Schatten der Zitadelle (German Edition)
wäre es stattdessen mit einer Partie Schach? Du kennst doch die Regeln?"
Als Broxx nickte, schob er das Brett zwischen sie beide und begann, die Figuren aufzubauen.
Stillschweigend spielten sie, doch schon nach wenigen Zügen, war Broxx matt gesetzt.
"Das kannst du aber besser! Nochmal." Der König klang streng, wie ein Lehrmeister. Um genau zu sein, erinnerte er ihn an seinen Vater, soweit das überhaupt noch möglich war. Von ihm hatte er die Regeln dieses Spiels gelernt.
Dieses Mal gab Broxx mehr Mühe, aber wieder dauerte das Spiel nicht lange an und er war besiegt.
"Vielleicht lassen wir das für heute." Der Schattenkönig stand auf. "Lasst die Wachen wissen, wenn du irgendetwas brauchst. Sofern es nichts ist, was dir bei einem Ausbruch helfen könnte, versteht sich.“
Dann verließ der Herrscher die Zelle und seine energischen Schritte verhallten in der Ferne.
Von da an kam der Schattenkönig jeden Tag in Broxx' Zelle und sie spielten bis auf einige Kommentare des Gerüsteten wortlos einige Partien Schach. Obwohl er zunehmend besser wurde, gelang es dem Gefangenen auch nicht nur einmal, seinen Kontrahenten zu besiegen.
Mehrere Wochen ging das so - zumindest nach den Mahlzeiten zu urteilen, die ihm serviert wurden - und Broxx begann wirklich, die Besuche zu genießen. Der Schattenkönig verhielt sich immer äußerst freundlich und zuvorkommend, sodass der Mor'grosh nicht umhin kam, den Mann sogar sympathisch zu finden.
Eines Tages konnte Broxx sich nicht mehr zurückhalten. Als der König zum Gehen ansetzte, überwältigte ihn schließlich der Drang nach Wissen, so dass er fragte:
„Was ist mit Margha und Valox geschehen?"
Zufrieden setzte sich der Gebieter der Schatten wieder.
"So… nun reden wir also. Es freut mich, dass du dich dazu entschlossen hast."
"Was habt ihr mit ihnen gemacht?" Broxx zitterte vor Angst vor der Wahrheit.
"Ich könnte dich jetzt natürlich einfach anlügen, aber ich tue es nicht, als Zeichen meines Wohlwollens. Du brauchst nicht um sie zu fürchten. Deine kleine Freundin ist stärker, als ich gedacht habe. Sie hat sich und einige andere von meinem Zauber befreit und ist geflohen.
Darunter war auch der Rakatosch."
"Einige andere?"
"Um genau zu sein Sanguis und Skirym, Morghur, Innah, Richard und die meisten Mor'grosh. Sehr ärgerlich für mich, wenn ich ehrlich sein soll."
"Dann habt ihr also Orth, Grimdal und Mgoz gefangen genommen?"
"Ganz recht. Auch ihre Reiche befinden sich schon weitestgehend in meinem Besitz… Naja, bis auf die Höhlen der Zwerge. Die anderen leisten mehr Widerstand als ich dachte."
Dann haben sie also noch nicht aufgegeben!
Ein Funken Hoffnung keimte in seinem Herzen.
Ich muss einen Weg finden, mich zu befreien.
"Mach dir keine Hoffnungen. Es gibt keinen Weg aus dieser Festung", bemerkte der Schattenkönig trocken. "Also gut, du hast eine Frage gestellt und ich habe sie dir ehrlich beantwortet. Jetzt lass mich dir eine stellen. In der Hoffnung, dass auch du sie mir wahrheitsgemäß beantwortest. Was weißt du über deine Waffe?"
Kurz überlegte Broxx, ob er wirklich seine Informationen preisgeben sollte, aber die Art der Fragestellung ließ ihn vermuten, dass seinem Gegenüber mehr bekannt war, als ihm selbst.
"Reißer ist aus dem Zahn eines der sieben Wächter der Siegel, die den dunklen Gott Nidhöggur in seinem Gefängnis halten, gefertigt. Wenn ich ihn trage, bin ich immun gegen jeglichen schädlichen Zauber, außerdem durchdringt er jede Art von Schutzzauber."
"Das ist alles?"
Der Mor'grosh nickte.
"Dann weißt du weniger, als ich dachte. Aber ich werde es dir erklären.
Die Wächter sind uralte Kreaturen, die etwas vor der Welt verschließen, das böse oder aber auch gut sein kann - wir wissen es nicht. Das Besondere an ihnen ist: wenn jemand einen von ihnen tötet, geht die Aufgabe, das Siegel zu bewachen an seinen Bezwinger über. Das letzte Körperteil des alten Wächters, der vom Neuen berührt wird, sammelt dann alle Fähigkeiten der Kreatur in sich und ermöglicht es dem Träger, diese Macht zu nutzen.
So weit ich es in Erfahrung bringen konnte, besitzt jeder Wächter eine ganz besondere Kraft, wie bei dir zum Beispiel die Manipulation magischer Energien."
"Das heißt also… ich bin nun für den Schutz des Siegels verantwortlich?"
"So ist es."
"Aber wenn es ist, wie Ihr sagt… wie kann es dann sein, dass der Lo Darrgh den Körper des zweiten Prinzen übernahm, nachdem ich bereits über die Macht des
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