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Schatten ueber Hollywood

Schatten ueber Hollywood

Titel: Schatten ueber Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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berechnet und mich an der entsprechenden Stelle umgesehen.«
    »Und was hast du gefunden?«, fragte Peter. »Es wird wohl eine Taschenlampe oder so etwas gewesen sein.«
    »Nein, war es nicht. Es war das hier.« Justus zog etwas aus der Tasche und hielt es über Peters Schulter nach vorne. Es sah aus wie eine sehr kleine, leicht gekrümmte Hand mit dunklem Fell und Krallen. Am hinteren Ende befand sich ein dichter Pinsel aus schwarzen Haaren. Peter zuckte zurück und verzog angewidert das Gesicht. »Pfui Spinne, was ist das denn?«
    Auch Bob rümpfte die Nase. »Das ist ja eklig. Wieso sammelst du Leichenteile ein, Erster?«
    »Es ist kein Leichenteil«, sagte Justus. »Jedenfalls nicht richtig. Es ist eine Tierpfote. Leider entzieht es sich meiner Kenntnis, um was für ein Tier es sich handelt. Der Pinsel ist meiner Meinung nach entweder ein Rasierpinsel oder eine Puderquaste. Ziemlich geschmacklos, da gebe ich euch Recht. Aber da unser Kletterer es bei seinem Sturz verloren hat, vermute ich, dass es ein wichtiges Indiz in unserem Fall sein dürfte.«
    »Und was bedeutet es?«, fragte Peter.
    Justus zuckte die Achseln. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«

KCY
    In der Zentrale angekommen, setzte Bob sich an den Computer und suchte nach Informationen über das Gespenst von Hollywood. Peter klopfte vorsichtig den verschütteten und erstarrten Gips rings um den Fußabdruck weg, kippte die Gipsreste in einen Eimer und zeichnete das Sohlenprofil in ein Notizbuch, während Justus die seltsame Pfotenquaste untersuchte.
    »Hier ist etwas«, sagte er. »Ein Relief – dort, wo die Pfote aufhört und der Pinsel anfängt. Man kann es kaum sehen, aber fühlen.« Er holte das Fingerabdruckset heraus und stäubte die Seite des Pinsels mit Graphitpulver ein, dann legte er einen Klebestreifen darüber und zog ihn wieder ab. Bob und Peter schauten zu, als er den Streifen auf ein weißes Kärtchen klebte. Drei ineinander verschlungene Buchstaben waren zu erkennen.
    »KCY«, sagte Justus. »Das sind wohl die Initialen des Besitzers oder des Herstellers. Bob, schau doch mal, ob du etwas über KCY herausfinden kannst.«
    »Gerne«, sagte Bob. »Über das Gespenst finde ich hier nämlich nichts weiter.« Er fing wieder an zu tippen, hörte aber gleich wieder auf. »Ich glaube, ich habe es schon! KCY ist nicht nur eine Abkürzung, es ist der ganze Name!«
    »Lies vor!«
    »Casey Wye (KCY), amerikanische Schauspielerin. Kam in den frühen 50er Jahren nach Hollywood. Kleinere Rollen in ›Fluss der Träume‹, ›Tiefsee‹, ›Das Wunder vom Mississippi‹, ›Jagd‹ und anderen. Verheiratet mit Harold Packleham, Regisseur. Zwei Kinder. Nach zehn Jahren Ehe beschuldigte sie ihn eines Tages, ein von ihr verfasstes Drehbuch unter seinem eigenen Namen verkauft zu haben, und verließ ihn. Da sie aber nicht beweisen konnte, dass das Drehbuch wirklich von ihr stammte, fielen alle Einkünfte an Packleham. Der auf dem Drehbuch ›Das Gespenst von Hollywood‹ basierende Film ›Schatten über Hollywood‹ wurde mit zwei Goldenen Raben ausgezeichnet und brachte Harold Packleham vier Millionen Dollar ein. Als Verliererin des Prozesses musste Casey Wye die Gerichtskosten zahlen und entging nur knapp einer Verleumdungsklage ihres Ehemannes. Ihr Auftreten während des Prozesses brachte ihr den Ruf ein, hysterisch, missgünstig und unkontrollierbar zu sein. Sie drehte noch ein paar Filme, erhielt aber dann keine Angebote der Filmindustrie mehr und zog sich aus dem Geschäft zurück.« Bob blickte auf. »Tja, und vor sieben Jahren ist sie dann unter ungeklärten Umständen gestorben.«
    »Sie ist nicht zufällig selbst von einem dieser sechsundzwanzig Meter hohen Buchstaben gesprungen, die um Los Angeles herumstehen?«, fragte Peter. »Nur, um die Geschichte abzurunden?«
    »Stell dir vor, nein«, antwortete Bob, während er weiterlas. »Sie unternahm eine Spritztour mit dem Auto in die Wüste von Nevada. Der Wagen wurde später verlassen aufgefunden. Von Casey Wye hat man nie wieder etwas gehört. Dieser Artikel erschien vor zwei Monaten, als sie offiziell für tot erklärt wurde.«
    »Hysterisch, missgünstig und unkontrollierbar«, sagte Peter. »Klingt nach einer reizenden Dame.«
    »Ach was!«, meinte Justus. »Tante Mathilda sagt, dass früher jede Frau als hysterisch und unkontrollierbar bezeichnet wurde, sobald sie mal ihrem Ehemann widersprach. Das heißt überhaupt nichts. Aber ich frage mich, was diese alte Geschichte mit unserem

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