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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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zum Essen einladen, denn die Punkte, die wir bekommen haben, konnten auch sie gut brauchen. Ich nahm ihre Einladung an, aber sie wussten genauso gut wie ich, dass ich niemals ein guter Teamarbeiter werden würde. Ich habe ihre Aufgabe nicht für die Gruppe, für ein Essen oder Dankbarkeit erledigt. Ich habe es für mich getan, weil ich das langsame Arbeitstempo meiner menschlichen Mitschüler einfach nicht ertragen konnte. Dabei war das sogar schon ein Fortschritt für mich. Immerhin habe ich meine Partner ihre Texte selbst verfassen lassen. Früher, bei anderen Referaten, hatte ich das auch noch mit erledigt.
    Ich lasse den blauen Opel vor mir in meine Spur wechseln und halte an der nächsten Ampel, die der Opel gerade noch schafft. Vittorio kreist jetzt vielleicht schon mit seiner Maschine über Berlin.
    Mein Navi sagt mir mit freundlicher Frauenstimme, dass ich zum Flughafen Schönefeld rechts abbiegen muss. Wenn wir Vittorio und seine Delegation begrüßt haben, werden wir ins Hauptbüro am Potsdamer Platz fahren, und dort werde ich über meine Begegnung mit den Werwölfen erzählen. Endlich kann ich den Shinanim offiziell berichten, dass es sie wirklich gibt, diese dunklen Sagengestalten. Ich kann erzählen, wie sie sich verwandeln, von den dunklen Schatten, die sie umgeben, wie stark und schnell sie wirklich sind. Ich kann meinen Plan vorstellen, wie wir sie unter Kontrolle halten werden. Ich werde darlegen, wie viele von uns nötig sind, eine Stadt wie Berlin zu beschützen, damit die Menschen trotz dieser Herausforderung sicher sind. Und ich kann erklären, dass meine Gruppe, meine kampferprobte Truppe junger Shinanim, die ich gegründet habe und im Geheimen in unserem Quartier am Kurfürstendamm trainiere, dafür perfekt geeignet ist.

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    8. Luisa
    DA ist der Wald. Schnell weg vom Ufer. Haddrice läuft voraus. Schnee und Laub knistern unter meinen Pfoten. Wieso riecht es nach ihnen? Shinanim, hier?
    Auf einmal stehen sie vor uns. Wir stoppen. Zurück, Haddrice? Meine Beine zittern vor Anstrengung. Ich sehe über die Schulter. Doch da sind noch mehr von ihnen. Shinanim, grelläugige, werwolfhassende Shinanim sperren das Ufer ab. Sechs von ihnen. Schneller, als ich schauen kann, schließen sie die Lücken. Kommen. Greifen nach uns mit feurigen Händen. Haddrice kämpft wütend. Ich kann kaum noch, habe keine Kraft mehr. Ich jaule vor Schmerzen und versuche es trotzdem. Beiße, schnappe um mich.
    Sie werfen Netze über uns. Wir versuchen uns zu befreien, verstricken uns, knurren, beißen, kämpfen. Sinnlos.
    Mit Stangen halten sie uns von sich weg. Binden uns mit Seilen. Schleppen uns schließlich, als wir hilflos zusammengeschnürt sind, zu seltsamen Kisten.
    Was sind das für Dinger? Schmale Kisten aus ausgetrocknetem, fahl riechendem, totem Holz, die geschnitzten Verzierungen voller Staub. Sie schieben mich hinein in eine Kiste und Haddrice in eine zweite. Ich jaule. Ich und nur ich in dieser Kiste, allein. Jemand schlägt die Tür zu. Ein Schloss knirscht. Die Stäbe in der Tür sind schwarz. Als ich sie untersuchen will, wische ich mit meinem Fell etwas von der Schwärze ab, und es ist helles Metall darunter, das wie Silber riecht. Meine Kiste schwebt hoch, der Boden unter mir windet sich, ich höre jemanden rufen, jemanden antworten. Diese Fremden, Shinanim, die wie Menschen reden und es nicht sind. Wieder ein Ruf, und dann tropft Wasser auf mich, von oben, durch Ritzen der Deckenbretter. Kein Havelwasser. Es riecht nach nichts, wie frischer Schnee. Dann ruckt es noch einmal, schwankt, ich höre schurrendes Schieben. Haddrice knurrt langgezogen und laut im Finstern. Ganz nah. Ich antworte ihr. Dann knallen Türen, dumpf, es wird schlagartig dunkel, und etwas wie ein Motor erwacht brummend zum Leben.

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    9. Elias
    DER Himmel ist immer noch grau, aber bisher schneit es nicht. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt lassen den Schnee zu einer schmutzigen Pampe werden, die rechts und links der Straße aufgetürmt ist. Die Straßen zum Flughafen sind geräumt, aber sie sind von einem schwarzfeuchten Zeug bedeckt, das von den Reifen aufgewirbelt auf den Scheiben trocknet und sie blind macht. Ich betätige zum soundsovielten Male die Scheibenwischanlage, spüle mir die Sicht frei und biege endlich auf das Gelände des Flughafens Schönefeld ein. Dort folge ich dem ausgeschilderten Weg zum Charterterminal. Vittorio, der Erzshinan, fliegt nicht mit einer

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