof und beide Männer sahen in die Richtung. Es war ein teures Sportauto mit englischem Kennzeichen, genau genommen ein hellblauer Maserati. Allerdings sah sich keiner der beiden das Auto genauer an, denn die Frau, die auf sie zukam, war besser als jedes Auto. Lange Beine, die in einer hellblauen, engen Jeans steckten und hüftlange, strohblonde Haare, die beinahe weiß waren. Sie war extrem schlank. David fand sie beinahe zu dürr, denn er mochte Frauen mit Hüften, aber sie war wie eine Fee aus einem Märchenland, zweifelfrei schön.
„Mama mia“, brachte David hervor. Alessandro piff durch die Zähne. Immer wenn er Lily sah, dachte er, welch ein Glück Philippe gehabt hatte, so eine Frau zu finden. Kein Wunder, dass Philippe Lily sofort geheiratet hatte.
„Wer, zum Teufel, ist das?“ fragte David leise.
Die junge Frau war zwischen achtzehn und fünfundzwanzig. Ihr genaues Alter war schwer zu schätzen, denn sie gehörte zu den Frauen, die selbst mit vierzig, abgesehen von wenigen Falten, noch zeitlos schön waren. Sie blieb am Zaun vor David und Alessandro stehen. Ihr Englisch hatte einen starken, deutschen Akzent.
Sie sah Alessandro interessiert an, so wie ein Meisterstück. Sie ging sogar ein Stück zurück, um ihn aus der Entfernung zu betrachten. Sie hatte große, blaue Augen, in denen man förmlich ertrinken konnte.
David starrte. Alessandro verzog keinen Gesichtsmuskel. Er streichelte nur sein Pferd am Hals, das langsam nervös wurde, weil es dachte, es würde auf einen Ausritt gehen. „Hallo, Lily,“ grüßte Alessandro und er lächelte ein wenig. „Hallo, Alessandro..“ Sie gab Alessandro einen Kuss auf die Wange. „Dein Mann ist auch hier?“
Wie schade, die Schöne ist verheiratet, dachte David. Kein Zufall, die Frauen, die
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