Schatten des Schicksals
Art.«
»Ich wünschte, das alles ließe sich ändern.«
»Den Lauf der Zeiten kann leider niemand aufhalten« entgegnete Ice Raven. »Obwohl ich das weiß, fürchte ich die Zukunft. Die Krieger sollen ein Land bestellen, auf dem nicht einmal Gras wächst. In den Reservaten sah ich Männer, die einst tapfer gekämpft haben und sich jetzt betrinken, um zu vergessen, Frauen und Kinder, die vor Hunger weinen. Wie soll sich das jemals ändern? In riesigen Scharen, mit Waffengewalt werden die Siedler unsere Prärie überrollen. Einige Krieger beugen sich dem weißen Mann, um zu überleben, andere werden bis zum letzten Atemzug kämpfen. Und nach dem Krieg sind wir der Gnade eines Volkes ausgeliefert das uns Wilde nennt und unsere Lebensart haßt. Aber im Grunde ihres Herzens werden die Weißen wissen, dass sie uns das Land gestohlen haben, das sie für ihr Eigentum halten.«
Bedrückt dachte Sloan an die Stämme im Osten, die kaum noch existierten. »Eure Lebensart wird nicht untergehen ... «
»Von betrunkenen Männern bewahrt die in den Reservaten unfruchtbare Felder bebauen!«
»Wie wirst du dich entscheiden? Für den Kampf oder die Kapitulation?«
»Das weiß ich noch nicht. Wohin reitest du von hier aus, Cougar-in-the-Night?«
Sloan lächelte wehmütig. Mit der Zeit erschien es ihm immer seltsamer, seinen alten Sioux-Namen zu hören. »Zurück zum Fort. Was ich erfahren wollte, habe ich festgestellt.«
»Ich werde dich ein Stück begleiten. Für das Volk, das hier lebte, habe ich genug getan. Nun muss ich für mich selber sorgen. Bevor ich einen Entschluß fasse, möchte ich meinen weißen Vetter sehen. Stört dich die Gesellschaft eines Vollblut-Sioux? Vielleicht werden dich deine Soldaten-Freunde sehen und niederschießen, und glauben, du wärst einer von uns.«
»Wenn wir nur zu zweit reiten, wird man uns wohl kaum entdecken.«
»Vielleicht können wir für ein paar Tage die Zeit zurückdrehen«, meinte Ice Raven lächelnd und stand auf. »Gehen wir auf die Jagd. In diesen letzten Wochen habe ich nur wenig gegessen. Zu viele Frauen und Kinder müssen ernährt werden.«
»Ja«, stimmte Sloan zu. »Gehen wir auf die Jagd, so wie früher.«
»Morgen findet unser Picknick statt«, verkündete Norah.
Verwirrt blickte Sabrina von ihrem Tagebuch auf, das sie seit Sloans Abreise führte. Ohne anzuklopfen, war Norah hereingekommen. »Unser Picknick?«
Norah nickte freudestrahlend. »Hoffentlich hält das gute Wetter an. Wir reiten zu einem Bach, etwa fünf Meilen entfernt. Dort verbringen wir die Nacht, und am nächsten Tag kommen wir zurück.«
»Eine Nacht im Freien? Ist das nicht zu gefährlich?«
»Wo bleibt denn deine Abenteuerlust, Sabrina? Wenn wir nach Mayfair oder in eine der kleinen Städte fahren, übernachten wir ja auch in Zelten. Und die Soldaten beschützen uns. Am Anfang eines Feldzugs werden die Offiziere oft von ihren Frauen begleitet. Oh, ich finde es einfach wundervoll, im Freien zu kampieren.«
Unbehaglich schüttelte Sabrina den Kopf. »Ich weiß nicht recht, ob ich mitkommen soll, Norah.«
»Warum. nicht? Sogar Libbie will an unserem Picknick teilnehmen.«
»Ja, aber ... « Sabrina verstummte und dachte an ihren Mann, der ihr verboten hatte, das Fort zu verlassen. Andererseits - nur der Himmel wuss te, wann er zurückkommen würde. Wenn überhaupt ... Entsetzt verdrängte sie diesen Gedanken. Natürlich würde er zurückkehren. Und in der Zwischenzeit saß sie hier fest und wartete.
»Bitte, komm doch mit Sabrina!« drängte Nora. »Wir werden uns köstlich amüsieren.«
»Wenn wir im Wald schlafen?« erwiderte Sabrina skeptisch. Das klang nicht sonderlich verlockend. In letzter Zeit fühlte sie sich außerdem oft erschöpft. Die ständig wechselnden Temperaturen hatten eine Grippewelle im Fort ausgelöst und sie fürchtete, sie könnte sich angesteckt haben.
»Sei kein Feigling! « schimpfte Norah. »Wir sind Abenteurerinnen die tapferen Heldinnen vom Fort Abraham Lincoln!«
Nachdenklich blickte Sabrina vor sich hin. Vielleicht würde es ihr guttun, das Fort für eine kleine Weile zu verlassen. »Kommt Marlene auch mit?«
»Hast du's nicht gehört? Sie ist schon abgereist.«
»Oh? Wohin?«
»Nach Gold Town. Sie hat ein Telegramm bekommen.«
In Marlenes Abwesenheit würde Sabrina das Picknick um so erfreulicher finden. Nur sekundenlang überlegte sie, ob ihre Rivalin nach Gold Town gefahren war, weil Sloan ihr das Telegramm geschickt hatte. Mit solchen Sorgen wollte sie
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