Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
einige Worte wieder, doch da fast zehn Jahre vergangen waren, da sie sich zuletzt mit Latein befasst hatte, war ihr Wissen auch hier äußerst dürftig.
    „Fullmer hat uns Übersetzungen von den Texten schreiben lassen.“
    „Wie furchtbar“, entfuhr es Megan, doch sie besann sich rasch: „Warum lest ihr den Text nicht laut und übersetzt ihn dann gleich?“
    Sogleich erkannte sie ihren Fehler - wusste einer der Jungen ein Wort nicht, so würde sie ihm wahrscheinlich nicht weiterhelfen können. Nun konnte sie ihren Vorschlag allerdings nicht mehr zurücknehmen. Den Zwillingen schien die Aussicht zu gefallen, die Übersetzung zumindest nicht niederschreiben zu müssen, und so begann Alex eifrig mit einer Stelle aus einem Brief von Plinius dem Älteren.
    Megan stützte den Kopf auf und hörte zu. Sie fühlte sich in die Klosterschule zurückversetzt, wo sie an langen Nachmittagen den anderen Mädchen gelauscht hatte, die sich mühevoll durch ihre Übersetzung holperten. Nur der Anblick des hölzernen Lineals in den Händen von Schwester Maria Theresa konnte Megan davon abhalten einzuschlafen. Ach, dachte sie nun, sie hatte ganz vergessen, wie langweilig Plinius der Ältere doch war ...
    Zwanzig Minuten später war sie kurz davor einzunicken. Sie stand auf, unterdrückte ein Gähnen und sagte den Zwillingen, dass sie jetzt ihre Griechischübungen machen sollten.
    Den Rest des Tages brachte sie damit zu, die Zwillinge zu fragen, wie weit sie in dem jeweiligen Fach waren, und ihnen dann aufzutragen, dort weiterzumachen. In Rechtschreibung, Grammatik und Literatur fühlte sie sich sicher, waren dies doch immer ihre besten Fächer gewesen, und auch in Geschichte wusste sie genügend, um den Unterricht zu bewältigen - zudem würde sie am Abend zuvor schon immer die nächsten Kapitel lesen können, um den Zwillingen voraus zu sein. Mathematik könnte sich als ebensolches Problem erweisen wie Griechisch, aber glücklicherweise glänzten die Jungen in diesem Fach und stellten keine Fragen, während sie ihre Aufgaben machten.
    Wahrlich glücklich schätzen konnte sie sich über Thisbes Angebot, die Zwillinge in Naturkunde zu unterrichten, denn rasch fand Megan an jenem ersten Nachmittag heraus, dass die Zwillinge über Pflanzen,Tiere, die Gestirne und chemische Reaktionen viel besser Bescheid wussten als sie. Die beiden waren hell erfreut, als Megan ihnen sagte, dass sie den naturwissenschaftlichen Unterricht ihrer Schwester Thisbe übergeben würde.
    Was dieses Angebot noch verlockender machte, war der Umstand, dass es Megan mehr als eine Stunde Zeit ließ, das Haus zu erkunden. Sie verbrachte diese Zeit damit - wie auch schon die Pause, in der die Zwillinge draußen spielten -, sich umzusehen. Wenn jemand sie fragen sollte, was sie hier oder dort suche, konnte sie in einem so großen Haus recht glaubhaft sagen, sie habe sich verlaufen.
    Sie begann ihre Suche im zweiten Stock. Die Räume neben dem Schulzimmer standen leer, doch als Megan eine weitere Tür öffnete, traf sie unvermutet jemanden an.
    Ein kleiner Mann mit krummem Rücken und einer Mähne weißen Haars stand über einen großen Tisch gebeugt und drehte sich überrascht zu ihr um. Auf der Nase klemmte ihm eine Brille, die er sich in sein Haar schob, als er die unerwartete Besucherin betrachtete.
    „Oh!“, rief Megan überrascht. „Entschuldigen Sie bitte. Ich wusste nicht... “
    „Schon gut, meine Liebe“, erwiderte der alte Mann und lächelte schüchtern. „Sie haben mich nur ein wenig erschreckt. Ich war gerade dabei, die Walisischen Bogenschützen aufzustellen.“    
    Bei genauerem Hinsehen erkannte Megan, dass der „Tisch“ eine große, dünne Holzplatte war, die auf zwei hölzernen Böcken auflag. Auf der Platte war eine topografische Landschaft errichtet worden, die grün angemalt war. Inmitten dieser Landschaft waren unzählige kleine Zinnfiguren, manche davon ordentlich aufgereiht, die meisten jedoch noch wirr durcheinander liegend.    
    Megan sah, dass überall im Z immer solche auf gebockten Holzplatten herumstanden, auf denen sich bereits vollendete Werke bewundern ließen. Sie bemühte sich nicht allzu verwundert zu wirken in Anbetracht all dieser Landschaften - manche davon flach, andere hügelig, einige mit Gewässern oder Bäumen, Hecken und Straßen -, in denen sich Marine und Armeen zwar in Miniatur, doch in präziser Aufstellung tummelten.
    Dies konnte nur besagter Großonkel sein, den Theo und Mrs. Bee erwähnt hatten. Doch

Weitere Kostenlose Bücher