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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eilten herbei und zogen die Brustpanzer auseinander, damit sich die Gesellschaft ein näheres Bild von der Wirkung des Schusses machen konnte.
    Den ersten Panzer hatte der Pfeil komplett durchschlagen, im zweiten hatte sich die dreikantige, geschliffene und fast unterarmlange Eisenspitze vom Holzschaft, auf dem sie ursprünglich steckte, gelöst und war in den dritten eingedrungen, ohne jedoch auf der anderen Seite vollständig auszutreten.
    »Was ist das für eine Waffe, die drei Harnische durchbohrt?«, wollte Lodrik wissen, der sich noch immer nicht von seiner Überraschung erholt hatte. »Und für welchen Zweck braucht Ihr sie? Ich frage zum letzten Mal, Kolskoi.«
    »Würden Exzellenz und der Rest der Gäste mir folgen? Ich werde Euch meine Antwort zeigen.« Der Adlige lief voraus.
    Auch Hetrál folgte, den entspannten Bogen locker über die Schulter gelegt. Die Augenklappe, die er offenbar nur trug, um besser zielen zu können, hatte er abgenommen.
    Kolskoi ging in den Raum mit den Trophäen, wartete, bis auch der Letzte anwesend war, und zog mit einem Ruck das Tuch von der verhüllten Gestalt.
    »Das ist der Grund, weshalb ich meinen neuen Jagdaufseher benötige, Exzellenz!«
    Ein etwa menschengroßes Wesen stand in halb erhobener Position vor ihnen, zwei Fangarme mit jeweils drei spitzen Krallen befanden sich auf jeder Körperseite, dicke Schuppen bedeckten seinen Leib. Der massige Kopf wurde geschützt von einer undurchdringlichen Hornpanzerung, die Augen lagen flach am Schädel, die kurzen, aber kräftigen Kiefer mit den spitz zulaufenden Zähnen waren halb geöffnet.
    Aus dem Maul hing eine gespaltene Zunge, deren gegabelte Enden gefährlich scharf aussahen. An Stelle einer Nase hatte es winzig kleine Löcher, am schuppenbewehrten Hals bemerkte Lodrik fingerbreite Schlitze, durch die es vermutlich die Luft einsog.
    »Dieses Ding hat zusammen mit zwei seiner Artgenossen eines meiner Dörfer mit allen Männern, Frauen, Kinder und Tieren ausgelöscht«, erklärte Kolskoi, während die Gäste noch immer voller Abscheu auf das ausgestopfte Wesen starrten, das so lebendig aussah, als würde es jeden Moment auf die Männer losgehen und ihnen die Eingeweide aus dem Leib reißen wollen.
    Der Adlige deutete auf die vielen, unterschiedlich tiefen Scharten in den Schuppen. »Das sind die Spuren von Mistgabeln, Schwertern und herkömmlichen Pfeilen. Ihr seht, dass man bei dieser Kreatur mit normalen Mitteln nicht weiterkommt. Deshalb habe ich Meister Hetrál rufen lassen, der mir bei der Jagd zur Hand gehen soll. Er ist ein Turît und kennt sich mit den Sumpfbestien bestens aus.«
    »Wie habt Ihr denn dieses Exemplar hier erlegen können?«, fragte Waljakov, in dessen Antlitz plötzlich eine gewisse Begeisterung zu sehen war.
    »Es war ein Glücksfall«, gestand der dürre Adlige und tätschelte dem Wesen den Kopf. »Es hatte sich ein Bein gebrochen und in einem Seil verfangen. Einen meiner Knechte kostete es das Leben, als er das vermeintlich tote Ding untersuchen wollte.« Er tippte auf die Schlitze seitlich am Hals. »Wir haben fast eine halbe Stunde gebraucht, bis wir ihm endlich den verfluchten Schädel abschlagen konnten. Die Fangarme mit den Spornen reichen weit und sind tödlich. Und mit der Zunge schlitzt es die Kehlen seiner Opfer auf.«
    »Weshalb habt Ihr nicht der Garnison Bescheid gegeben? Die hätten Euch bei der Jagd unterstützt?«, wunderte sich der junge Mann und trat näher, um sich die Bestie aus der Nähe zu betrachten.
    Kolskoi schüttelte den Kopf, seine Augen wurden schmal. »Das ist eine Angelegenheit, die ich als Jäger persönlich zu Ende bringen möchte. Es ist vermutlich die größte Herausforderung, der ich je begegnet bin.«
    »Und wann wollt Ihr Euch Eurem Gegner als Vorspeise anbieten?« Stoiko blickte argwöhnisch auf die Klauen der Kreatur. »Übernehmt Ihr Euch da vielleicht nicht ein wenig?«
    »Meister Hetrál weiß, auf was es ankommt und wie wir die anderen beiden Kreaturen aufspüren können«, gab sich Kolskoi sicher. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, die Hakennase zuckte, als nähme sie eine Witterung auf. »Ihr könnt uns gerne begleiten, Exzellenz. Euer Leibwächter sieht aus, als wüsste er eine gute Jagd zu schätzen.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, bedankte sich Lodrik für die Einladung. »Und nun lasst uns etwas essen. Und richtet mir und meinem Gefolge Zimmer für die Nacht her. Ich werde vorerst hier bleiben. Es interessiert mich zu sehr, wie die Sache

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