Schatten des Schicksals
komisch?«
»Glaubst du, deine Schwester und Hawk werden ihre ehelichen Beziehungen aufgeben?«
»Warum sollten sie ... « Sabrinas Augen verengten sich. »Erwartet Skylar ein Baby?«
Sloan nickte. Erstaunt und gekränkt fragte sie sich, warum Skylar ihr die Neuigkeit verschwiegen hatte.
Aber sie selbst hatte der Schwester auch sehr lange verheimlicht dass sie schwanger war. »Trotzdem ist ihr noch nie schlecht geworden.«
»Und obwohl ich ein wilder, ungehobelter Indianer bin, weiß ich, dass du dich nicht so gut fühlst. Darauf werde ich selbstverständlich Rücksicht nehmen - wenn deine Leidenszeit nicht zu lange dauert.«
Wenigstens eine Atempause, dachte sie.
»Bist du jetzt beruhigt?« fragte er.
»Ja, und du solltest mir deinen Sarkasmus ersparen. Du hast mir erklärt, was du von der Ehe erwartest. Vielleicht sollte ich dir verraten, wie ich mir einen Heiratsantrag vorgestellt habe.«
»War ich nicht beredsam genug?«
»Heute muss te ich dich fragen.«
»Nur weil du meine bisherigen Anträge so eigensinnig abgelehnt hast. Ich wollte dich vor der Niederkunft nicht mehr bedrängen. Aber falls dich die mangelnde Romantik stört ... « Er nahm den kalten Lappen von ihrer Stirn und warf ihn in die Wasserschüssel, die auf dem Nachttisch stand. Dann ergriff er Sabrinas Hände und half ihr, sich aufzusetzen.
»Sloan«, flüsterte sie, »du machst mich nervös.«
Aber er ignorierte sie, kniete neben dem Bett nieder und neigte den Kopf. »Sabrina, ich flehe dich an - heirate mich. «
»Mach dich nicht lustig über mich!«
»Oh, ich meine es sehr ernst.«
»Steh auf! «
»Erst wenn du geantwortet hast.«
»Ich habe doch schon ja gesagt. Heute Morgen rannte ich dir nach, zum Stall ... Und jetzt verspottest du mich.«
»Keineswegs. Anfangs habe ich's falsch gemacht, und jetzt versuche ich's noch einmal. Sabrina, ich bitte dich auf den Knien, meine Frau zu werden.«
Sein eindringlicher Blick beschleunigte ihren Puls. »Sloan ... «
»Sag einfach nur ja. «
»ja, ich bin einverstanden! Das weißt du doch!«
Er setzte sich wieder auf die Bettkante. »Fühlst du dich jetzt besser?«
Unwillkürlich lächelte Sabrina und schaute auf ihre Hände hinab, die er immer noch in ihrem Schoß festhielt. »Ja«, gab sie zu.
»Du hättest ein schlimmeres Schicksal erleiden können.«
»Was meinst du?«
»Die Nacht im Miner's Well. Stell dir vor, du wärst ins Zimmer eines kahlköpfigen, zahnlosen, verheirateten alten Schurken geraten ... «
»Vielleicht wäre ein alter Mann nicht fähig gewesen ... «
»Dich zu verführen? Oder ein Kind zu zeugen?«
»Beides.«
»Wie schmeichelhaft, dass du mir einen kahlköpfigen, zahnlosen alten Schurken vorgezogen hättest ... «
»Das wollte ich nicht andeuten«, unterbrach sie ihn. »Aber ich geb's zu - es könnte schlimmer sein.«
Zu ihrer Verblüffung ließ er ihre Finger abrupt los und stand auf. »Allerdings. Womöglich wärst du einem der zahlreichen Vollblut-Sioux begegnet die sich in Gold Town herumtreiben. Bei der Hochzeit sehen wir uns wieder, meine Liebe.« Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Fröstelnd zog Sabrina die Schultern hoch. Für einen kurzen Augenblick war ihr - beinahe warm ums Herz geworden.
Er wusste natürlich, welche Angst ihr das Sioux-Blut in seinen Adern einjagte. Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht. Warum verstand er ihre Bedenken nicht? Sie hatte nur wenige Tage im Westen verbracht. Und über die Sioux wusste sie lediglich, was in den Zeitungen stand, und was sie von weißen Reisenden gehört hatte.
Aber hinter ihrer Sorge steckten noch andere Gründe. Sie fürchtete, was Sloan zustoßen könnte, weil er ein halber Indianer und halber Weißer war. Ein Wanderer zwischen zwei Welten. Auf einem schmalen Grat, der zu zerbröckeln drohte. Sie begann wieder zu zittern. Und da erkannte sie zu ihrem Entsetzen, wie viel ihr der Vater ihres Babys bedeutete.
Sloan erwartete seine Braut in der Kapelle des alten Schlosses, an Hawks und Davids Seite. Über seinem Kopf hing ein Kruzifix, fremdartige Dudelsackmusik erfüllte den Raum. A ls Sabrina erschien, hielt er de n Atem an. Shawna und Skylar führten sie durch den schmalen Mittelgang zum Altar, wo Reverend Massey wartete und gütig lächelte. Außer Shawnas Familie hatten sich einige Dorfbewohner in der Kirche eingefunden, was der hastig arrangierten Zeremonie eine gewisse festliche Stimmung verlieh.
Wie bei der ersten Begegnung
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