Schatten Der Versuchung
konnte sie fast nie bei einem Wettlauf schlagen. Aber was Magie anging, war sie ihm an Wissen weit voraus. Sie wusste, dass sie ziemlich ehrgeizig war, und im Moment störte es sie, dass sie ihren Bruder nicht einholen konnte.
»Halt!« Natalya schaute in alle Richtungen. »Ich kann dich nicht sehen. «
»Ich bin tot. An diesen Ort kannst du mir nicht folgen. Der Jäger hat mich umgebracht und du hast meinen Tod noch nicht gerächt. «
Ihr Herz klopfte laut. »Ich weiß nicht, welcher Jäger dich getötet hat. «
»Das spielt keine Rolle. Sie sind der Feind, und sie wollen unseren Tod. Du bist meine geliebte Schwester. Ich kann dich nicht vor ihnen retten. Das musst du selbst tun. «
Natalya riss sich gewaltsam aus dem Schlaf. Sie musste sich durch ganze Schichten von Benommenheit kämpfen, und das erforderte alles, was sie an Disziplin und Willenskraft besaß. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, doch ihre Haut war unversehrt, die Blasen und die hässlichen roten Verbrennungen waren verschwunden, als wären sie nie da gewesen. Direkt über ihrer Pulsader pochte ihr Hals. Als sie eine Hand auf die Stelle legte, spürte sie, wie ein warmes Prickeln durch ihren Körper lief.
Ihr Hals tat weh. Sie rollte sich aus dem Bett, lief los, sowie ihre Füße den Boden berührten, und rannte ins Badezimmer, um das Mal an ihrem Hals anzustarren. »Verdammt, verdammt, verdammt!« Hastig zog sie sich an und stopfte ihre Sachen in einen Rucksack. »Du hast wieder mein Blut genommen, du Ausgeburt der Hölle. Ich weiß, dass du es getan hast.«
Hunger befiel sie, scharf und beißend. Wie ein lebendiges Wesen kroch er durch ihren Körper und lähmte ihr Denken, begleitet von einem leisen, verführerischen Wispern. Ihr Mund tat weh, ihre Zähne schienen danach zu verlangen, länger zu werden, und in ihrer Mundhöhle sammelte sich Speichel. Sie wandte den Kopf und erschrak. Vikirnoffs schwarze Augen fixierten sie, und in seinem dunklen Blick spiegelte sich der gleiche Hunger.
Ohne zu zögern, riss sie ein paar elastische Handschellen aus ihrem Rucksack und legte sie um Vikirnoffs Handgelenke. Er machte keine Anstalten, sie daran zu hindern, sondern starrte sie einfach unverwandt an.
»Tut mir leid. Du kannst so böse schauen, wie du willst, aber du bist gefährlich. Auch in deiner momentanen Verfassung jagst du mir eine Riesenangst ein. Ich will fort von hier, und ich möchte nur dafür sorgen, dass ich einen guten Vorsprung habe, ehe du mir folgst.«
Vikirnoff versuchte, sich zu bewegen, und musste feststellen, dass sie die Handschellen magisch verstärkt hatte. Seine Gesichtszüge verhärteten sich merklich, und seine Augen verfinsterten sich, doch er gab keinen Laut von sich. Und du glaubst, ich lasse dich einfach gehen?
»Ich habe nicht vor, dir eine Wahl zu lassen. Ich will nicht, dass du mein Blut trinkst, wann immer dir danach zumute ist. « Ihre Augen spiegelten den Sturm wider, der sich in ihrem Inneren zusammenbraute. »Glaubst du, ich bin so dumm und wüsste nicht, wie viel Macht Blut hat?«
Ich weiß, dass ich es nicht zulassen werde.
Sie warf ihr Haar zurück und zuckte die Schultern. »Jammerschade, dass du da nicht mitzureden hast. Tut mir leid, wenn du sauer bist, aber ich eigne mich nicht zur Gefährtin. Selbst wenn es uns bestimmt ist, zusammen zu sein, was ich stark bezweifle, es würde nicht hinhauen. Ich nerve dich. Du machst mich rasend. Wir wären ständig bei einer Partnerschaftsberatung.« Sie tätschelte seinen Kopf, eine Geste, die ihn ärgern sollte, aber wie von selbst zu einer Liebkosung wurde. Ihre Finger verharrten unwillkürlich und streichelten die seidigen Strähnen. In dem Moment, als ihr bewusst wurde, was sie tat, riss sie ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
Vikirnoff sagte nichts, sah jedoch gefährlicher denn je aus. Es erstaunte sie, wie viel Macht er auszustrahlen schien, obwohl er verwundet und gefesselt war.
Obwohl Natalya nicht wusste, warum sie sich eigentlich verteidigen sollte, versuchte sie es erneut. »Hör mal, ich hätte dich im Wald deinem Schicksal überlassen können. Und ich hätte dich dem Schattenkrieger ausliefern können«, erinnerte sie ihn. »Ich habe dich nur zu unser beider Schutz festgebunden. Ich traue dir nicht.«
»Du warst es, die mich im Wald attackiert hat«, sagte er.
Natalya blinzelte schnell. Seine Stimme war leise und bezwingend und löste ein leichtes Flattern in ihrer Magengrube aus. »Das war keine Absicht, und das weißt du
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