Schatten der Vergangenheit (German Edition)
der Decke baumelte.
„Er hat es verdient“, sagte Ari laut.
„Ja, hat er. Komm, lass uns herausfinden, wo wir die anderen Schweine finden...“
Leidenschaften
Philippe war nach dem Gespräch mit Paul am Boden zerstört gewesen, aber dann hatte er seinen Vater angerufen und so wie erwartet, hatte ihn dieser beruhigt und versprochen sich um Paul und Arthur zu kümmern. Was auch immer das heißen mochte, aber Philippe vertraute Alvarez. Alvarez hatte Mittel und Wege um das zu bekommen was er wollte und er würde Welten bewegen, wenn irgendjemand Philippe drohte. Paul würde es bereuen.
Philippe konnte sich auf Geraldo verlassen, deshalb war jetzt auch auf den Weg zu seinem anderen Vater und je näher er dem Schloss kam um so miserabler fühlte er sich. Er hätte sich gerne betrunken und ärgerte sich, dass er das Trinken vor Weihnachten aufgegeben hatte. Nur Harting dachte noch, er saufe und er spielte ihm auch den Trunkenbold gekonnt vor. Philippe konnte auf reichlich Erfahrung zurückgreifen, denn er wollte nicht für Harting siegen und hoffte, er würde ihm nicht zu den wichtigen Spielen einsetzen. Er spielte allen – bis auf Lily vor, dass es ihm besser ging, aber so war es nicht. Nachts träumte er immer wieder von den Männern, die sein Stiefbruder mitbrachte, er träumte von dem engen Schrank, in dem ihn Henry einsperrte, wenn Philippe nicht tat was Henry wollte. Philippe hatte Angst vor dunklen engen Räumen, bis jetzt. Er schloss die Augen und roch den Lavendel, der in dem Schrank lag, er konnte sich genau an den Geruch erinnern, ebenso an die Gesichter der Männer, an ihre fahlen Körper, an ihre Brutalität, ihre Wünsche, ihre Perversionen. Dann begann seinen Hände zu zittern und alle Jahre seither waren wie ausgelöscht. Seit dem Gespräch mit Paul musste er öfters an die Männer denken. Gutsituierte Männer, reiche Männer, Politiker, Unternehmer, Popstars... woher Henry sie bekam, war ihm immer ein Rätsel geblieben. Zwei Dinge hatten alle gemeinsam, Liebe zu schönen Knabenkörpern und Geld. Warum hatte ihn Papa nie geholfen? Hatte er nicht gesehen, wie grausam Henry zu ihm war? Er hatte öfters versucht mit ihm zu sprechen, aber Papa hatte ihn nicht verstanden oder verstehen wollen...
Philippe blieb am Rande einer wenig befahrenen Seitenstrasse stehen und stellte den Motor ab. Sein Kopf fiel auf das Lenkrad und er heulte wie ein kleines Kind. Nur gut, dass ihm niemand sah.
Wie oft hatte er sich gewünscht, dass der Mann, den er Vater nannte ihn anerkennen würde, ihn lieben würde, wie den Erstgeborenen?
Er vermisste den Mann, den er noch immer Papa nannte mehr, als er je gedacht hatte, auch jetzt noch, auch nachdem er erfahren hatte, dass Alvarez sein Vater ist, der ihm die letzten Monate vergöttert hatte und jeden Wunsch von den Augen ablas. Philippe wischte sich die Tränen weg, atmete tief durch und startete den Motor des Jaguars, den er mit dem Geld von Alvarez in London gekauft hatte.
Er fuhr eine scharfe Kurve auf den Parkplatz und parkte das Auto bei den ersten Stallungen. Dahinter war auch die Meute untergebracht, die sein Vater für die Jagd hielt.
Die Hunde mit ihren feinen Ohren erkannten sofort, dass es Philippe war. Viele der Hunde hatte er schon als Welpen in den Armen gehabt und gefüttert. Sie kläfften laut und sprangen an die Zäune des großen Zwingers, in dem sie untergebracht waren.
Zwei davon, die Alphatiere, liefen frei herum. Philippe pfiff. Sie kamen zu ihm getrottet und sprangen an seine hellgraue Jeans, wo ihre Pfoten Spuren hinterließen. Philippe streichelte sie und kraulte ihr Fell.
„Na, kommt ihr zwei. Gehen wir spazieren.“ Was nur, sollte er tun? Er hätte sich gerne einfach auf den Boden gelegt und wäre einfach nicht mehr aufgewacht. Sein Ziehvater hatte doch keine Ahnung, dass er sehr wohl gerne an Henrys Stelle gestorben wäre.
Er tat es nicht, denn plötzlich stand er vor dem Grab seines Stiefbruders Henry. Henry wollte nicht in der Familiengruft in Frankreich begraben werden, sondern hier, auf dem Hügel, wahrscheinlich weil er hoffte, Philippe würde ihn auch dann niemals vergessen.
„Fuck, Henry, ich hätte an deiner Stelle sterben sollen, wenn es nach ihm gegangen wäre“, murmelte Philippe und sah auf die Inschrift des Grabes. Henry war fünfundzwanzig gewesen. So viele Jahre war es nun her. Der Rosenstrauch war frisch geschnitten und das Grab immer gepflegt, dafür sorgten die
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