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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Dazu eine große Sprayflasche Anti-Insekten-Mittel. Und zum Glück auch ein Handy, und ich kann endlich meine Familie anrufen.
    Natürlich waren sie schon halb verrückt vor Sorge. »Cat! Geht es dir auch wirklich gut?« Meine Mutter weint fast. »Als wir gehört haben, dass du dich im Dschungel verlaufen hast … wir haben seither alle kein Auge mehr zugetan und ständig mit der Deutschen Botschaft, Living Earth, dem Roten Kreuz und allen möglichen Leuten telefoniert, die vielleicht helfen könnten! Aber es gab einfach kein Lebenszeichen von dir … ach, Cat …«
    Auch ich heule jetzt und stammele irgendwas davon, dass ich sie vermisst habe und es mir gut geht. Meine Eltern streiten kurz um den Telefonhörer, dann ist mein Vater dran. »Mein Gott, was für ein Glück, dass diese Leute von Nivato dich gefunden haben«, ruft er ins Telefon und ich wische mir ein paar Tränen ab und muss lächeln. »Genauer gesagt habe ich sie gefunden«, berichte ich und erzähle von meinem Marsch durch den Dschungel. Wenigstens meine Eltern und Ju glauben mir auf Anhieb. Aber sie haben tausend Fragen, und ich verspreche erschöpft, in Deutschland alles zu erzählen. Wir vereinbaren, dass für mich in Caracas ein Flugticket nach Deutschland hinterlegt wird. Bald bin ich in Deutschland, dann kann ich meiner Familie und den Behörden persönlich berichten, was ich erfahren habe.
    Ohne es anzufassen, desinfiziert einer der Forscher das Handy, erst dann nimmt er es wieder an sich. Schweigend beobachte ich das Ganze. So haben sich wahrscheinlich früher die Menschen mit Lepra gefühlt. Ausgestoßen.
    Nachdem ich gegessen habe, mache ich es mir mit den beiden Decken, die ich bekommen habe, bequem und warte darauf, dass mich der Schlaf abholt. Leise dringen die Stimmen, das Lachen der Forscher durch die dünnen Stoffwände. Ich wäre jetzt gerne bei den anderen, aber es reicht auch, dass sie in der Nähe sind. Zum ersten Mal seit Langem wage ich, mich zu entspannen, alle Ängste und Sorgen wegzuschieben. Ich weiß, dass sie morgen wiederkommen werden, aber bis dahin will ich einfach mal meine Ruhe.
    Ganz langsam fallen mir die Augen zu und ich gleite hinüber in einen wirren Traum. Doch irgendwann in der Nacht schrecke ich hoch und bin auf einen Schlag wieder hellwach. Irgendetwas hat mich geweckt.
    Bewegungslos lausche ich. Und dann höre ich es. Es ist nur ein leises Geräusch, aber es muss meinem Unterbewusstsein aufgefallen sein, dass es nicht hierhergehört in den Regenwald. Irgendetwas … oder -jemand … schabt am Stoff meines Zelts!

Quarantäne
    Mein Gehirn rattert im Schnelldurchlauf herunter, was für Tiere nachts im Erdgeschoss des Regenwaldes herumstreifen, doch dann flüstert jemand: »Cat?«
    Es ist Andy. »Was ist los?«, flüstere ich zurück.
    »Ich muss mit dir reden. Kann ich reinkommen? Hier draußen gibt’s zu viele Moskitos.«
    »Schon vergessen? Ich bin in Quarantäne.«
    Er schnaubt leise. »Diese Quarantäne ist doch ein Witz. Keine Mykose hat eine dermaßen lange Inkubationszeit. Du hast dich nicht angesteckt.«
    Ganz meine Meinung. Sehr, sehr vorsichtig schiebe ich den Reißverschluss hoch und bin froh, dass mein Zelt etwas abseits der anderen steht.
    Andy kriecht ins Zelt, ein großer, warmer, atmender Körper in der Dunkelheit. Ich achte darauf, Abstand zu ihm zu halten. Hätte gerade noch gefehlt, dass er diese Einladung in mein Zelt falsch versteht.
    »Ich habe eine Taschenlampe, aber es ist besser, wenn ich sie nicht anmache, das Licht sieht man durch den Zeltstoff«, flüstert Andy und dann schweigt er einen Moment lang. Schließlich sagt er: »Du warst mit Falk in Guyana, oder? Was genau ist dort passiert?«
    »Hab ich doch schon gesagt. Nach dem Ausbruch dieser Krankheit war bei uns Chaos und ich habe mich …«
    »Cat.« Er sagt es ein wenig ungeduldig, und ich weiß, was das heißen soll. Verkauf mich nicht für dumm.
    Eigentlich will ich ihn auch gar nicht anlügen. Doch das, was wirklich passiert ist, ist so schlimm, dass ich einen Moment lang nicht sprechen kann. Auf einmal bricht all das, was ich bei meinem Marsch durch den Regenwald verdrängt hatte, wieder über mich herein: meine Angst vor dem, was Last Hope plant, der Schrecken dieser Krankheit, meine Sehnsucht nach Falk. Außerdem schäme ich mich entsetzlich, dass auch ich selbst geholfen habe, Menschen anzustecken.
    Geduldig wartet Andy, doch als von mir nichts kommt, meint er: »Sorry. Ich wollte dich nicht drängen. Du brauchst es mir

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