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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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verstopften Ohren verzeihen.«
    »Wenn es nur keine verstopften Herzen sind«, erwiderte Emanuel milde.
    »Amen. Kommt, die Brüder gewähren mir den Luxus eines eigenen Zimmers.«
    Er führte sie durch ein halbdunkles Gewölbe in den Zellentrakt und öffnete dort eine Tür. In der Zelle gab es neben dem Bett eine Truhe, einen Tisch mit Schreibutensilien, ein paar Kerzen und einen Hocker. Er bot seinen Besuchern an, auf dem Bett Platz zu nehmen, während er selbst sich auf den Hocker setzte und die Lampe auf den Tisch stellte.
    »Kennt Ihr schon meinen Begleiter und Freund Octavien de Saint-Amand?«
    »Ich erinnere mich an Euch, Ihr wart in Altenberg in Begleitung eines Tempelritters, dessen Name mir entfallen ist. Seid willkommen im Namen des Herrn, und entschuldigt die Kargheit des Raumes, in dem ich Euch empfange, Ihr seid Besseres gewohnt.«
    Octavien errötete, aber bei dem schwachen Licht der Rübenlampe fiel das nicht auf.
Dieser Mann könnte wie ein König leben
, dachte er,
besser noch, wie ein Gott, denn sie halten ihn für Gott. Doch er verzichtet auf all das, was anderen und was mir wichtig ist. Beinahe kann ich die Menschen verstehen, die ihn anbeten. Seine innere Kraft muss übermenschlich sein.
    Bernardo zündete eine weitere Kerze an. »Bruder Emanuel, was hast du auf dem Herzen? Was ist so dringend, dass es nicht warten kann? Wenn es in meiner Macht steht, werde ich dir helfen.«
    »Das, was du predigst, woher hast du das?«, kam Emanuel ohne Umschweife zur Sache.
    »Du meinst, die Zehn Gebote Jesu? Willst du eine profane Antwort oder eine spirituelle?«
    »Beginne mit der Profanen.«
    »Ich habe sie gelesen. Es existiert ein altes Pergament, das von der Hand Jesu selber stammt. Er hat es seinem Jünger Matthäus am Tag des letzten Abendmahls diktiert.«
    »Wo ist das Pergament? Hast du es?«
    »Ich besitze die lateinische Übersetzung«, erwiderte Bernardo etwas zögerlich. Er war wohl erstaunt, dass Emanuel diese Enthüllung so ungerührt hinnahm. »Das Original ist selbstverständlich auf Aramäisch geschrieben.«
    »Und wo ist das Original?«
    »Ich weiß, wo es ist, aber es ist ein heiliges Vermächtnis, das nicht von Gottlosen entweiht werden darf. Es ruht an ehrwürdiger Stätte. Für die frohe Botschaft selbst genügt mir die lateinische Fassung. Es sind so gute Worte, sie können die Welt heilen.«
    Emanuel warf Octavien einen fragenden Blick zu, der zuckte mit den Schultern und überließ Emanuel die weitere Befragung.
    »Wie bist du an das Pergament gekommen?«
    Bruder Bernardo hob die Brauen. »Ich nehme an, du hast Gründe für deine Befragung?«
    »Allerdings. Dieses Pergament könnte die Welt nicht nur heilen, es könnte sie auch in ihren Grundfesten erschüttern.«
    »Nicht die Welt, nur die Kirche.«
    »Das wäre wohl dasselbe«, murmelte Emanuel, doch das konnte er jetzt nicht mit Bernardo diskutieren. »Noch einmal, woher hast du das Pergament?«
    »Wer schickt dich? Der Bischof? Der Papst?«
    »Nein Bernardo, ich bin in eigener Sache hier. Du musst mir vertrauen. Ich will nur Schlimmeres verhindern. Weißt du denn nicht, dass du selbst in größter Gefahr bist? Noch wagt es offensichtlich niemand, dich anzutasten, aber irgendwann wird man dich als Gotteslästerer verbrennen, auch wenn du selbst dich niemals als Gottes Sohn bezeichnet hast.«
    Emanuel hätte es wissen müssen, dass solche Argumente bei Bruder Bernardo auf steinigen Boden fielen. »Verlangst du von mir, dass ich aus Angst um mein armseliges Leben darauf verzichte, die Gebote des Heilands zu verkünden? Ich war ein Verlorener, ein großer Sünder, der glaubte, vor Gott keine Gnade mehr zu finden. Doch dann hat er mich gesegnet und mir aufgetragen, seine Gebote in die Welt zu tragen, die so viel umfassender sind als jene, die Moses empfangen hat. Der rächende Gott des Alten Testaments ist in der Liebe Jesu aufgegangen, denn er ist gekommen, um alles neu zu machen.«
    Emanuel seufzte innerlich, so kam er nicht weiter. »Bruder, du musst wissen, dass Octavien und ich dieses Pergament gefunden haben. Tempelritter haben es aus dem Heiligen Land mitgebracht, doch wir fanden die Stelle, wo sie es verborgen hielten. Dann wurde es uns von einem halbwüchsigen Jungen gestohlen, der mit dem Pergament nichts im Sinn hatte, er wollte etwas zu essen stehlen oder Geld. Seitdem ist es verschwunden, und wir suchen es überall. Deshalb, Bernardo, deshalb frage ich dich, woher du es hast?«
    Bernardo war sichtlich überrascht von dem

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