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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Frühstück oder hatte er sich nicht nur nicht rasiert, sondern auch nicht geduscht?
     
    „Gefällt es dir?“ fragte August zurück. „Mhm, ich weiß nicht. Sieht wie eine nackte Frau aus...“ Lily machte einen Schritt zurück und drehte den Kopf ein klein wenig. „Eine Frau mit gespreizten Beinen“, korrigierte sie.
     
    August lachte laut. „Liliane, ich bin entrüstet! Wie kommst du auf so etwas!“
     
    „Ach, Papa, ich kenne dich. Als ich zehn war, hast du ein Werk verkauft, das nur eine Vagina darstellte. Eine Frau mit gespreizten Beinen ist eine logische Abfolge.“ An das Werk konnte er sich auch noch erinnern. Er hatte wahrlich lange nichts mehr verkauft.
     
    „Du bist keine zehn mehr — und zu meiner Schande muss ich gestehen, es ist tatsächlich eine Frau mit gespreizten Beinen.“ Er sollte langsam seine Motive überdenken, dachte August, wenn ihm schon seine Tochter Einfältigkeit vorwarf.  Lily lachte und setzte sich auf einen unbehandelten Marmorblock.
     
    „Siehst du!“ Sie hob die Arme und hielt die Handflächen nach oben, zufrieden, dass sie Recht behalten hatte. August zog die Schultern hoch und seufzte.
     
    „Ja, ja, der alte, lüsterne Künstler.“ Er warf einen Blick auf die alte Bahnhofsuhr, die an einer stählernen Verstrebung des Glashauses hing. „Ich bekomme noch Besuch und ich bin mir sicher, dass du ihn nicht treffen möchtest.“ Das „ihn“ überhörte sie, weil doch nur weibliche Wesen ihren Vater aufsuchten. „Ach, eine deiner Freundinnen?“
     
    Diese wollte Lily tatsächlich nicht treffen. Entweder waren es sehr junge Frauen, kaum älter als sie oder verrückte ältere Frauen, die beide hofften, August würde sie in Stein oder Ölfarbe verewigen. Sie landeten sehr wahrscheinlich auf dem Sofa, das seitlich in der Werkstatt stand und diese Frauen wurden dann Motiv für eine der nächsten nackten Frauen, deren Gesichter man zum Glück nicht mehr wiedererkannte, wenn überhaupt ein Kopf zu sehen war und nicht nur weibliche Geschlechtsteile.
     
    „Das Modell der Plastik?“ fragte Lily weiter und warf noch mal einen Blick auf den Marmor.
     
    „Unsinn, ein Freund kommt vorbei.“ Und dein Ehemann, aber das behielt August noch für sich.
    Philippe schien eine Eingebung gehabt zu haben, dass er sich nach Jahren plötzlich an seine Frau erinnern konnte. Aber wer war er, August, um andere zu verurteilen? Moralisch gesehen war er das letzte auf dieser Welt und er hatte Philippe nie an die verschollene Frau erinnert, denn dafür mochte er Philippe zu sehr.
     
    Er, August, war selbst kein Ausbund an Moral. Er hatte Elisabeth immer betrogen, bis sie genug von ihm hatte und ihn verließ. August hatte Elisabeth geliebt, aber Treue? Treue war für Spießer. Künstler kannten keine Treue und hatten auch keine Familie. Er hatte es immer bereut. Elisabeth hatte es ihm nie verziehen, aber er konnte ihr das auch nicht übel nehmen, wo ihr doch jeder über seine vielen Liebschaften erzählte und er sich nie die Mühe gemacht hatte, sie zurückzuerobern.
     
    Lily hatte sich einen Mann ausgesucht, der keinen Deut besser war wie er, ihr Vater. Was sagte ihm das? Er sah Lily seitlich an. Sie spielte mit einem Zipfel der Decke, die über dem Sofa lag. Hatte er nicht auf der Decke gestern Leila gefickt? Er wurde langsam vergesslich, wenn er sich an den letzten Sex nicht mehr erinnern konnte.
     
    Ah, Philippe würde ihn verstehen. Philippe d´Arthois als Schwiegersohn zu haben, hatte auch seine Vorteile. Mhm, vielleicht sollte er den jungen Mann als Modell nehmen. So wie er hörte, war er für alles zu haben.... Ach warte, irgendwo lag doch ein Bild von Philippe. Er hatte es gemalt, als beide sehr betrunken waren und Philippe hatte sich halb entkleidet... Wo war nur das Bild? August wendete einige Leinwände, die achtlos an einer Wand lehnten.
     
    „Was willst du eigentlich zu dieser frühen Stunde hier?“ fragte August und sah nochmals auf die Uhr. Zehn Uhr morgens war sehr früh für einen Besuch seiner Tochter. Oft kam sie erst nachmittags oder abends. Sie war keine Frühaufsteherin.
     
    „Ich fahre morgen nach London und wollte dich nochmal sehen...“ wich sie aus und sah aus dem Fenster zu dem angrenzenden Haus.
     
    „Und?“ fragte August weiter. Er kannte Lily viel zu gut. Sie machte ein Gesicht wie ein kleines Kind und kaute an ihrer Oberlippe, wenn sie etwas beschäftigte.
     
    „Ich bin gestern mit diesem verdammten Mann zusammengetroffen und er hat mich nicht

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