Schattenblüte. Die Erwählten
und gebt uns Bescheid. Vielleicht jedoch gelingt es uns diesmal, alle Werwölfe einzufangen und nicht nur zwei von ihnen.»
Vittorios Leibwächterin und sein Sicherheitschef! Was wissen die von Werwölfen? Haben sie auch nur eine Ahnung davon, wie es ist, gegen jemanden zu kämpfen, der mitten im Kampf die Gestalt wechselt? Der auf einmal statt einem Knüppel lange Fangzähne als Waffe einsetzt? Und der, nebenbei bemerkt, zwar über große Schnelligkeit, aber nicht über Superkräfte verfügt, die ihn ein tonnenschweres Kreuz umstoßen lassen. «Lasst wenigstens einen von meiner Gruppe mitgehen, Vittorio, wenn ich es schon selbst nicht kann.»
Vittorio hebt ein aufgeschlitztes Engelsbild vom Boden auf, lehnt es an die Wand und streicht mit der Hand darüber. Der Engel auf dem Bild hält immer noch seine flammende Waffe in der Hand, doch es sieht aus, als hätten ihm seine dunklen Feinde mit einem Schwertstreich die Seite aufgerissen. Mich schaudert. «Und an wen denkst du, Elias?»
«Adrian.» Ich muss nicht einmal nachdenken. Natürlich Adrian, wem sonst könnte ich vertrauen, dass er an meiner Stelle tut, was ich täte? Chiara oder Konstantin bestimmt nicht.
«Adrian?» Esther hebt eine Augenbraue. «Von all deinen gut ausgebildeten Kämpfern willst du ausgerechnet Adrian auf diese wichtige Mission in den Wald schicken? Warum nicht Chiara oder Konstantin? Von mir aus Raquel. Adrian ist bislang nicht gerade für besonderen Gehorsam und Pflichtgefühl dem Orden gegenüber aufgefallen, nicht wahr? An welchem Grad hat er noch gleich seine Ausbildung abgebrochen?»
Gehorsam und Pflichtgefühl? Vielleicht hat er das wirklich nicht gerade im Übermaß. Aber er ist mein Freund, und ich vertraue ihm, doch das würden die Mitglieder des hohen Rates vermutlich nicht verstehen. Also muss ich sie anders überzeugen.
Doch bevor ich etwas sagen kann, kommt mir Vittorio zuvor. «Gut, wenn du dich so für ihn einsetzt, Elias, dann wird Adrian Delwin begleiten. Gib ihm Bescheid, Jordan.»
«Dann ersetzt man mich durch einen von Elias’ Leuten?», fragt Felicity.
«Zwei von uns sind genug, mehr fallen zu sehr auf, wir müssen um jeden Preis vermeiden, dass die Flucht der Werwölfinnen bekannt wird. Und wir wollen das Werwolfsrudel nicht unnötig darauf aufmerksam machen, dass wir zweien von ihnen auf den Fersen sind. Delwin ist ein besonnener Mann. Felicity, du bist weiterhin eingebunden. Du hältst dich hier im Ordenshaus bereit. Jordan sorgt dafür, dass du jederzeit Funkverbindung mit Delwin und Adrian halten und eingreifen kannst, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt. Wenn ihr zu spät kommt und die entkommenen Wölfinnen sich bereits mit ihren Artgenossen vereint haben, dann meldet ihr das Felicity, und ihr bekommt, so schnell es geht, Verstärkung.»
Vielleicht lassen sie mich ja wenigstens dann eingreifen! «Ich hoffe, dass ich in diesem Fall bereits meine momentanen Pflichten erfüllt habe und zur Verfügung stehe.»
«Warten wir es ab, Elias. Hoffen wir lieber, dass Delwin und Adrian die entkommenen Werwölfinnen zurückbringen, bevor sie zu ihrem Rudel stoßen können.»
«Wie wollt ihr sie denn so schnell finden?»
Vittorio lächelt. «Eine der Werwölfinnen trägt einen Sender.»
[zur Inhaltsübersicht]
26. Luisa
MITTEN in der Nacht erwache ich. Albtraumgeschüttelt. Danke, Elias, denke ich, dass du mir meinen Schmerz zurückgegeben hast, so stark, dass er mich sogar in meine Wolfsträume verfolgt! Mühsam war es, sich wieder in die Enge der menschlichen Gestalt zu zwängen. Zum Wolf zu zerfließen ist so leicht. Thursens Methode der Rückverwandlung, auf die wir uns beide verlassen hatten, hat nicht funktioniert. Ich bin, was ich bin, und das wird sich nie mehr ändern. Ändern wird sich nur, dass ich mich bald nicht mehr daran erinnern kann, was Thursen mir bedeutet. Auch der letzte Funken daran wird verglühen.
Leise ziehe ich mich an und schiebe mich am schlafenden Thursen vorbei aus der Höhle. Hätte er nicht all die Nächte über meinen Schlaf gewacht, wäre er nicht jetzt, wo ich gesund zurückgekommen bin zu ihm, so erschöpft, er hätte meine Unruhe gespürt und wäre sofort erwacht.
Draußen vor der Höhle riecht es nach Holzbrand. Drei Krähen, kaum mehr als Schatten, hocken über mir in den kahlen Zweigen einer Eiche. Die vorderste legt den Kopf schief und äugt auf mich herab. Die Glut des Feuers blitzt einen Moment in ihrem schwarzen Auge.
Norrock ist am Feuer. Früher hätte er auf
Weitere Kostenlose Bücher