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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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erinnerst dich an seinen Namen? Gut geht’s ihm.«
    »Da! Setzt euch zu meinen Freunden«, wies Nicholas auf die Bank hinter sich. »Die Mädchen, das sind Lisbeth und Elisa, unsere ehemaligen Küchenmädchen, und der lange Schlaks ist Albert, unser Knecht, aber jetzt hat er das Kreuz genommen und ist ein freier Mann.«
    Adam nickte allen zu. Albert nickte freundlich zurück, Elisa schüchtern. Die blonde Lisbeth aber strahlte ihn an, und Adam wurde rot wie ein Augustapfel. Merte gesellte sich zu der schüchternen Elisa, und Lisbeth rückte an Adam heran. Ihre hellblauen Augen blitzten. »Schön, dass du bei uns hier oben mitfährst.«
    »Mmh.«
    »Wie heißt du? Köhler-Adam?«
    »Nur Adam.«
    Seine Blicke hielt er starr auf den Karrenboden gerichtet.
    »Deine Schwester ist nett«, stellte Lisbeth diplomatisch fest.
    »Du auch.«
    »Bist nicht sehr gesprächig, was?«
    Adam schämte sich, weil er keine Worte fand. »Im Wald kann man mit keinem reden. Nur mit den Bäumen.«
    »Ach! Das stelle ich mir interessant vor. Was erzählen sie denn?«
    Nicholas lächelte vor sich hin. Das Geplapper in seinem Rücken gefiel ihm. Er freute sich, dass es gerade der Köhler-Adam war, der jetzt bei ihm mitfuhr, und Lisbeth schien es genauso zu gehen. Nicholas hielt das für ein gutes Omen. Als die Träger die Deichsel wieder aufnahmen, um ihren Marsch nach Jerusalem fortzusetzen, hatte er neue Kraft geschöpft.

In Mainz
    Der Spielmann mit der roten Kappe und dem mit bunten Flicken besetzten Rock war viel herumgekommen. Wieder einmal hatte er Rast gemacht in einem der unzähligen Städtchen und Dörfer, die in dieser Gegend auf ›-heim‹ oder ›-berg‹ endeten. Auf dem Marktplatz suchte er sich ein schattiges Fleckchen am Brunnen, zupfte seine Laute und erfand zu volkstümlichen Melodien neue Texte.
    Bauern, Handwerker, Mägde und Kinder unterbrachen gern ihre tägliche Mühe und Plage, sie blieben stehen, um ihm zuzuhören, begannen mitzusummen und mit den Füßen den Takt zu stampfen. Bald lagen etliche Münzen vor ihm im Staub. Er verbeugte sich jedes Mal und schenkte auch der ältesten Vettel ein strahlendes Lächeln. Besonders die Frauen waren freigiebig, denn er war ein außergewöhnlich schöner Mann.
    Es war am späten Nachmittag. In seinen Taschen klimperten die Münzen seiner Tageseinnahme. Aufdringliche Frauen hatten sie ihm in die Kleider gestopft, um ihn dabei heimlich zu berühren. Gewöhnliche, derbe Weiber, die nach Schweiß, Puder und Seifenlauge rochen, die ihre gierigen Hände nach ihm ausstreckten, ihn mit widerlichen Kosenamen bedachten und ihm Küsse zuwarfen. Und er durfte keine abweisen, niemals unhöflich werden, musste sich nach allen Seiten bedanken und in ihre lüsternen Gesichter lächeln.
    Plötzlich stand ein Büttel mit einem langen Spieß vor ihm und wollte seinen Gesang nicht dulden. Schon an vielen Orten hatte man ihn von seinem Platz verjagt, als sei er ein Haufen Kehricht, den man aus der Stadt befördern müsse. Ob er eine Erlaubnis habe, hier gegen Geld sein Vagantentum auszuüben? Als der Spielmann verneinte, meinte der Büttel, das Geld sei beschlagnahmt und er solle sich trollen.
    Der Spielmann starrte wütend auf den langen Kerl, der in seinen Augen so dumm war wie Borke und seine Ohren nur dazu hatte, um seinem verbeulten Helm einen Halt zu geben. Wie ein Turm hatte er sich vor ihm aufgebaut, darauf wartend, dass er die Münzen vom Boden klaubte und sie ihm aushändigte.
    Der Spielmann bückte sich und sammelte die Münzen auf, doch als er seine Hände dem Büttel hinhielt, waren sie leer.
    Verdutzt starrte der Mann auf die leeren Handflächen. Die Zuschauer begannen zu lachen. Er packte seinen Spieß fester. »Treibst du deine Spielchen mit mir, Bursche? Wo ist das Geld?«
    »Oh, das habt Ihr doch hinter Euren Ohren versteckt, guter Mann«, grinste der Spielmann. Der Mann schüttelte unwillkürlich den Kopf, und da fielen die Geldstücke tatsächlich herunter. Der Büttel tat einen unsicheren Schritt rückwärts. Verblüfft stellte er fest, dass die Münzen wieder auf dem Boden lagen. »Ich hebe sie für Euch auf«, bot der Spielmann freundlich an.
    »Untersteh dich! Das mache ich diesmal selber!« Der Büttel bückte sich rasch nach dem Geld, doch als er es aufhob, hielt er kleine flache Kiesel in den Händen. Sein beschränktes Hirn konnte das nicht fassen. Er befingerte ungläubig die Steine, während die wirklichen Münzen mit Schwung im Schoße eines einbeinigen Bettlers

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