Schatten der Vergangenheit (German Edition)
verrückt, David Rahat!“ Er fiel David um den Hals und in alter russischer Manier küsste er ihn auf beide Wangen. „David, alter Junge, was machst du hier?“
Alter Junge? David war zwei Monate jünger als Vladimir, aber wozu jetzt darauf hinweisen? Vladimir und weißblonde Haare?! Das war neu!
Alessandro sah Lily an und hob die Schultern hoch. Sie erkannte Vladimir, sie hatte ihn kurz in Florida mit Philippe gesehen und Vladimir hatte mit ihr geflirtet und ein blaues Auge von Philippe geerntet. Philippe war sehr, sehr besitzergreifend.
„Russische Liebe?“ fragte Lily und strich Alessandro über die Wange. „Ich werde wohl lieber fahren, wo doch Monsieur Noschenko jetzt hier ist.“
Vladimir hatte seinen Namen gehört. „Madame d´Arthois..“ Er machte eine elegante Verbeugung und brachte David damit zum Lachen. „Ich hörte, dein Mann spielt für Harting..“ Lily nickte. Philippe war aus dieser Verpflichtung nicht, ohne noch mehr Schaden seinem Ruf zuzufügen, hinausgekommen. Alvarez hatte ihm zwar angeboten, den Vertrag zu lösen, aber so wie es aussah, hatte dies nicht funktioniert oder Philippe hatte abgelehnt. Polo gehörte eindeutig nicht zu ihren Bettgeflüster und darüber war Lily wirklich froh.
„Er spielt für Harting?“ fragte Alessandro ungläubig. Nach all dem, was in Argentinien vorgefallen war, hätte Alessandro angenommen, dass Philippe eine andere Mannschaft fand. Alvarez ließ die Balladors nie in Großbritannien spielen, das hatte irgendetwas mit den Falkland Inseln zu tun, was genau, wusste Alessandro nicht. Alessandro hatte die Gründe auch nie hinterfragt, für ihn, der einen britischen Vater hatte, war der Falkland Krieg ein heikles Thema.
„Ja, er spielt für Harting,“ bestätigte Lily und zuckte mit den Schultern. „Es ist ja nicht so, dass er gegen dich gewinnen wird, oder?“ Alessandro lachte. „Nein, wird er nicht.“ Oh, so sicher sollte sich Alessandro nicht sein, dachte Vladimir. „Ich fahre lieber, ich muss mir Schloss Kitsch ansehen..“ „ Adios.“ Sie winkte Alessandro.
„Bis morgen, amigo.” Sie zögerte, wollte etwas sagen, schwieg aber dann und ging.
„Hör mal, Alexander.“ Vladimir rollte stark das „r“. „Alessandro“, verbesserte der Angesprochene.
„Ich habe dich hierher geholt, damit du mir den Titel holst – und weil ich deinen Stiefvater am Boden sehen möchte, aber lass die Finger von der Blonden, ich möchte mit Philippe keinen Ärger!“ Vladimir griff auf seine Wange die sehr, sehr lange blau gewesen war.
Alessandro drehte sich auf dem Absatz um, schwang sich auf das ungeduldige Pferd und ritt hinaus auf den großen Platz, wo zwei seiner Stallburschen Polo spielten. Das brauchte er jetzt. Alessandro ritt auf sie zu.
„Los, gebt mir einen Mallet!“ rief er. „Du hast keinen Helm“, rief einer der Burschen.
„Verdammt, dann gib mir einen!“ Das er sich jetzt bei einem kleinen Spiel verletzte, wäre unklug, zumal die Heurechnungen nicht mal bezahlt waren.
Man reichte ihm den Helm und einen Mallet und die nächsten Minuten vergaß er die Welt um sich. Da gab es nur das Pferd unter ihm, die Kommandos der Burschen und den Geruch der Natur.
Als er vom Pferd stieg und die Zügel seinem Stallburschen reichte, sah er, dass David am Zaun lehnte und ihm zugesehen hatte.
„Das ist es also, was du machst?“ fragte David.
David, der Israeli, den er in einem Pub kennengerlernt hatte und der als einziger in diesem Nest ihn nicht kannte, hatte so etwas Beruhigendes und Ehrliches an sich. Alessandro mochte ihn einfach und er mochte kaum jemanden, außer seinen Pferden – und er vertraute niemandem – auch seinen Pferden nicht.
Alessandro schwang den Mallet über die Schulter und lehnte sich neben David an. „Sei vorsichtig bei Vladimir. Er ist ein Schlitzohr.“
Alessandro lachte und sah David an. „Du kennst ihn gut. Ich weiß, dass er ein harter Geschäftsmann ist.“
Er war ein Arschloch, aber viele von diesen reichen Leuten waren es. Diese neureichen Russen dachten, sie müssten alle Polo spielen, weil sie meinten, sie würden dann die königliche Familie treffen.
„Mit was hat er dich?“ Alessandro schwang den Mallet über die Schulter. „Mit meiner Leidenschaft. Sieh dich um - Pferde.“ Und kein Geld.
„Polo?“ David runzelte die Stirn. Diese Leidenschaft konnte er nur schwer nachvollziehen. „Ein teures Vergnügen.
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