Schatten der Vergangenheit (German Edition)
mal wiedererkannt!“ rief sie plötzlich aus und sprang auf. Solange hatte sie ihn gemieden und dann lief sie mitten in Paris in seine Arme. Nun gut, nicht in seine Arme, aber knapp daran vorbei...
„Welcher Mann?“ fragte August ahnungslos und unterdrückte ein Lachen. Er wollte Lily ein klein wenig ärgern. Der gute Mann hatte sie auch wiedererkannt, aber das war eine andere Geschichte.
„Philippe d´Arthois!“ rief Lily aus. „Du weißt genau, wen ich meine!“ „Ach, deinen Ehemann!“ sagte August, so als würde er selbstverständlich ihren Ehemann meinen.
August war auch der einzige, der von dieser Ehe etwas wusste. Lily war damals aus Las Vegas zurückgekommen – nach einem Jahr genau genommen - und hatte ihm gestanden, dass sie einen Drogensüchtigen geheiratet hatte. Genau das waren ihre Worte gewesen. August war ehrlicherweise geschockt – und er war nicht leicht zu schocken - aber dann hatte er erfahren, wer der Drogensüchtige war.
Er hatte ihr natürlich angeboten, schon alleine weil sie minderjährig war, die Ehe annullieren zu lassen. Sie hatte damals und auch Jahre später abgelehnt. Sie wollte diese Ehe einfach vergessen und Philippe d´Arthois scheinbar auch. Vielleicht hatte er sie auch im Drogenrausch tatsächlich vergessen, denn Philippe hatte seine Ehe August gegenüber nie erwähnt. Nicht mal als beide sehr betrunken waren und sich länger kannten. Beide schienen die Ehe verdrängt zu haben, bis gestern.
„Ja, meinen Ehemann, dieses Arschloch...“ „Lily, ich habe dir schon einige Male angeboten, die Sache einem Anwalt zu übergeben. Du warst minderjährig.“ „Ja, aber ich will mich nie wieder damit beschäftigen.“
Sie war eine so schlechte Lügnerin, dachte August. Die war doch noch immer in ihn verliebt. Kein Wunder, wo die halbe Welt nach Philippe verrückt war. „Dann hör auf, zu jammern...“
„Aber…“ Lily kaute wieder an ihrer Lippe. „Aber was?“ „Was soll ich machen?“ „Ihn vielleicht erinnern, dass er mit dir verheiratet ist?“ schlug August vor und kam nicht umhin zu grinsen. Philippe war gestern nach Mitternacht bei ihm aufgetaucht und hatte ihn angejammert, dass er Lily zurückhaben wollte. Als hätte er sie je gehabt!
Das Mädchen lief ihm nach der Hochzeitsnacht weg. Keine Ahnung, was er mit der Kleinen gemacht hatte? Seinen Schwanz her gezeigt? Der sollte, so Augenzeugen, von stattlicher Größe sein. Nein, August hatte das nicht gefragt. Er hatte eine Ahnung, dass die Nacht vor einigen Jahren sehr merkwürdig abgelaufen war. Hing sicher auch mit dem Tod des Halbbruders zusammen, über den Philippe nie sprach.
„Nein, nie und nimmer!“ rief Lily entsetzt aus, obwohl sie daran auch gedacht hatte. Sie liebte ihn noch immer und in all den Jahren hatte es, bis auf harmlose Flirts, nie einen anderen Mann gegeben.
Es läutete an der Türe. Die Glocke war bis in die Werkstatt zu hören. Ein lautes, aufdringliches Geräusch, aber wenn August hämmerte und Stein schlug, hätte man ein anderes, leises Läuten nicht gehört.
„August?“ hörte man schon eine sehr männliche, tiefe Stimme und Lily erkannte diese Stimme sofort. Die hatte sich all die Jahre am wenigsten geändert.
„Was macht Philippe hier?“ fragte Lily entsetzt.
„Er ist mein Freund... Willst du es ihm gleich jetzt sagen?“ Lily wurde blass, zerrte am Saum ihres Mantels und überlegte fieberhaft, was sie jetzt tun sollte. Gott, wie genoss August diese Vorstellung. Besser als jedes Kino, dachte er.
„Wehe!“
Philippe betrat die Werkstatt des Künstlers und sah sie, seine Frau, und welch witzige Dinge sie trug. Diese Jeans saß an ihren Hüften wie eine zweite Haut und der Mantel, der über dem Stuhl lag, war knallrot. Sein Puls ging in die Höhe. Die Haut zwischen den Schenkeln war sicher genauso weich und samtig wie...
Ach Gott, das Mädchen war seine Frau und die Kleidung, die sie trug war eigentlich geschmacklos kindisch. Das erste, was er tun würde wäre, ihr etwas Anständiges zum Anziehen zu kaufen. Sie würde gut in MiuMiu oder der neuen Chanelkollektion aussehen.... aber was machte sie bei dem alten Lüstling? Sein Blick ging zu August.
„Hallo August…“ August nickte nur zur Begrüßung. Er war jedes Mal beeindruckt, welche Erscheinung sein Schwiegersohn vollbrachte. Er betrat keinen Raum, sondern er erschien und zog alle sofort in seinen Bann. Er schloss sich damit nicht aus, denn
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