Schatten ueber Broughton House
lose Münzen, Schlüssel und eine alte, schon ein wenig verbeulte Taschenuhr lagen.
Das große Bett fiel Megan zuerst ins Auge - schließlich war es kaum zu übersehen. Wenn sie sich vorstellte, wie Theo nachts darin lag ... Sie schalt sich, nicht töricht zu sein, und ging weiter. Hier und da entdeckte sie recht exotisch anmutende Dinge. Eine aus Jade geschnitzte Statue stand auf der Kommode, und am Kleiderschrank lehnte ein seltsam gedrehter Holzstock. An der Wand hing eine Strohmaske, die einen Dämon darstellte, daneben ein Aquarell von einem weißen Reiher, der sich anmutig seinen Weg durch grazile Bambusstauden bahnte.
Megan entdeckte jedoch nichts, das Ähnlichkeit mit den Exponaten im Cavendish gehabt hätte, geschweige denn einen Anhänger. Aber hatte sie denn damit gerechnet, dass Theo ihn offen herumliegen lassen würde?
Somit würde sie auch in den Schubladen und Schrankfächern nachsehen müssen, was ihr eigentlich widerstrebte. Doch es half alles nichts, und so beschloss sie, mit dem kleinen Schreibtisch zu beginnen.
Es dauerte nicht lange, bis sie alle Schubladen durchsucht hatte, wobei sie nichts fand außer Schreibfedern, Papier, Bleistiftstummeln und derlei mehr. Sie wandte sich um und ging zu der großen Truhe, die am Fußende des Bettes stand. Mit den in das Holz geschnitzten exotischen Tieren sah die Truhe ganz danach aus, als könne man dort allerlei Schätze verbergen.
Megan kniete sich davor, legte beide Hände auf den schweren Deckel und wollte ihn gerade anheben. Da hörte sie hinter sich auf einmal ein knarrendes Geräusch, als ob ein Scharnier sich drehte. Megan fuhr herum und ließ den Deckel der Truhe laut krachend fallen.
In der Tür stand Theo Moreland.
11. KAPITEL
Megan sprang auf. Sie spürte, wie ihr das Blut heiß in die Wangen schoss. Verlegen hielt sie die Hände vor sich verschränkt und brachte kein Wort heraus.
„Miss Henderson, welch eine Überraschung“, sagte Theo ruhig. „Mir wurde gesagt, Sie seien krank, doch als ich mich nach Ihrem Befinden erkundigen wollte, fand ich Ihr Zimmer leer. Dafür war diese Tür hier auf einmal zu, obwohl ich sie offen gelassen hatte.“
Er verstummte. Megan überlegte verzweifelt, wie sie ihre Anwesenheit erklären konnte, es wollte ihr indes nichts einfallen. Wie sollte es sich auch erklären lassen, dass sie in sein Zimmer geschlichen war, um in seinen Sachen herumzuschnüffeln?
Als sie beharrlich schwieg, lächelte er kaum merklich. „Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“
Theo kam herein und schloss die Tür hinter sich. „Eine recht ungewöhnliche Situation“, stellte er fest. „Ich kann nur vermuten, dass Sie - da Sie sich nicht wohl fühlten - wohl ein Pulver gegen Ihre Kopfschmerzen gesucht haben. Aber ich muss Sie leider enttäuschen, denn derlei werden Sie hier nicht finden. Ich bekomme äußerst selten Kopfschmerzen.“
„Theo ... ich meine Mr. Mor ... Lord Raine ... “, begann Megan stammelnd.
Er schmunzelte vergnügt. „Miss Henderson, Sie sind wirklich ganz bezaubernd, wenn Sie in Verlegenheit geraten. Oder soll ich Sie lieber Megan nennen? In Anbetracht der Tatsache, dass Sie hier in meinem Schlafzimmer sind, könnten wir diese Förmlichkeiten doch einfach sein lassen, oder?“
„Ich ... das kann ich alles erklären ..."
„So?“ Seine Augen funkelten belustigt. „Darauf bin ich ja mal gespannt.“
Megan warf ihm einen erbosten Blick zu. „Gut, ich kann es nicht erklären, und das wissen Sie ganz genau.“
„Nun denn, ein Geheimnis ist immer noch besser als eine Lüge“, sinnierte Theo.
Er kam zu ihr herüber und schaute sie nachdenklich an. Megan fand, dass er ihr viel zu nah war, trotzdem würde sie ihm nicht den Gefallen tun, vor ihm zurückzuweichen. Das würde er ihr wahrscheinlich als Feigheit auslegen. Stattdessen reckte sie das Kinn und erwiderte seinen Blick. Ihre Miene und ihre Haltung gaben ihm zu verstehen, dass sie sich nicht von ihm einschüchtern lassen würde.
„Ich frage mich dennoch“, begann er und fuhr dabei sanft mit dem Daumen über ihr Kinn, „welchen Grund eine Frau dafür haben könnte, in das Schlafzimmer eines Mannes einzudringen.“
Megan spürte seine Berührung bis in ihr tiefstes Inneres. Als er auch ihre Wange streichelte, konnte sie ein wohliges Erschauern nicht länger unterdrücken.
„Es mag eher nüchterne Naturen geben, die sogleich vermuten würden, dass Sie hier etwas stehlen wollten. Wäre das der Fall, so sollte ich Sie wahrscheinlich
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