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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Altbauwohnung mit hohen Decken und knarrendem Parkett. Jede der Türen ist anders dekoriert, mit Bildern, Cartoons, einem Plüschtier. An einer hängt ein buntes Namensschild, auf dem CHANTI steht, im Zimmer nebenan wohnt jemand, der bluttriefende Buchstaben besser findet und JAMAL heißt.
    Falk kommt mir entgegen, lächelt mich an; wir umarmen uns zur Begrüßung, und meine Haut prickelt, wo er sie berührt. Seine Haare sind noch feucht, anscheinend hat er gerade geduscht. »Das da ist übrigens Pancake«, stellt er den anderen Jungen vor. »Aus Kanada. Wir kennen uns seit einer Ewigkeit.«
    »Echt? So alt seid ihr schon?«, rutscht es mir heraus.
    Pancake grinst. »Oh, du stehst auch auf schlechte Witze. Great.«
    »Wahrscheinlich kommt es mir auch nur vor wie eine Ewigkeit, weil es so schwer ist, Pan auszuhalten«, schiebt Falk nach. »Übrigens waren wir schon mal zusammen in Guyana.«
    »Cool«, meine ich. »Hat’s dir Spaß gemacht, Pancake?«
    Pan zieht eine Grimasse. »Schon auch. Aber ich hatte leider ein duftendes Deo mit. Manche Insekten haben mich nur deswegen belästigt, weil sie mich für eine Blume gehalten haben. Warum hast du mich eigentlich nicht gewarnt, Falcon?«
    Falk grinst. »Woher soll ich wissen, was für ein dämliches Deo du mitnimmst? Außerdem hab ich selber auch Mist gebaut. Weißt du noch, was mit meinem Ledergürtel passiert ist?«
    »Wie kann man nur so bloody stupid sein, einen Ledergürtel in den Regenwald mitzunehmen!«, johlt Pancake.
    »Was ist denn damit passiert?«, frage ich neugierig.
    »Das Ding war schon nach drei Tagen verschimmelt.« Falk zuckt die Schultern. »War blöderweise der Gürtel, den mir mein Vater zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hat. Ich habe es ihm bisher nicht gebeichtet.«
    Inzwischen sind wir in der Wohnküche gelandet. Es sieht als, als hätten die beiden Jungs noch nicht mit dem Kochen angefangen, auf dem Tisch stapeln sich Zutaten in Plastikdosen und wiederbefüllbaren Tüten – wahrscheinlich musste sich Pancake erst dran gewöhnen, dass man die in deutschen Supermärkten mitbringen und seine Waren hineinwiegen muss. Ich weiß nicht, ob die das in Kanada auch schon so machen, um Plastikmüll zu vermeiden.
    »Wir haben uns immerhin schon auf eine bunte Nudelpfanne geeinigt«, berichtet Falk.
    »Mal schauen, ob wir noch was Nettes für die Soße finden.« Pancake reißt den Kühlschrank auf, starrt stirnrunzelnd hinein und zieht eine Plastikdose mit etwas heraus, was vielleicht mal Paprikastreifen waren. »Falcon, du blöder Hund, das ist von dir, stimmt’s? Iss doch einfach mal auf, was du kaufst!«
    »Kommt drauf an, wie pelzig es schon ist und ob es wegzukriechen versucht«, sagt Falk unbeeindruckt und entsorgt den Inhalt der Dose.
    »Uäh, und was ist das? 2023 abgelaufen! Muss von Jamal sein. Der ist noch härter drauf als du.« Im hohen Bogen wirft Pancake irgendetwas in den Müll.
    »Wir fangen schon mal an, Gemüse zu schnipseln«, informiert ihn Falk gelassen und wir machen uns an die Arbeit. Das Anbraten und alles andere übernimmt Pancake; er bewegt sich flink und sicher in der Küche, und als ich sehe, wie exakt er die Brühe abmisst, necke ich ihn: »Also ich wette, du studierst Chemie.«
    »Yep, right – Biochemie«, sagt er und grinst. »Hab allerdings kurz vor der Abschlussprüfung hingeschmissen. Diese Profs haben nur noch Mist erzählt, ich hab’s nicht mehr ausgehalten. Fucking idiots!«
    Ich bin ein wenig erschrocken – so lange vergeblich studiert? Das ist doch Wahnsinn, so kurz vor dem Ziel alles hinwerfen! Aber Falk lacht. »Kenn ich«, sagt er. »Mit denen hatte ich auch Probleme.« Also scheint etwas dran zu sein an dem Gerücht, dass er an der Uni in Berlin Ärger hatte und deswegen nach München gekommen ist!
    »Was ist denn passiert?«, hake ich neugierig nach.
    Falk erklärt: »Ich habe ein paarmal Proteste an der Uni organisiert. Das hat anscheinend ein paar Leuten nicht gepasst und ich habe Hausverbot bekommen.«
    »Hausverbot? Das heißt also, du bist rausgeflogen?« Ich verziehe das Gesicht und stelle mir vor, was meine Eltern sagen würden, wenn ich wegen meiner Arbeit bei Living Earth von der Schule flöge. Doch Falk klingt nicht bedrückt, im Gegenteil, so gut gelaunt wie heute habe ich ihn selten erlebt.
    Später, als wir und eine zufällig vorbeikommende Mitbewohnerin der WG die Nudelpfanne verputzt haben, frage ich die beiden nach Guyana. Pancake ruft auf seinem Pad eine Karte auf, um mir zu zeigen, wo

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