Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
riskant, die wissen ja nicht, ob ich den Mund halte. Tropenkoller faken? Bringt nichts. Sie schaffen ja noch nicht mal Lindy ins Krankenhaus.
    Mir bleibt nur noch eins. Ich muss durch den Regenwald fliehen. Versuchen, irgendwie zurück nach Georgetown zu kommen. Dort kann ich die Behörden alarmieren.
    Beim Gedanken, Falk zurückzulassen, muss ich die Zähne zusammenbeißen, um nicht schon wieder zu heulen.
    So leise wie möglich gehe ich zu meiner Hängematte und taste in der Dunkelheit nach dem SAM; auf ihm ist das ganze Kartenmaterial gespeichert. Der Troll-Avatar begrüßt mich mit einem fiesen Grinsen. Vorsorglich habe ich ihn nicht auf Sprach-, sondern auf Textausgabe gestellt, damit er niemanden aufweckt.
    Immerhin, diesmal ist er nicht frech, sondern eher schleimig-höflich. Was kann Sam für dich tun, Cat? , flirrt sein Text über den blauen Kristall, aber der Troll verschränkt die Arme dabei und sieht eher so aus wie der Rausschmeißer vor einer Elfen-Disco.
    Ich lasse mir die Karten der Region anzeigen – und muss erkennen, dass ich mir etwas vorgemacht habe. Bis nach Georgetown schaffe ich es nie, das ist viel, viel zu weit. Soll ich versuchen, nach Kamarang zu kommen? Das ist näher, besonders wenn ich das Schlauchboot des Teams klaue. In Kamarang werden sie mich zwar zuerst vermuten, aber wahrscheinlich ist das trotzdem die beste Möglichkeit. Ich muss nur ein Flugzeug erwischen, bevor die anderen eintreffen.
    Doch dann stoppt mich ein Gedanke, bei dem es mich kalt überläuft. Mit dem Schlauchboot sind wir nach der Begegnung mit den Konzernforschern geflohen, als Lindy schon angesteckt war. Sie hat gesteuert und alles Mögliche an Bord angefasst. Falk hat zwar das Steuer desinfiziert, damit er übernehmen konnte … aber ich muss trotzdem davon ausgehen, dass das Boot verseucht ist. Es ist ein kleines Wunder, dass Falk und ich bisher nicht krank geworden sind. Soll ich riskieren, mich an dem Boot anzustecken? Schließlich steht einiges auf dem Spiel. Anderseits – wenn ich krank werde, komme ich nicht weit.
    Besser, ich versuche mich quer durch den Dschungel zu schlagen bis nach Venezuela. Venezuela . Wegen Eloísa hat dieses Wort für mich schon fast etwas Heimatliches an sich. Ihre Mutter ist der Liebe wegen nach Deutschland gezogen, aber einige von Eloísas Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen leben noch immer in Caracas. Vielleicht können sie mir irgendwie weiterhelfen.
    Doch als ich die Strecke auf der Karte mustere, wird mir flau im Magen. Wie viel Kilometer sind es bis zur Grenze Venezuelas – vierzig, fünfzig? Kenne ich den Regenwald schon gut genug, um das zu schaffen?
    Wie es aussieht, muss ich es darauf ankommen lassen.
    Inzwischen ist es halb drei Uhr nachts. In den Hängematten bewegt sich nichts.
    Ich könnte es jetzt tun. Der Gedanke macht mir Angst, aber nach ein paar Minuten habe ich mich an ihn herangepirscht und mich ein wenig mit ihm angefreundet. Jetzt zu fliehen ist wahrscheinlich meine einzige Chance, sonst muss ich bis zur nächsten Nacht warten. Bis die anderen merken, dass ich verschwunden bin, habe ich einen guten Vorsprung.
    Leise gehe ich zum Ausrüstungszelt und zu meinen Sachen, packe hastig zusammen, was ich brauchen werde. Ich ziehe eine lange Trekkinghose und die dünne, aber warme schwarze Jacke an, die aus meiner Körperwärme Strom erzeugt – vielleicht brauche ich den noch. Soll ich eins der Handys der Gruppe nehmen? Aber das schaffe ich nicht lautlos, die anderen haben ihre Geräte tief in ihren Rucksäcken verstaut. Stattdessen nehme ich mein Pad mit den wertvollen Daten und den SAM für die Navigation, eine Aqua-Pur-Flasche, ein Messer, eine Taschenlampe, die Ersatzmachete und eins der Nachtsichtgeräte. Ein Feuerzeug, Insektenspray. So viele gefriergetrocknete Rationen, wie überhaupt in den Rucksack passen. Soll ich ein Erste-Hilfe-Pack mitnehmen oder den Waschbeutel? Beides passt nicht rein. Besser die Erste Hilfe. Meine Zahnbürste quetsche ich aber noch in eine Außentasche. Was ist mit meiner Hängematte? Wenn ich die nicht einpacke, muss ich auf dem Boden schlafen, und dann bekomme ich jede Menge Besuch, von dem ein Teil vermutlich giftig ist. Schließlich schlinge ich mir die Matte inklusive Moskitonetz um den Körper wie eine Toga.
    Die anderen Nachtsichtgeräte verstecke ich hinter dem Zelt, indem ich eine Schicht altes Laub darüberdecke. So können die anderen mir nicht folgen, wenn ich nachts unterwegs bin.
    Leise setze ich mir den Rucksack

Weitere Kostenlose Bücher