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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Als ich dazukomme, lässt er den Bildschirm dunkel werden, doch ich habe trotzdem noch erkannt, dass es das Video von Haddrice war, das er angeschaut hat. Wahrscheinlich macht es ihm genauso viel Angst wie mir.
    «Weißt du, wann Adrian eintreffen wird?», fragt er mich nach einer kurzen Begrüßung. «Ich hatte ihn bereits vor einer Viertelstunde erwartet.»
    «Ich bin mir sicher, er wird jeden Moment hier sein.» Ich betrachte die goldenen Engelsfiguren in der Vitrine zwischen den Grünpflanzen. Sie erscheinen so unwirklich mit ihren zwei Flügelpaaren, von denen sie je eins um ihren Körper schlingen, der kein Menschenkörper zu sein scheint, und eins wie ein schützendes Dach ausbreiten.
    «Das dort sind exakte Kopien der Cherubim auf der Bundeslade», erklärt mir Delwin. «Sie wurden von Meistern ihrer Kunst aus purem Gold gefertigt. Vittorio hat dafür gesorgt, dass diese Feste auch Kopien erhält, genau so, wie sie im Europäischen Hauptquartier stehen.»
    Bevor ich fragen kann, woher man denn eigentlich so genau weiß, wie die Cherubim auf der Bundeslade aussehen, da der Schrein mit den Zehn Geboten doch seit Jahrhunderten als verschollen gilt, öffnet sich das Eingangsportal, und Adrian kommt herein.
    «Hallo, da bin ich!», sagt er und stapft mit seinen Stiefeln voller Schneematsch über den Teppich auf uns zu.
    «Schön, dich zu sehen, Adrian!», sage ich. Er betrachtet mich in meiner Ratskleidung, sagt aber nichts dazu. «Das hier ist also die neue Shinan-Feste?» Er reckt den Kopf, sieht sich um und scheint die Pfütze, die sich zu seinen Füßen bildet, nicht zu bemerken.
    Delwin hingegen schon. «Gesegnete Nacht, Adrian!», sagt er, verneigt sich ein wenig und lässt dabei seinen Blick vom nassen Teppich über die schmutzigen Stiefel mit den dicken Profilsohlen hinaufwandern zu Adrians lächelndem Gesicht. «Ich hoffe, du bist vorbereitet und weißt, was dich da draußen im Wald erwartet?»
    «Wir suchen zwei Werwölfinnen, die euch entkommen sind und von denen eine mal Luisa war. Ich habe mit Luisa zusammen gekocht, natürlich, als sie noch kein Werwolf war. Ich müsste sie also zumindest erkennen, wenn ich sie sehe. Oder hat sie sich sehr verändert, Elias?»
    Ob sie sich verändert hat? O Gott, was für eine Frage! Sie hat alles von früher vergessen und kann sich jeden Moment in ein gefährliches Raubtier verwandeln. Natürlich hat sie sich verändert! Aber äußerlich ist sie noch fast dieselbe. «Nicht sehr. Sie ist natürlich viel blasser als früher.»
    «Gut, da bin ich also tatsächlich nützlich. Außerdem habe ich ihrem Werwolfsfreund Thursen damals die Tür zu unserer Wohnung geöffnet und ihn reingelassen. Nicht sehr klug, oder? Ich habe also etwas wiedergutzumachen. Ich wette, das ist der wahre Grund, aus dem Elias mich für diese Mission vorgeschlagen hat, hab ich recht?»
    «Adrian, du hast geholfen, Thursen aus der Wohnung zu jagen, und du hast gegen die Werwölfe auf dem Teufelsberg gekämpft, ohne vor ihnen wegzulaufen. Du weißt, was dich erwartet. Das ist der Grund, warum ich dich dabeihaben wollte.»
    Auf einmal erscheint Vittorio hinter uns auf der Treppe. «Ich wünsche euch alles Gute und viel Erfolg für eure Mission, Adrian und Delwin!»
    Die beiden grüßen ihn, verneigen sich und bedanken sich für seine guten Wünsche. «Wir dürfen keine Zeit verlieren. Delwin hat alle Informationen bereits erhalten, ihr könnt sofort aufbrechen!»
    «Na dann, wünsch uns mal Glück!» Adrian legt mir den Arm um die Schulter und klopft mir mit der anderen Hand auf den Rücken. «Wenn ich zurück bin, muss ich dir was erzählen. Das wird dich überraschen!», flüstert er mir zu.
    Draußen höre ich ein paar Minuten später den Motor eines Geländewagens und weiß, dass sie fort sind. Fort auf der Jagd nach Luisa und Haddrice.

[zur Inhaltsübersicht]
    28. Luisa
    NORROCK klopft mir auf den Rücken. «Los, komm mit zum Tor! Der Zeitpunkt ist ideal. Thursen schläft und kriegt nichts mit. Und du bist noch Werwölfin. Ehrlich, wenn du schon Mensch geworden wärst, hätte ich auf den Deal geschissen. Das Reich der Toten ist nur etwas für uns Werwölfe. Wir sind schließlich die Schattenwächter.»
    «Für uns Werwölfe ist es also einfach, die Schattenwelt zu betreten?»
    «Nein, einfach ist es nicht! Selbst für mich nicht und für dich schon gar nicht. Schließlich bist du kein Leitwolf. Du musst dich schon entscheiden, ob es dir das Risiko wert ist. Aber auf jeden Fall solltest du dich

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