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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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herum auf dem Boden lagen die Fotos, die Henry, sein Sohn, gemacht hatte – und in einer Hand hielt er verkrampft das Tagebuch seines toten Sohnes.
     
    Lily hatte Henry auch gesehen, kniete sofort nieder und drehte ihn vorsichtig um. Philippe stand nur da und starrte. Mit zwei Fingern tastete Lily nach der Halsschlagader. Kein Puls war mehr zu fühlen. Henry war tot.
     
    „Philippe, er ist tot, es tut mir leid...” sagte sie leise.
     
    „Aber wieso…“
     
    Lily sah auf die Fotos.
     
    „Mein Gott...“ murmelte sie und hob eines hoch.
     
    „Die wolltest du mir zeigen?“ fragte sie entsetzt.
     
    Philippe erwachte aus seiner Starre, kniete sich auch nieder, nahm seinen Ziehvater in die Arme und weinte laut los.
     
    „Ach Philippe…“
     
    Lily brach es beinahe das Herz, als sie das sah. Sie legte die Arme um ihn und streichelte seine Haare. Diese Fotos... Das waren doch Philippe und alte Männer... Sie konnte einfach nicht hinsehen. Es war zu grausam, zu abartig. Der arme Junge. Was musste Philippe durchgemacht haben? Hatte Catarina davon gewusst? Was waren das für Männer?
     
    Philippe drückte sein Gesicht in Lilys Seidenkleid. Warum fühlte er sich genau so, wie an dem Tag, an dem Henry, sein angeblicher Halbbruder, gestorben war. Aber diesen Mann hatte er doch geliebt. Immer wollte er gut genug für ihn sein, selbst noch vor wenigen Stunden, obwohl er nicht sein echter Vater war... Wenigstens war Lily bei ihm. Seine Lily... Die einzige Frau, die zu ihm stand, die ihn bedingungslos liebte.
     
    „Komm, wir müssen die Polizei verständigen“, sagte sie nach einiger Zeit und zog Philippe von seinem toten Vater weg.
     
    „Wir müssen zuerst die Fotos wegräumen“, sagte Philippe leise und wischte sich mit dem Hemdärmel die Tränen weg, nachdem er seinen Ziehvater vorsichtig abgelegt hatte.
     
    „Wer hat diese abscheulichen Fotos gemacht?“ fragte Lily und schob sie rasch zusammen. Sie wollte sie nicht ansehen. 
     
    „Mein Halbbruder.“
     
    „Was für ein perverses Schwein!“ rief Lily  entsetzt aus.
     
    „Meine Mutter wusste davon“, sagte Philippe.
     
    „Wie konnte sie nur...!“
     
    Lily schwor sich, mit dieser Frau nie wieder ein Wort zu reden.
     
    „Weiß Geraldo das?“
     
    „Ja, meine Mutter hat es ihm gestanden. Daraufhin hat er sie hinausgeworfen.“
     
    „Recht hatte er, Philippe. Oh es tut mir leid. Was musstest du für eine Kindheit gehabt haben...“
     
    Lily griff nach Philippes Hand und drückte sie. Er lächelte sie nur traurig an.
     
    „Es ist lange her...“
     
    „So etwas kann man nie vergessen und ich dachte, Henry war nur in Las Vegas grausam...“
     
    „Nein, mein Halbbruder war immer so. Auch zu Caro.“
     
    Lily schüttelte den Kopf. Es fehlten ihr einfach die Worte. Sie verstand jetzt auch Carolines merkwürdige Art mit Männern – sie alle drei hatten, mehr oder weniger unter Henry gelitten, aber sie konnte mit sich kein Mitleid haben, Philippe und Caroline mussten Schlimmes durchgemacht haben.
     
    Ihre Hände waren schmutzig, ihre Kleider ebenso. Beide hatten Spinnenweben in den Haaren, als sie endlich den Toten verließen, ein Stockwerk tiefer gingen und von dort die Polizei anriefen.
     
    Catarina nahm den Tod ihres Ehemanns sehr gelassen hin, ja beinahe kalt. Aber weder Lily, noch Philippe wunderte es. Für Caroline war ein Problem beseitigt und Lily kam nicht umhin, daran zu denken, dass vielleicht Catarina an dem Tod ihres Mannes beteiligt war.
     
    Die Polizei kam und Lily - nicht Philippe - ging mit ihnen nach oben. Es war ein junger Kommissar, der Lily folgte.
     
    „Wann haben Sie ihn gefunden?“ fragte er.
     
    „Vor einer halben Stunde. Mein Mann wollte mir ein Tagebuch geben und so fanden wir ihn. Wir...ich habe nachgesehen, ob er noch lebt...“
     
    Sie schüttelte den Kopf. Der Kommissar nickte. Die Spurensicherung sah sich um, der Arzt kam, stellte Herzinfarkt fest und die Leiche wurde abtransportiert.
     
    „Sie standen ihm nicht nahe?“ fragte der Kommissar Lily. Inzwischen waren sie wieder im Salon, in Anwesenheit von Catarina und Philippe.
     
    Philippe war leichenblass und trank den dritten Cognac. Er konnte kaum Fragen beantworten und war froh, dass Thomas, der Butler, und Lily alles übernahmen.
     
    Catarina, bereits in einem eleganten, schwarzen Kleid, sah so aus, als wäre sie nur ein Gast oder ein beiläufiger Zuschauer.
     
    War es Schock oder Erleichterung, fragte sich Lily, als sie einen Blick auf

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