Schatten des Schicksals
grau. Der Wind frischte auf, die Temperatur sank. Fröstelnd zog Sabrina ihre Handschuhe an. Die Köpfe gesenkt, kämpften die Pferde gegen den Sturm und kamen nur langsam voran. Und dann begann es zu schneien.
Stundenlang ritten sie dahin, und Sabrina wuss te nicht mehr, wie lange sie schon auf dem Rücken ihrer Stute saß.
»Alles in Ordnung?« fragte Sloan irgendwann, und sie versuchte zu nicken. Aber sie war sich nicht sicher, ob es ihr gelang.
Die Nacht brach herein und färbte die grauen Wolken schwarz. Plötzlich stieg Sloan ab. Im dichten Schneetreiben sah Sabrina nicht, was er tat. Wenig später stand er, neben ihr, wickelte sie in eine Decke und zog sie über ihren Kopf. »Das wird dich wärmen.«
»Danke ... « Trotz der warmen Hülle fürchtete sie zu erfrieren. Wie lange würde die Tortur noch dauern?
Nach einer Weile rief Sloan: »Da vorn! «
Sie sah nur weiße Flocken ... Nein, die Umrisse einiger Gebäude. Thomas beschleunigte sein Tempo, und Ginger folgte ihm. Beinahe fiel Sabrina aus dem Sattel. Mit lautem Jubel wurde Sloan von den Wachtposten begrüßt. Und Sabrina ritt in ihr neues Heim.
Trotz Schneesturms eilten ihnen mehrere Soldaten entgegen. Einer der Männer half Sabrina abzusteigen und brachte sie schnell in ein Holzhaus. In der Mitte des großen Büros verbreitete ein Herd angenehme Wärme und Kaffeeduft. Die spartanische Einrichtung bestand aus Schreibtischen, Tischen und Stühlen.
»Willkommen, Mrs. Trelawny!« grüßte der braunhaarige junge Mann an ihrer Seite. »Ein furchtbares Wetter, nicht wahr?«
»Danke ... Ja, grauenhaft.«
Begleitet von einem eifrigen Soldaten, trat Sloan ein. Der Wind warf die Tür hinter ihnen zu.
»Meine Liebe, das ist Captain Tom Custer ... « ,begann Sloan und nickte dem Offizier zu, der sie hereingeführt hatte.
»Custer?« fiel Sabrina ihm verwirrt ins Wort. Dann biss
sie zerknirscht in ihre Lippen. Es war sehr unhöflich gewesen, ihn zu unterbrechen. Aber dieser Name erregte verständliches Staunen, denn die Aktivitäten des berühmten Kriegshelden Custer wurden ständig in den Zeitungen erwähnt - Glanztaten ebenso wie Miss erfolge.
»Ich bin Tom, Ma'am«, erklärte der braunhaarige Captain lächelnd, »der Bruder des Colonels, von dem Sie so viel gehört haben.«
»Tut mir leid ... «
»Derzeit verbringt mein Bruder einen Urlaub im Osten, aber er müss te bald zurückkehren.« Tom Custer winkte den jungen Soldaten zu sich. »Private Smith!«
»Sir!«
»Tragen Sie Mrs. Trelawnys Gepäck ins Quartier des Majors. Wie ich höre, sind Glückwünsche fällig, Sloan.«
»Tatsächlich?«
»Einem Gerücht zufolge wurden Sie befördert und ich nehme an, General Terry wird Ihnen demnächst die entsprechenden Papiere überreichen.«
»Das freut mich. Danke für die Information.«
»Nicht dass es für einen alten Späher wie Ihren Ehemann irgendetwas bedeuten würde, Ma'am.«
Tom zwinkerte Sabrina zu, die ihn sehr sympathisch fand. »Wie lautet der offizielle Titel, der's Ihnen gestattet zu kommen und zu gehen wie der Wind, Sloan? Verbindungsoffizier? Von niemandem nimmt er Befehle entgegen, Mrs. Trelawny. Meines Wissens ist er der einzige Mann in der Army, der seit zehn Jahren immer nur das tut was er will. Das versucht nicht einmal mein Bruder George, aber der gerät viel öfter in Schwierigkeiten als Sloan.«
»Oh?« Sie wandte sich zu ihrem Mann, dessen Miene nichts von seinen Gedanken preisgab, und sie fragte sich, in welcher Beziehung er zu all diesen Indianerfeinden stand.
»Sicher sind Sie müde von Ihrem langen, beschwerlichen Ritt Mrs. Trelawny«, fuhr Tom fort. »Im Quartier des Majors ist alles für Ihre Ankunft vorbereitet und ich hoffe, Sie sind mit unseren Bemühungen um Ihre Bequemlichkeit zufrieden.«
»Ganz sicher, Sir, vielen Dank.«
»Nun müssen Sie die Kälte nur noch ein paar Minuten lang ertragen.«
Sloan um fass te Sabrinas Schultern und führte sie aus dem Büro. Ein eisiger Wind peitschte ihr Schneeflocken ins Gesicht, und sie muss te die Augen schließen. Als sie ins Dunkel blinzelte, sah sie, dass sie sich einem länglichen, ebenerdigen Holzhaus näherten. Sloan öffnete die Tür und schob seine Frau über die Schwelle.
»Willkommen, Sir, Ma'am!« Der junge Private Smith stand neben einem älteren, bärtigen Mann, der sich mit einer knappen Verbeugung vorstellte.
»Sergeant Dawson, Ma'am. Willkommen. Bitte, entschuldigen Sie uns jetzt und machen Sie sich's gemütlich. Hoffentlich fühlen Sie sich wohl bei
Weitere Kostenlose Bücher