Schatten ueber Broughton House
Kleid anziehen ...“
„Ach, aber das würde niemals deine funkelnden Augen verbergen , unterbrach ihr Vater sie und tätschelte ihr liebevoll die Wange. „Mach dir nichts draus, mein Mädchen, ich habe eine viel bessere Idee.“
„Was?“, fragten Megan und Deirdre zugleich.
„Nun, gestern Abend bin ich in all den Schenken in der Nähe von Broughton House gewesen, und heute Nachmittag war ich wieder dort, und ich glaube, diesmal einen wahren Schatz gefunden zu haben - einen ihrer Hausdiener, der sich am Abend gern einen genehmigt, wenn er sich davonmachen kann. Paul heißt er, und unser Paul ist ein ganz gesprächiger Junge.“ „Und? Was hast du herausgefunden?“ Megan beugte sich gespannt vor.
„Zunächst einmal habe ich erfahren, dass Lord Raine sich derzeit in Broughton House aufhält.“
„Lord Raine? Wer ist denn das?“
„Allem Anschein nach er höchstpersönlich.“
„Ich dachte, er heißt Moreland“, bemerkte Megan.
„Naja, tut er auch, aber wie es aussieht, hat er den Titel, weil er eben der Erbe des Duke of Broughton ist. Solange sein Vater lebt, ist er irgendeine andere Art von Lord - Marquess of Raine, glaube ich. Erklären kann ich euch das auch nicht. Ich brauchte selbst eine Weile, bevor ich verstand, dass unser Paul die ganze Zeit von dem Schurken gesprochen hat. Auf jeden Fall ist er zu Hause, und das ist unser Glück - denn ganz unter uns, mein Mädchen, ich habe mir große Sorgen gemacht, dass wir hierher kommen und dann feststellen müssen, dass er gerade in Timbuktu oder sonst wo ist.“
„Ja, das war ehrlich gesagt auch meine Sorge.“
„Aber wenn wir dem Gerede glauben dürfen, hat unser Mann nicht vor, in den nächsten Monaten erneut zu einem seiner Abenteuer aufzubrechen.“ „Gut zu wissen.“
„Noch besser ist, was Paul mir dann erzählt hat. Anscheinend suchen sie händeringend einen Hauslehrer für zwei von ihren Jungs.“
„Einen Lehrer?“ Megan sah ihren Vater verwirrt an. „Dad! Willst du damit sagen, dass ich die Stelle des Hauslehrers antreten sollte? Das kann nicht dein Ernst sein! “
„Warum nicht? Als Lehrerin wirkst du weitaus überzeugender denn als Putzhilfe.“
„Du warst immer die Beste in deiner Klasse“, erinnerte sie Deirdre und fügte hinzu: „Nun ja, zumindest deinen Noten nach. Nur weil du beständig mit den Nonnen aneinander geraten bist, hast du keine Auszeichnung bekommen.“
„Ganz genau. Und du warst auf der besten Klosterschule von New York“, pflichtete Frank bei. „Du hast Latein gelernt und Geschichte und all diese überkandidelten Schriftsteller gelesen, die du immer zitierst, oder etwa nicht? Das müsste reichen, um ein paar Wochen über die Runden zu kommen. Du sollst ja keine richtige Lehrerin werden.“
„Ja, schon ... aber ich habe keine Ausbildung, keine Erfahrung. Keine Referenzen, um genau zu sein. Sie werden mich niemals einstellen.“
Ihr Vater wischte ihre Bedenken beiseite. „Die sollten leicht zu erfinden sein, nicht wahr, wenn deine früheren Arbeitgeber weit entfernt in Amerika sind. Es dürfte Wochen dauern, bis sie überhaupt eine Antwort auf ihre Nachfragen bekommen. Und sie können nicht länger warten. Sie brauchen jetzt einen Lehrer für die Jungs.“
„Selbst wenn ich mir wunderbare Referenzen schriebe - warum sollten sie eine Amerikanerin einstellen? Sicher gibt es doch genügend Engländerinnen, welche die Stelle gerne nehmen würden - und die Referenzen aus London hätten.“ Mulcahey grinste. „Sieht so aus, als hätten sie es mit den meisten schon probiert. Haben einen gewissen Ruf, diese beiden Jungs.“
Megan sah ihn ungläubig an. „Was willst du damit sagen? Sind die beiden solche Satansbraten, dass sie all ihre Gouvernanten vergrault haben?“
„Erst die Gouvernanten und dann ihre Hauslehrer, als sie für die Gouvernanten zu alt geworden waren.“
„Wie alt sind sie?“
„Alt genug, dass Paul meinte, jede andere Familie würde sie nach Eton schicken, aber die Morelands sind wohl ein recht komischer Haufen. Ich denke, dass die beiden so zwölf oder dreizehn sein müssen.“
„Dreizehnjährige Satansbraten? Was soll ich denn mit ihnen anfangen?“
„Ach, du kommst mit denen schon zurecht. Immerhin bist du keine zimperliche Engländerin und mit Jungen aufgewachsen. Behandele die beiden einfach wie Sean und Robert - wenn sie zu wild werden, gibst du ihnen eine ordentliche Ohrfeige.“ „Dad ... sie sind englische Adelige! Die kann man nicht einfach ohrfeigen,
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