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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Gärtner.
     
    Philippe lehnte sich an den Grabstein und dachte an die letzte Nacht, an all die letzten Jahre, die Drogen, an Lily, die er zwei Tage vor Henrys Tod geheiratet hatte - oder eben nicht. Lily, die ihm fünf Jahre später wie ein Engel erschienen war, und er dachte, sie sei die Rettung aus seiner sinnlosen Existenz. Lily mit ihrem engelsgleichen Aussehen, dieser Unschuld und Naivität und ihrer bedingungslosen Liebe.
     
    Gott, er war so müde... Er schloss die Augen und lehnte seine Stirn an den kalten Marmorstein. Die Vergangenheit würde für ihn nie vergessen sein. Sie war Teil seines Lebens und immer wieder wurde er daran erinnert. Henry hatte dafür gesorgt. Henry bereitete ihm selbst aus dem Grab heraus eine Hölle auf Erden, so wie er es immer versprochen hatte. Dieses hinterhältige Arschloch hatte immer gewusst, dass er nicht sein Bruder war.
     
     
     
     
     
    Henry d´Arthois stand seit einer Stunde am großen Fenster seines Arbeitszimmers. Von dort sah man bis zur Anhöhe, auf der das Grab seines ältesten Sohnes war. Er hätte ihn in der Gruft in Frankreich bestattet, aber Catarina hatte darauf bestanden, dass er den letzten Wunsch seines Sohnes respektieren sollte. Nun musste er immer an sein eigenes Versagen erinnert werden – und heute an zwei – denn er sah seinen einzigen, noch lebenden Sohn am Grab sitzen.
     
    Henry verschränkte die Arme hinterm Rücken und seufzte laut.
     
     
    „Henry, rede mit ihm,“ bat Catarina. Warum war Philippe hier? Die letzten Monate hatte sie jeden Tag gefürchtet, dass Philippe oder Alvarez Henry die Wahrheit sagen würde. Sie hatte nachts Alpträume und war schon nahe daran gewesen, Henry die Wahrheit zu beichten.
     
    Henry liebte Philippe, daran hatte sie keine Zweifel. Wenn schon, wenn er nicht sein leiblicher Sohn war, er hatte ihn großgezogen, er war sein Vater, nicht Alvarez. Dieser eingebildete Argentinier, was dachte er eigentlich, wer er sei!
     
    Sie ging zu ihrem Mann und legte ihre Hand auf seinen Oberarm. Er hatte so stark abgenommen. Grundsätzlich könnte sie darüber froh sein, dass er wieder seine alte Körperform hatte, beinahe so wie sie ihn kennen lernte, aber er aß nur deshalb kaum etwas, weil er sich Sorgen machte, auch wenn er mit niemandem darüber sprach. Sie wusste, er lag nachts wach und dachte an Philippe. Er bereute es, dass er ihm die finanzielle Unterstützung gestrichen hatte. Er bereute auch seine harschen Worte, war aber zu stolz, um den ersten Schritt zu tun. Es war immer sein Stolz, der ihm selbst im Weg stand, schon damals, als sein ältester Sohn starb. Er sah nie, dass Henry ein Monster gewesen war.
     
    „Wenn du nicht gehst, gehe ich und hole ihn. Er ist mein einziger Sohn und ich will ihn nicht für immer verlieren. Die Nachbarin von Philippe hat mich übrigens angerufen, er wohnt ein einem der Cottage in der Nähe von Hartings Schloss.“
     
    Diese Tratschtante, dachte Henry. Jeder wusste hier über jeden Bescheid. Wahrscheinlich hatte die Nachbarin das Haus, das Philippe für das Turnier gemietet hatte, den ganzen Tag mit Fernglas beobachtet und jede Neuigkeit an eine dieser dummen Zeitungen verkauft. 
     
    Catarina seufzte laut. Er sah Catarina an. Sie blickte ihn mit diesen türkisblauen, großen Augen an, die sein Sohn von ihr geerbt hatte.
    Henry sah wieder aus dem Fenster. Er sah wie Philippe mit den zwei Hunden langsam den Weg zurück zu den Stallungen ging, und zwar mit hängendem Kopf und Schultern. Er wirkte wie ein kleiner Junge, der geprügelt worden war. So hatte er Philippe noch nie gesehen.
     
    „Verdammt, das sieht nicht gut aus“, murmelte er. „Geh schon. Du hast nichts zu verlieren, außer deinen Sohn.“ Henry nickte und sah wieder aus dem Fenster.  „Du hast Recht, wahrscheinlich ist dies die falsche Zeit für meinen Stolz.“
     
     
     
     
     
    Philippe streichelte die Hunde und sah in den Stall. Dort standen einige Pferde, unter anderem auch seine Polopferde. Schloss vulgaris hatte zu wenige Stallungen und die anderen Spieler hatten auch das Angebot angenommen, ihre Tiere bei Philippes Vater unterzustellen, zumal es hier genug Platz gab und Henry d´Arthois die Zusatzeinnahmen nicht ablehnte.
     
    Die Ponys wieherten, als sie Philippes Stimme hörten, der nun zu ihnen kam und ihnen Minzebonbons gab.
     
    „Ach, gierig?“ Einige Ponys versuchten, über die Türen hinwegzuschauen um Philippe zu sehen, aber es gelang ihnen nicht und so schlugen sie mit den Hufen gegen

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