Schatten ueber Broughton House
Speisezimmer an, in dem die Familie zu frühstücken pflegte.
„Theo ...“, begann Anna, und etwas im Klang ihrer Stimme ließ die beiden Männer aufhorchen. „Da war noch etwas, das ich bei Miss Henderson gespürt habe ...“
„Was?“ Theos Blick wurde wachsam.
„Etwas über dich. Ich hatte das Gefühl, dass der Aufruhr, den ich bei ihr spüren konnte, auch dich betrifft.“ Anna sah ihn ernst an. „Theo, mir war ... es scheint mir, als wolle sie dir etwas zuleide tun.“
6. KAPITEL
Die Zwillinge brauchten nicht lange, um ihren Stundenplan zu erstellen. Wie Megan, so wollten auch sie die ungeliebtesten Fächer zuerst hinter sich bringen, weshalb sie den Tag mit Griechisch und Latein begannen, gefolgt von etwas Vergnüglicherem - Geschichte einigen leichteren, aber langweiligen Fächern wie Rechtschreibung und Grammatik, dann Literatur und Mathematik, bis der Schultag schließlich mit Naturkunde enden würde.
Megan begutachtete den vorgeschlagenen Stundenplan und wies die beiden darauf hin, dass sie ja gar keine Pausen eingeplant hätten.
„Pausen?“, wiederholten die Jungen.
„Ja, um zu Mittag zu essen oder euch mit Milch und Keksen zu stärken, euch auszuruhen und ein bisschen draußen zu spielen. Sonst werdet ihr doch ganz unruhig.“
„Draußen spielen?“ Nun sahen die Zwillinge sie wahrlich mit großen Augen an. Dann schauten sie einander an und grinsten.
„Potzblitz! “,rief Con, und Megan dachte, dass dieser Ausdruck ihr wohl recht bald schon den letzten Nerv rauben würde.
„Meinen Sie das ernst?“, wollte Alex wissen.
„Aber natürlich.“
Megan war sich ihrer Sache ziemlich sicher. Vor einigen Jahren hatte sie in einem Artikel über das reformpädagogische Programm einer kleinen Gruppe in Massachusetts berichtet. Die Begründer der Bewegung hatten den Nutzen einer längeren Pause betont, in der die Schulkinder ihre überschüssige Energie abbauen konnten - sie waren überzeugt davon, dass körperliche Betätigung nicht nur gesund für die Kinder sei, sondern auch ihre geistigen Fähigkeiten wachhalte. Megan erschien dieser Ansatz wunderbar, hatte sie selbst sich doch immer durch einen unendlich langen Schultag quälen müssen und es während der letzten Stunden kaum noch erwarten können, endlich wieder draußen herumtoben zu können. Sicher war die Duchess mit all ihren fortschrittlichen Ideen auch neuen Unterrichtskonzepten gegenüber aufgeschlossen.
Zudem wollte Megan nicht den ganzen Tag im Schulzimmer zubringen - denn wie hätte sie dann ihre eigenen Nachforschungen anstellen sollen? Während die Zwillinge draußen spielten, würde sie sich im Haus umsehen können.
„Sie sind die beste Lehrerin, die wir je hatten“, versicherte Alex ihr feierlich.
Megan lächelte. „Das heißt hoffentlich auch, dass ihr mir keine Frösche ins Bett tut oder derlei Scherze.“
„Das würden wir bestimmt niemals tun!“, wehrte sich Con und fügte vielsagend hinzu: „Nicht bei Ihnen, Miss.“
Sie lachte. „Daraus schließe ich, dass ihr es bei anderen schon getan habt.“
Die Zwillinge warfen sich einen verstohlenen Blick zu. „Keine Sorge“, meinte Megan, „ihr müsst mir eure Geheimnisse nicht verraten. Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich nicht alles weiß. So, und jetzt tragen wir noch eine halbe Stunde Mittagspause ein, zwischen Rechtschreibung und Grammatik. Und Zeit zum Spielen - sollen wir das Leibesübungen nennen? Klingt besser, nicht wahr?“
Rasch fügte sie beides in den Stundenplan ein. „So. Und jetzt...“ Der Gedanke an das Unterrichten an sich bereitete ihr leichtes Bauchgrimmen. „Schauen wir doch mal, wie weit ihr in Latein und Griechisch seid. Hmm ... wo sind denn eure Bücher?“
Die Zwillinge holten ihre Bücher und Schreibhefte hervor und schlugen sie auf. „Bis hierher sind wir mit Mr. Fullmer gekommen“, meinte Con und seufzte tief.
„Gut. Dann Megan sah sich die Seiten voller Griechisch an und verstand kein einziges Wort, „... dann lesen wir den Text doch einfach ab da weiter, wo ihr stehen geblieben seid. Gibt es auch Übungen dazu?“
„Ja, am Ende der Kapitel."
„Sehr schön. Lest bitte den Text und macht dann die Übungen.“ Wie sie die Antworten der Zwillinge überprüfen sollte, wusste sie zwar selbst nicht, aber darüber, so beschloss Megan, würde sie sich Gedanken machen, wenn es so weit war. „Zuerst schauen wir aber, was ihr in Latein gemacht habt.“
Sie blätterte den lateinischen Text durch und erkannte zumindest
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