Schatten ueber Broughton House
Blick mit ihrem Mann. Ein feines Lächeln erhellte ihre Züge. „Ich empfinde jetzt oft rascher als zuvor und weiß nicht, wie sehr ich dem trauen darf.“
„Seit?“, hakte Theo nach.
Anna errötete, und Theo betrachtete sie aufmerksam.
Reed lachte. „Genau. Anna ist. wir bekommen ein Kind.“
„Glückwunsch!“ Theo schüttelte seinem Bruder die Hand und wandte sich dann an Anna: „Alles Gute! Ich weiß, wie glücklich du darüber sein musst.
Anna lächelte schüchtern. „Ja, ich bin sehr glücklich.“
Theo wusste aus Reeds Erzählungen, dass Anna lange Zeit geglaubt hatte, nie heiraten und Kinder haben zu können, und er konnte sich vorstellen, dass die Aussicht auf das Baby sie nun sicher noch glücklicher machte als andere Frauen.
„Wissen es die anderen schon?“
„Nein“, meinte Reed. „Außer den Zwillingen war bei unserer Ankunft noch niemand auf - und Thisbe und Desmond hatten sich bereits in ihr Labor zurückgezogen. Wir wollen es jetzt Mutter mitteilen. Es ist auch der Grund, weshalb wir zur Saison nach London gekommen sind, denn eigentlich hatten wir vor, auf Winterset zu bleiben, wo noch viel am Haus zu tun ist. Aber Anna hat noch nie eine Saison erlebt, und wenn das Baby erst einmal da ist, wird es sicher sehr umständlich, nach London zu reisen, weshalb wir dieses Jahr gut nutzen wollen.“ Er schaute seine Frau liebevoll an. „Du hast mir aber versprochen, dir nicht zu viel vorzunehmen.“
„Mir geht es wunderbar“, versicherte Anna ihm, und ihre grauen Augen strahlten. „Du musst dir um mich keine Sorgen machen. Ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt - es ist mehr, als ich mir jemals erhofft hatte.“
„Wir möchten es der ganzen Familie mitteilen“, fuhr Reed fort. „Sind Olivia und Stephen derzeit in der Stadt? Kyria und Rafe sind ja ganz gewiss hier.“
„Oh ja, Olivia und Stephen sind vor zwei Tagen eingetroffen und Kyria und Rafe schon vor zwei Wochen. Kyria würde sich doch niemals eine Saison entgehen lassen!“ Theo wandte sich lächelnd an Anna: „Ich kann dir versprechen, dass du an Vergnügungen auf deine Kosten kommen wirst. Eine Abendgesellschaft, die nicht von Kyria veranstaltet oder von ihr besucht wird, lohnt den Besuch nicht.“
„Ich werde Kyria bitten, dich nicht zu überanstrengen“, bemerkte Reed sorgenvoll.
Anna lachte leise. „Mein Lieber, ich bin durchaus selbst in der Lage zu wissen, wann ich mich ,überanstrenge“. Ich glaube, wir werden eine herrliche Zeit haben.“
Nachdem sie in ihrer Jugend wegen familiärer Umstände auf ihr Debüt in London hatte verzichten müssen, hatte Anna zurückgezogen auf dem Lande gelebt. Nun schien sie dafür umso entschlossener, keines der rauschenden Feste zu versäumen.
„Kommt, lasst uns hinuntergehen“, meinte Theo. „Mutter und Vater sitzen mittlerweile sicher schon beim Frühstück - und sie werden sich sehr über eure Neuigkeiten freuen. “ Er grinste seinen Bruder an. „Vor allem wird mir eine familiäre Bürde abgenommen sein.“
„Unsinn“, erwiderte Reed. „Als ob unsere Eltern dich je dazu gedrängt hatten zu heiraten und einen Erben zu zeugen.“
„Das stimmt allerdings. Ich vermute, dass Vater oft über Wochen hinweg vergisst, dass er ein Duke ist. Und Mutter ist davon auch eher peinlich berührt. Aber die liebe Verwandtschaft erinnert mich stets gerne an meine ,,Pflicht“. Besonders Großtante Hermione.“ Theo schnitt eine Grimasse. Die gesellschaftlichen Konventionen verlangten, dass der älteste Sohn den Fortbestand von Titel und Besitztum der Familie sicherte. Konnte er jedoch darauf verweisen, dass wenigstens sein Bruder einen Sohn hatte, würde die Erwartung nicht mehr ganz so schwer auf ihm lasten.
Reed lachte stillvergnügt. „Unsere Großtante Lady Rochester“, erklärte er Anna, „versetzt uns alle in Angst und Schrecken. Ich kann nur hoffen, dass es dir erspart bleibt, sie kennenzulernen.“
„Oh nein, so ein Glück hat man nur einmal“, wandte Theo ein. „Und ihr hattet bereits das unglaubliche Glück, dass sie nicht zu eurer Hochzeit kommen konnte, weil sie in Yorkshire eingeschneit war.“
„Ein guter Grund dafür, im Winter zu heiraten“, sinnierte Reed.
Theo lächelte und schwieg, denn er wusste sehr wohl, dass es noch andere gute Gründe gab, im Dezember zu heiraten - nämlich die Ungeduld des verliebten Paares, nach Jahren der Trennung endlich vereint zu sein.
Am Ende der Treppe angekommen, steuerten sie das kleinere der beiden
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