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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Lächeln verschwindet von Andys Gesicht. »Entschuldigen Sie, Dr. Abraham.«
    »Jetzt zu Ihnen«, sagt die Gruppenleiterin und streckt mir die Hand hin, auf eine nüchterne, geschäftsmäßige Art. Dunkle Augen sondieren mich, und auf einmal wird mir bewusst, wie dreckig ich bin, wie wirr meine Haare, wie zerrissen meine Sachen. Wahrscheinlich stinke ich, denn so richtig oft waschen konnte ich mich nicht seit meiner Flucht. Erstaunlich, dass sie überhaupt ein Interesse daran hat, mir die Hand zu geben.
    »Wer sind Sie?«, frage ich die Frau etwas eingeschüchtert, als wir uns die Hand schütteln. »Ihr Auftraggeber ist Nivato Phar …«
    »Ich denke, es wäre angemessener, wenn Sie sich zuerst vorstellen«, sagt die Frau. »Sie sind ja quasi aus dem Nichts hier aufgetaucht.«
    »Ja, stimmt«, sage ich erschöpft. »Mein Name ist Katharina De Vries, ich gehörte zu einer Gruppe von Living Earth …«
    Dr. Abraham blickt drein, als sei sie gerade auf eine Schnecke getreten und bekomme die Reste nicht mehr von ihrem Schuh ab. »Living Earth? Aha. So, und wie es aussieht, ist Ihre Gruppe in Schwierigkeiten geraten«, meint sie, ohne mich ausreden zu lassen.
    Ich spüre, dass sie schon jetzt entschieden hat, dass diese Schwierigkeiten unsere eigene Schuld sind. Und so ist es ja auch.
    Eben noch wollte ich ihr von Last Hope erzählen, wollte alles loswerden, was ich weiß, wollte ihr mein kaputtes Pad geben und sie anbetteln, irgendwie diese wichtigen Daten herunterzuholen. Doch jetzt kommt aus meinem Mund: »Eins unserer Gruppenmitglieder hat sich eine gefährliche unbekannte Krankheit zugezogen … eine Art Hautpilz … es war ein bisschen chaotisch in unserer Gruppe daraufhin …«
    »Aha. Und Sie haben sich dann verirrt?«
    Ich nicke. Sofort feuert sie weitere Fragen auf mich ab, allmählich fühlt sich das hier an wie ein Verhör. Aber Falks Lektionen sind schon längst ein Teil von mir geworden, ganz so leicht bin ich nicht mehr herumzukommandieren. Statt zu antworten, sage ich: »Dürfte ich vielleicht erst mal fragen, wer Sie sind?«
    Ungläubig starrt sie mich an und ihre Stimme wird noch etwas kühler. »Ich bin Dr. Karen Abraham, Chief Executive Officer Research & Development bei Nivato Pharmaceuticals.« Sie wendet sich um, winkt einen ihrer Mitarbeiter herbei, einen Mann in mittleren Jahren, der sich als Arzt herausstellt.
    »Ein Hautpilz?« Er sieht mäßig interessiert aus. »Ja, in diesem feuchtwarmen Klima entwickelt sich leicht eine Mykose. Wie war denn der Verlauf?«
    Als ich ihm Lindys Symptome schildere, wird sein Blick besorgt, und auch die Art, wie er mich mustert, ändert sich. »Wann hatten Sie zuletzt mit der Kranken Kontakt?«
    »Vor etwa zwölf Tagen«, sage ich.
    »Zwölf Tage?« Karen Abraham runzelt die Stirn. »Das kann nicht sein. Diese Kranke war doch in Ihrem Camp, oder nicht? Wo wollen Sie denn danach gewesen sein?«
    »Im Wald«, sage ich geduldig. »Ich bin gelaufen.«
    »In welcher Gegend war denn Ihr Basislager?«, fragt der Arzt, auch er wirkt verwirrt.
    »In Guyana, am Mazaruni River.«
    Jetzt gibt es ein kleines Problem. Niemand ist bereit, mir zu glauben, dass ich einen Teil der Strecke bis hierher zu Fuß durch den Dschungel gelaufen bin. Doch Andy mischt sich ein. »Sie war in der Waldschule. Wahrscheinlich hat es ihr sogar Spaß gemacht, durch den Dschungel zu wandern.«
    Wow. Er erinnert sich noch daran, was ich ihm auf der Party damals erzählt habe. »Ein kleiner Teil davon war ganz lustig«, gebe ich verlegen zu. »Nur der Hunger war nicht so angenehm. Ich dachte, ich könnte im Wald etwas zu essen finden, aber dafür war ich anscheinend zu dämlich.«
    Jetzt fällt allen Nivato-Beteiligten offenbar auf, dass ich wirklich ziemlich dünn und abgerissen wirke. Ich kann in ihren Augen sehen, dass sie mir so langsam glauben. Doch das bedeutet nicht etwa, dass ich nun eine Dusche bekomme oder ein warmes Essen oder etwas anderes dergleichen.
    Dr. Abraham und der Arzt unterhalten sich gedämpft, danach wendet sich der Arzt wieder an mich. »Sie kommen erst einmal ein paar Tage in Quarantäne«, sagt er. »Zum Glück haben wir ein Ersatzzelt dabei. Folgen Sie mir.«
    Ich argumentiere vergeblich damit, dass die Krankheit in den letzten zwölf Tagen längst hätte ausbrechen müssen, wenn ich sie wirklich in mir trüge. Es nützt nichts. Zehn Minuten später sitze ich in einem Zelt etwas abseits der anderen, jemand stellt mir etwas Essen ins Vorzelt, das ich mir dann holen kann.

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