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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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anfangen? Vermutlich nichts. Irgendeine Pilzerkrankung, tief im Dschungel auf der anderen Seite der Welt. Ich kann mir die Reaktion schon lebhaft vorstellen. »Danke für Ihren Hinweis, wir nehmen das mal zu den Akten.«
    Erst mal brauche ich Daten. Ohne die können die Mediziner sicher nur schwer ein Gegenmittel entwickeln. Aber es wird ein Problem, an diese Daten heranzukommen.
    Ich versuche, in mir ein Bild des Laborcontainer-Inneren zu erschaffen. Was steht wo, gibt es irgendwo eine Computerschnittstelle, Unterlagen? Es ist nicht ganz leicht, dieses Bild auszugestalten, da ich den Laborcontainer nur ein einziges Mal von innen gesehen habe, damals, als ich ahnungslos hineingegangen bin und Pancake zusammengezuckt ist. Ich versuche, diesen Moment noch einmal zu durchleben, sehe vor meinem inneren Auge die unscheinbaren Reagenzgläser, die ich damals neben den Pflanzenproben einfach nicht bemerkt habe. Sehe ein aufgeklapptes Notebook schräg neben Pancake stehen … ah!
    Ich habe mein Pad lange nicht mehr aufgeladen, weil ich es hier im Regenwald sowieso nur selten benutzt habe. Jetzt hole ich es aus meinem Rucksack, klappe es auf. Gerade mal zehn Prozent Saft im Akku übrig, hoffentlich reicht das. Zum Glück hat meine Jacke aus meiner Körperwärme schon einiges an Energie gewonnen, ich schließe das Ladekabel an und sehe, wie sich das Pad auflädt. Einen Datenstick habe ich nicht dabei, ich muss einfach hoffen, dass Pancake es für überflüssig gehalten hat, hier im Dschungel die Funkschnittstellen zu blockieren.
    Eins ist klar: Wenn die anderen mich dabei ertappen, wie ich Pancakes Rechner anzapfe, ist es aus. Dann wissen sie, dass sie jetzt einen Feind im eigenen Lager haben, und was genau wird dann passieren? Wie weit werden sie gehen, um die Wildnis zu schützen? Werde ich irgendwann Angst vor Falk haben müssen? Nein, tausendmal nein! Ich kann nicht glauben, dass er mir jemals schaden würde.
    Als ich an Falk denke, krampft sich mein Herz zusammen. Noch heute Nacht muss ich jedes Versprechen brechen, das ich ihm jemals gegeben habe.

Flucht
    Meine düsteren Gedanken gerinnen zu einem Plan, der zwar nicht toll ist, aber besser als nichts. Ich wische mir die Tränenspuren ab, schiebe das Pad in meinen Hosenbund, rolle mich aus der Hängematte und gehe hinüber zu Falk. Das Licht der Stirnlampe zeichnet einen hellen Kreis auf den Dschungelboden, erhellt Falks Gesicht.
    Falk sieht völlig erschöpft aus, und als ich sage: »Komm, schlaf mal ’ne Runde, ich löse dich ab«, geht er sofort darauf ein. Als er Mundschutz und Handschuhe abgelegt hat, umarmen wir uns, halten uns fest, als müssten wir einander aufrecht halten. Fast verzweifelt klammere ich mich an ihn, ich will ihn nicht hergeben, verdammt!
    »Vergiss die Handschuhe nicht – und weck mich, wenn irgendwas ist«, murmelt Falk, küsst mich und verschwindet in seiner Hängematte.
    Lindy geht es unverändert schlecht, aber sie scheint jetzt zu schlafen. Ich bleibe eine halbe Stunde bei ihr sitzen und beobachte in dieser Zeit nebenbei auch den Laborcontainer. Immer noch dringt Licht aus den beiden kleinen Fenstern, braucht Pancake eigentlich keinen Schlaf? Anscheinend nicht.
    Anscheinend doch. Als ich vorsichtig die Tür des Containers öffne, sitzt Pancake auf seinem Hocker an einem der Labortische und hat den Kopf auf die Arme gelegt, er schläft tief. Auf dem Boden liegt eine halb gerauchte Zigarette, vielleicht ist sie ihm aus der Hand gefallen. Schnell schaue ich mich im hell erleuchteten Raum um und entdecke das Notebook, das aufgeklappt und im Stand-by neben ihm steht. Endlich habe ich mal Glück. Leise gehe ich zu Pancake hinüber, es ist unheimlich, seinem schlaffen Körper so nah zu sein. Sein T-Shirt müffelt ein bisschen, aber mein eigenes ist auch nicht mehr allzu frisch.
    Ich atme flach, um ihn nicht aufzuwecken. Bitte, bitte, jetzt darf nichts schiefgehen. Eine Doppelhelix dreht sich auf dem Bildschirm des Notebooks, aber als ich es sachte antippe, verschwindet das Bild und das Gerät erwacht zum Leben. Es ist durch einen Fingerscanner gesichert, aber man muss sich anscheinend nur einmal identifizieren – dann, wenn man das Gerät einschaltet. Jedenfalls reagiert das Notebook gleich auf meine Befehle. Mit ein paar fahrigen Gesten, die es zum Glück versteht, durchsuche ich seine Hauptebene mit den Dateien und stelle fest, dass Pancake fast sämtliche Dateinamen abgekürzt hat, ich werde nicht schlau aus dem Buchstabensalat. Außerdem ist

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