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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Nichts.
    «Na los, geh deinen Bruder suchen, Schattenwächterin.»
    Mich schaudert. «Und du?»
    «Ich bleibe draußen und halte das Tor geöffnet. Mal sehen, ob du wieder zurückkommst.»
    «Und du bist sicher, dass mein Bruder da drin ist?»
    Doch Norrock schweigt, und seine Haltung zeigt mir, dass jetzt der Wolf die Oberhand gewonnen hat und er nicht mehr sprechen wird.

[zur Inhaltsübersicht]
    29. Elias
    ES hat eine Weile gedauert, bis Nick mir endlich verraten hat, wo er jetzt wohnt. In Prenzlauer Berg hat er eine Wohnung. Mein Navi weist mir den Weg zu seiner neuen Adresse. Ich wünschte, es könnte mir auch anzeigen, wo ich hier einen Parkplatz finde. Schließlich wird ein paar Ecken weiter ein Platz frei. Und das ist meiner.
    Es gibt so viele schöne Straßen mit sanierten Häusern in diesem Bezirk, doch mein Bruder hat sein neues Zuhause in ein halbverfallenes Haus in einer vergessenen Straße verlegt. Ich suche nach dem Klingelknopf, doch ich finde keinen. Ungeduldig stoße ich die angelehnte Eingangstür mit der Schulter auf. Das ganze Treppenhaus riecht nach Keller. Ist das Schimmel? Ein paar Treppen nach oben, dann finde ich sein Namensschild. Ich klingele, warte. Er schläft bestimmt noch nicht. Seit Jahren geht er nicht mehr vor dem Morgengrauen schlafen. Als ich noch mal klingele, kommt er endlich an die Tür. Er hat die Kette vorgelegt und guckt durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen.
    «Bist du allein?», fragt er. Und mit seiner Frage zusammen kriecht grauer Zigarettenrauch ins Treppenhaus.
    «Ja, ich bin allein. Darf ich vielleicht reinkommen? Unsere Auseinandersetzung muss ja nicht das ganze Haus mitbekommen, oder?»
    Nick hustet. Die Kette bleibt. Seine Hand, in der eine krumme selbstgedrehte Zigarette glimmt, zeigt auf mich. «Waffen?»
    «Geht’s noch?»
    Er lacht. «Vergiss es. Dumme Frage von mir, oder? Waffen brauchst du ja nicht. Du bist ja unser Superman, der mit dem schwarzen Gürtel in allem, was man sich vorstellen kann.»
    Ich muss unfreiwillig grinsen. «Superman. Immer noch der alte Witz?»
    «Komm rein.» Endlich fummelt Nick die Kette von der Tür und lässt mich wenigstens in seinen Wohnungsflur. Superman. Er hat unser Spiel nicht vergessen. «Was willst du?», fragt Nick, nachdem er die Tür hinter mir zugedrückt hat.
    «Reden.»
    Nick geht in eine kleine Küche voller schmutzigem Geschirr und drückt seine Zigarette in einer Untertasse aus. «Mal wieder. Hat dir das letzte Mal nicht gereicht? Wie geht es übrigens deiner Nase?»
    Ich bleibe im Türrahmen lehnen. Was soll ich in seiner Küche? Er wird mir mit Sicherheit keinen Kaffee kochen wollen. «Wenigstens war sie nicht gebrochen. Und, ja, ich will immer noch mit dir sprechen.»
    «Warum?»
    «Ich bin dein Bruder.»
    «Nein, mein Freund. Das bist du nicht. Nur weil dein Vater meine Mutter geheiratet hat, bist du nicht mein Bruder.»
    «Wir sind zusammen aufgewachsen.»
    «Die paar Jahre.»
    «Wir waren zwölf, als wir uns kennenlernten. Wir hätten Freunde werden sollen.»
    «Ja, nicht? Warst du sehr enttäuscht, dass ich nicht so ein Engel war wie du? Immer gut in der Schule, der Beste in Sport, nett, freundlich und der hübscheste Junge von allen?»
    «Hör auf damit, Nick.»
    «Nun, ich war enttäuscht. Ich war enttäuscht, wie leicht es dir gelungen ist, mir meine Mutter zu stehlen.»
    «Du hattest dafür einen neuen Vater.»
    Nick fischt in seiner Hosentasche und zündet sich eine neue Zigarette an. Zieht und bläst langsam den Rauch aus, ehe er antwortet. «O ja, er hat sich ja so über mich gefreut.»
    Das Schlimmste ist, dass er recht hat. Es hat tatsächlich nur Wochen gedauert, bis unsere Mutter, deren Ein und Alles er bis dahin gewesen war, mich in ihr Herz geschlossen hat. Ich hatte eine neue Mutter. Er hatte nichts. Mein Vater hat bis heute keinen Draht zu ihm gefunden.
    «Worüber willst du wirklich reden, Wunderknabe? Doch nicht über unsere Kinderspielchen.»
    «Stell dich der Polizei, Nick.»
    «Aber klar. Hast du mein neues Video gesehen? Ich kann dir den Link geben.»
    «Du hast Luisa auch gefilmt?»
    «Wow, habe ich diesmal dein S-Bahn-Schätzchen erwischt? Hättest du gerne gesehen, wie sie ausgesehen hat, nachdem wir mit ihr fertig waren? All die blutigen Kratzer und blauen Beulen auf ihrer schönen Haut. Hast du sie jeden Tag im Krankenhaus besucht? Lässt sie sich noch von dir anfassen, oder habe ich dir den Spaß mit ihr ein für alle Mal verdorben?»
    Ich denke an meinen Auftrag, an das, was

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