Schatten ueber Broughton House
Megan bebte vor Wut, die noch zunahm, weil sie spürte, wie sehr sie versucht war, ihm nachzugeben und alles zu vergessen, außer dem Gefühl seiner Lippen auf den ihren. „Meinen Sie vielleicht, ich würde für Ihre Küsse alles aufgeben?“
Er stöhnte leise. „Verdammt noch mal, Megan, wovon sprechen Sie eigentlich? Ich versuche doch nicht, Sie ,herumzubekommen“! Ich will Ihnen helfen. Worin auch immer Sie verwickelt sind, ich kann ... “
„Nein! “ Sie wandte sich ab und schlug ihre zitternden Hände über dem Kopf zusammen. „So einfach ist es nicht. Und ich bin auch nicht so einfach zu haben.“ Sie drehte sich wieder um und sah ihn an, ließ die Arme sinken und ballte ihre Hände, um ihre Gefühle zu bändigen. „Sie können mich nicht davon abbringen. Ich weiß, wer Sie sind - und was Sie getan haben! “
Theo starrte sie fassungslos an. „Was ich getan habe? Ich verstehe kein Wort. Ich habe Ihnen doch nur angeboten, Sie zu beschützen ..."
„Ich will nicht von Ihnen beschützt werden! rief Megan empört. Sie wusste genau, was es hieß, wenn ein Gentleman einer Frau gewöhnlicher Herkunft - einer Frau, die er nicht heiraten konnte - anbot, sie zu beschützen! „Wie dreist Sie sind! Sie denken wohl, wenn Sie mich zu Ihrer Mätresse machen, werde ich schweigen?“
Theo sah sie entsetzt an. „Megan, nein! Ich wollte doch nicht...“
Megan trat einen Schritt zurück und bedeutete ihm, ihr fern zu bleiben. Schuldgefühle und Wut ließen die Worte nur so aus ihr heraussprudeln. „Es macht mich ganz krank, dass ich mich von Ihnen habe berühren lassen! Ich verabscheue Sie!“
Er blieb wie angewurzelt stehen, erblasste und ließ die Hand sinken, die er nach ihr ausgestreckt hatte. „Dann haben Sie allerdings Ihr Bestes gegeben, mich etwas anderes glauben zu lassen“, stieß er hervor.
Es erfüllte Megan mit Schmerz, den verletzten Ausdruck in seinem Gesicht sehen zu müssen, und auf einmal hätte sie am liebsten geweint.
„Wie könnte ich jemals etwas anderes empfinden“, setzte sie an, und ihre Stimme brach sich, „für den Mann, der meinen Bruder umgebracht hat?“
15. KAPITEL
Einen Augenblick lang herrschte tiefe Stille. Theo schaute Megan an, als habe sie in einer ihm unverständlichen Sprache gesprochen. Er wollte etwas sagen, verstummte jedoch gleich wieder, bevor er schließlich nur fragte: „Wie bitte?“
Megan wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab. Sie straffte die Schultern und sagte mit fester Stimme: „Sie hatten recht -Henderson ist nicht mein richtiger Name. Mein Name ist Mulcahey, Megan Mulcahey.“
„Gut“, erwiderte er bedächtig, „aber wer ...“
„Erinnern Sie sich nicht einmal mehr an seinen Namen?“, fuhr Megan ihn sogleich an. „Dennis Mulcahey war mein Bruder.“
„Dennis!“ Theo sah sie ungläubig an. „Sie sind die Schwester von Dennis?“ Dann - Megan wollte es kaum glauben! - erhellte auf einmal ein feines Lächeln seine Züge. „Ja, jetzt sehe ich es. Ihre Augen ... Deshalb sind Sie hierhergekommen ... “ Er verstummte abermals, dann wich seine Miene tiefer Verwunderung auf einmal blankem Zorn. „Moment mal! Was zum Teufel hatten Sie da gesagt? Sie glauben, ich hätte Dennis ermordet ?“ „Ich glaube es nicht nur - ich weiß es.“
„Unmöglich“, beschied er. „Es ist nämlich nie geschehen. Was um alles in der Welt hat Sie nur auf diese Idee gebracht?“
„Eine verlässliche Quelle.“
„Nicht sehr glaubhaft, Ihre sogenannte Quelle!“, fuhr er sie an. „Ich war dort und werde ja wohl wissen, was passiert ist.“ Er wandte sich ab, fuhr sich mit den Händen durch sein Haar und ging eine Weile auf und ab, bevor er sich wieder zu Megan umdrehte. „Hat ihr Vater den Brief nicht bekommen, in dem ich ihm berichtet habe, was geschehen ist?“
„Oh doch, natürlich, er hat eine kurze Nachricht von Ihnen erhalten, in dem Sie ihn darüber in Kenntnis setzten, dass sein Sohn bei einem ,'Unfall“ gestorben sei.“
Theo zuckte unter ihren Worten zusammen. „Es tut mir leid, nicht mehr geschrieben zu haben. Doch ich war gerade erst von einer schweren Krankheit genesen und immer noch erschöpft, und so schickte ich nur eine kurze Nachricht, die kaum mehr als die bloßen Fakten enthielt. Ich hätte natürlich einen ausführlicheren Brief schreiben sollen, sobald es mir wieder besser ging, ich weiß.“ Er seufzte. „Das war ein Fehler. Aber jeder in meiner Familie kann Ihnen bestätigen, welch ein furchtbarer Briefeschreiber ich
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