Schatten der Vergangenheit (German Edition)
in Alessandro verknallt war?
Harting schnaubte so laut, dass es selbst Philippe am anderen Ende der Leitung hörte und es eigentlich nicht wollte. „Ja, dass ich jetzt schlafen muss“, sagte er und legte auf.
Harting hatte keine Ahnung, was man außer Schlafen noch machen konnte, um zu relaxen, dachte Philippe und sah die Blonde an, die auf ihm lag und sich während des Gesprächs nicht bewegt hatte. „Mein Boss, der nervt. Wo waren wir stehen geblieben?“
„Dein Schwanz ist in mir...“ erinnerte sie ihn und kicherte.
Verdammt. Wie hieß die eigentlich noch? Er hatte sie doch nur mitgenommen, weil sie in dem Neonlicht eine ähnliche Haarfarbe wie Lily hatte. Keine gute Idee, jetzt an sie zu denken. Seine Erektion würde sonst verschwinden. Seit wann hatte er Sehnsucht nach seiner Frau? Das musste definitiv der Alkoholentzug sein. Er hätte Lily gleich mitnehmen sollen. Sie fehlte ihm. Aber wenn diese Blonde schon da war... wie hieß sie eigentlich? „Was ist los, ich bin noch da!“ flirtete die Blondine.
„Ach ja, hätte ich beinahe vergessen“, seufzte er. Sie gluckste. Philippe war besser als sein Ruf, wenn er nicht manchmal so abwesend wirkte.
Wie blöd waren die Weiber eigentlich, dachte Philippe in dem Moment. Nur gut, dass er eine Ehefrau hatte, die anders war. Wann kam Lily eigentlich nach England? Sie hatte es ihm gesagt, aber er hatte es vergessen. Mist.
Harting kochte. Er brauchte einen Chukka lang, bis er überhaupt zur Spielertribüne gehen konnte. Nicht mal dem Spiel zusehen konnte er. Es reichte ihm, dass er ständig hörte, wie die Menge jubelte, wenn Alessandro oder ein anderer aus seinem Team ein Tor schoss. Selbst der unfähige Russe schaffte es, mit Hilfe von seinem Superstar, Tore zu schießen. Vladimir Noschenko saß wie ein Zehnjähriger auf dem Pony, dachte Harting angewidert. Alessandro spielte bereits mit sechs besser als der Russe.
„Und hier kommt die Nummer Drei. Mein Gott, nicht umsonst ist sein Spitzname El Diablo...“ so der Kommentator und Harting wäre am liebsten nach Hause gefahren, aber darauf wartete jeder der Argentinier und so hielt er bis zum Ende des Spiels aus.
Arthur McKenney tippte den Sicherungscode am Eingang seines Hauses in Notting Hill ein. Er vertippte sich einmal, denn seine Gedanken waren bei seinem Sohn, der sehr zerstreut und blass gewirkt hatte. Paul war nicht mehr der gleiche Mann seit seine Verlobte ihn betrogen hatte.
Arthur schüttelte den Kopf und versuchte erneut, den Code einzutragen. Er hatte immer gewusst, dass das Mädchen eine Hure war, aber Paul wollte nie auf ihn hören. Er hatte ihn auch immer gewarnt, er solle sich von Philippe fernhalten, aber wie ein Hund lief er dem Junkie nach. Nichts ließ sich der Junge sagen, nun sah er, wohin das führte!
Endlich öffnete sich die schwere Holztüre und Arthur betrat den schmalen Flur des Hauses, das er alleine bewohnte, weil seine Frau so gut wie nie nach London mitkam. Ihn störte das nicht, er konnte so seine alten Freunde in London treffen, ohne dass seine Frau ihn mit ihrem leidenden Blick verfolgte.
Gordon Peston-Apsen hatte ihm beim Mittagessen im Cipriani in Mayfair erzählt, dass der alte Arthois pleite war. Gut für ihn, dachte Arthur, vielleicht konnte er sich dann einige der Gemälde aus dem Schloss holen, ehe sie versteigert wurden. Einer der Aubusson Teppiche auf die sein geisteskranker Sohn so stolz war, würden auch gut in sein Haus passen. Die erinnerten ihn immer an...
Er lächelte und öffnete die Türe in sein Arbeitszimmer, dort wo auch der Brandy stand. Das Zimmer war abgedunkelt und Arthur fluchte laut: „Diese Kuh von Putzfrau muss auch immer wieder etwas verändern!“
Er ging zum Fenster und öffnete die schweren Brokatvorhänge. Als er sich umdrehte, hielt er inne. In seinem hohen Schreibtischstuhl saß dieser verdammte Jude, der ihm sein Bild, das er doch schon so gut wie besessen hatte, abgenommen hatte.
Arthur war einen Moment so schockiert, dass Jemand unerlaubt Zugang zu seinem Haus gefunden hatte, und zwar trotz Alarmanlage und unzähligen Sicherheitsschlössern... Aber dann fiel ihm ein, dass Doktor Lewis-Cohen nicht Irgendjemand war. Er hatte wohl einen Fehler gemacht, als er die Lügen über ihn verbreitete... Mit so einem Typen war nicht zu spaßen.
„Wie kommen Sie in meine Wohnung!“
Ben hatte die Hände vor der Brust verschränkt und sah Arthur McKenney ruhig
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