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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Narr.«
    »Wie ein Narr?«
    »Ja, so wie einer, der auf Jahrmärkten auftritt.«
    Der Prior runzelte die Stirn. Konnte das Sinan sein? Der trat manchmal als Spielmann auf. Aber jeder hier kannte Sinan. Der da vor dem Tor musste ein Fremder sein. Oder erlaubte sich Nathaniels Schützling einen Scherz? Er neigte dazu.
    »Hat er auch einen Namen?«
    »Den will er nicht nennen.«
    »Und er kam ganz allein?«
    Bruder Ambrosius nickte heftig.
    »Hm.« Der Prior erhob sich. »Wer den Weg zu uns nicht scheut, der ist entweder wirklich ein Narr, oder er ist ein äußerst tapferer Mann. Ich werde ihn empfangen. Führe ihn zu mir!«
    Der Mann, der da in einem Narrenkostüm, bestehend aus bunten Flicken und behängt mit vielen kleinen Schellen, klingelnd über die Schwelle trat, war nicht Sinan, das erkannte Maleachi auf den ersten Blick. Der Mann nahm seine Narrenkappe ab, an der statt einer Troddel eine hässliche Stoffpuppe baumelte. Undenkbar, dass dieser Mann mit dieser Kopfbedeckung durch die wilde Eifel gezogen war. Und ein Mönch war der Kerl auch nicht. Dazu war sein Blick zu kühn, sein Haarzopf zu lang und seine Haut zu braun gebrannt. Außerdem sah er unverschämt gut aus. Er machte auf Maleachi eher den Eindruck eines verwegenen Burschen, der zu allerlei Schabernack bereit war. Oder zu Schlimmerem. Vielleicht verbarg er unter seiner Verkleidung ein langes, scharfes Messer. Maleachi durfte an diesem Orte niemandem trauen. Aber unter seinem Habit trug auch er einen Dolch, und er wusste damit umzugehen.
    Er wies auf eine Bank an der Wand. »Setzt Euch, Ihr müsst müde und erschöpft sein.«
    »Habt Dank, aber ich darf nicht ruhen, ehe ich Gottes Mission erfüllt habe. Und diese kann ich nur mit Eurem ehrwürdigen Abt besprechen.«
    Der Prior lehnte sich in seinem Sessel zurück, auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck des Befremdens. »Gestattet mir, lieber Bruder, denn ein Mönch seid Ihr doch? Also gestattet mir, Euch zuvor einige Fragen zu stellen, die sich, wie ich meine, förmlich aufdrängen. Ohne an Eurer göttlichen Mission zweifeln zu wollen, sagt mir doch bitte, wer Ihr seid und was Euch bewog, Euren Habit mit dem eines Possenreißers zu tauschen.«
    »Dieses Gewand schenkte mir der Heilige Vater in Rom, ehrwürdiger Prior. Wer bin ich, diese Gabe zu verschmähen?«
    Der Prior vermeinte dabei, um Augen und Mund des Besuchers kleine Lachfältchen zu entdecken. Wagte der Fremde es, ihn zu verspotten? »Ihr kommt also aus Rom? Und Ihr wollt den Abt sprechen? Da hättet Ihr Euch die Reise sparen können, guter Mann, denn der Abt befindet sich in Rom. Also sprecht, was wollt Ihr wirklich, und wer seid Ihr? Ein Mönch jedenfalls nicht.«
    Bernardo erschrak zutiefst. Der Abt war in Rom? Hatte das jener Michael nicht gewusst? Offenbar nicht. Waren denn die Anstrengungen der Reise alle vergeblich gewesen? Nein! Gott hatte ihn nicht ohne Grund an diesen Ort geführt. Zu einem kleinen bescheidenen Kloster weitab von menschlicher Besiedlung. Was hatte Michael gesagt? Die Bewegung braucht, was du hier suchst. Und Bernardo hatte es die ganze Zeit gespürt. Ja, hier war er am Ziel. Und wenn der Abt nicht da war, so konnte er vielleicht auf ihn warten. Man durfte ihm die Gastfreundschaft in dieser abgelegenen Klause nicht verweigern. Allerdings musste er dann seine Identität preisgeben.
    Natürlich war er nicht im Schelmenrock durch unwegsames Gelände gestiegen. Den hatte er erst kurz vor der Pforte angezogen. Es schien ihm nur recht und billig, als der aufzutreten, den die Kirche in ihm sehen wollte. Der Kartäuserabt schien ihn klug genug, diese Anspielung zu verstehen. Doch nun konnte er auf das Kleidungsstück verzichten.
    »Ehrwürdiger Prior, ich verstehe Euer Befremden, aber glaubt mir, dass ich meine Gründe hatte. Doch da Euer Abt abwesend ist, erlaubt mir, in Eurem Kloster auf ihn zu warten. Die kleinste Zelle und ein Strohlager genügen mir. Und für das Essen kann ich bezahlen.«
    »Wenn Ihr mit ehrbaren Absichten gekommen seid, so gewähren wir Euch selbstverständlich Obdach, aber etwas mehr muss ich schon von Euch wissen. Das werdet Ihr verstehen.«
    Bernardo wendete lächelnd die Narrenkappe in seinen Händen. »Ich bin Bruder Bernardo von den minderen Brüdern, die sich auch Franziskaner nennen. Ich habe den Kinderkreuzzug begleitet, habe in Italien und in Rom gepredigt und wurde dort in den Kerker geworfen.«
    Der Prior hob interessiert die Brauen. »Was warf man Euch vor?«
    »Ketzerei.«
    »Ein

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